Der Rektor schrieb am 10. Juli 2004 23:01
> Da jedoch die Mitglieder einer sozialen Gemeinschaft auch aufeinander
> angewiesen sind, ist für den Einzelnen auch das Schicksal des Gemeinwesens
> von Bedeutung.
Ein guter Grund, sich das Gemeinwesen wohlüberlegt auszusuchen, dem
man angehören will.
> Der Begriff des Gemeinwesens erhält jedoch durch die sog.
> "Globalisierung" eine zusätzliche Dimension, die ein Gemeinwesen auch
> bedrohen und auflösen kann, da die organische Struktur des
> Gemeinwesens verändert und "defunktionalisiert" wird.
Diese Idee ist nicht neu. Schon Leo Trotzki fabulierte von der
"permanenten Revolution", die weltweit alle Gemeinwesen auflösen und
so den Sozialismus irreversibel machen sollte.
Doch die gegenwärtige Globalisierung zielt nicht auf die Abschaffung
eines starken Staates. Es scheint sogar eher so, daß sie auf starke
Staaten als Speerspitzen der Kooperation angewiesen ist. Anders als
Sie mache ich mir deshalb keine Sorgen.
> Aus einer größeren Perspektive betrachtet ist diese "unsere
> freiheitlich-demokratische Grundordnung" längst eine brüchige Hülle, eine
> Seifenblase, deren Oberflächenspannung durch die in der Blase enthaltene
> Säure der politischen Kriminalität kurz vor dem Zerreißen steht.
Wir brauchen die beschränkte Demokratie, um die Korruption in der
Politik drastisch einzuschränken, wenn nicht gar völlig zu
beseitigen.
> Das Fundament eines gesunden, stabilen und gerechten Gemeinwesens sieht
> anders aus.
Wie denn genau? Gibt es institutionelle Unterschiede?
> Du meinst also, Kultur habe (lediglich) die Aufgabe,
> gesellschaftlichen Polarisierungen entgegenzuwirken?
> Ich glaube, Kultur ist die Seele einer Gemeinschaft, eines Volkes,
> und hat sowohl eine historische als auch eine soziale Dimension.
Der erweiterte Kulturbegriff umfaßt alles von Menschen geschaffene.
Diese Kultur kann nur verlorengehen, wenn wir in eine
vorsteinzeitliche Gesellschaftsform zurückgeworfen werden. Da Sie auf
einen konkreten Verlust von Kultur verwiesen haben, benutzen Sie
offensichtlich einen sehr enggefaßten Kulturbegriff.
Es ist sicher richtig, daß es keine spezifisch deutschen Konzepte
mehr für Politik, Grundwerte, Recht und Gesellschaft gibt. Das
bedeutet aber nicht, daß in diesen Bereichen ein Vakuum existiert.
Vielmehr werden diese Ideen in einem übergeordneten Rahmen
formuliert, vor allem innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft.
Nun ist die Frage, ob es tatsächlich schlecht ist, daß Deutschland
keinen eigenständigen Sonderweg geht. Das bringt mich zu der eingangs
gemachten Bemerkung, daß man sich seine Gemeinschaft sehr gut
aussuchen sollte. Für mich ist diese Gemeinschaft die westliche Welt.
> Da jedoch die Mitglieder einer sozialen Gemeinschaft auch aufeinander
> angewiesen sind, ist für den Einzelnen auch das Schicksal des Gemeinwesens
> von Bedeutung.
Ein guter Grund, sich das Gemeinwesen wohlüberlegt auszusuchen, dem
man angehören will.
> Der Begriff des Gemeinwesens erhält jedoch durch die sog.
> "Globalisierung" eine zusätzliche Dimension, die ein Gemeinwesen auch
> bedrohen und auflösen kann, da die organische Struktur des
> Gemeinwesens verändert und "defunktionalisiert" wird.
Diese Idee ist nicht neu. Schon Leo Trotzki fabulierte von der
"permanenten Revolution", die weltweit alle Gemeinwesen auflösen und
so den Sozialismus irreversibel machen sollte.
Doch die gegenwärtige Globalisierung zielt nicht auf die Abschaffung
eines starken Staates. Es scheint sogar eher so, daß sie auf starke
Staaten als Speerspitzen der Kooperation angewiesen ist. Anders als
Sie mache ich mir deshalb keine Sorgen.
> Aus einer größeren Perspektive betrachtet ist diese "unsere
> freiheitlich-demokratische Grundordnung" längst eine brüchige Hülle, eine
> Seifenblase, deren Oberflächenspannung durch die in der Blase enthaltene
> Säure der politischen Kriminalität kurz vor dem Zerreißen steht.
Wir brauchen die beschränkte Demokratie, um die Korruption in der
Politik drastisch einzuschränken, wenn nicht gar völlig zu
beseitigen.
> Das Fundament eines gesunden, stabilen und gerechten Gemeinwesens sieht
> anders aus.
Wie denn genau? Gibt es institutionelle Unterschiede?
> Du meinst also, Kultur habe (lediglich) die Aufgabe,
> gesellschaftlichen Polarisierungen entgegenzuwirken?
> Ich glaube, Kultur ist die Seele einer Gemeinschaft, eines Volkes,
> und hat sowohl eine historische als auch eine soziale Dimension.
Der erweiterte Kulturbegriff umfaßt alles von Menschen geschaffene.
Diese Kultur kann nur verlorengehen, wenn wir in eine
vorsteinzeitliche Gesellschaftsform zurückgeworfen werden. Da Sie auf
einen konkreten Verlust von Kultur verwiesen haben, benutzen Sie
offensichtlich einen sehr enggefaßten Kulturbegriff.
Es ist sicher richtig, daß es keine spezifisch deutschen Konzepte
mehr für Politik, Grundwerte, Recht und Gesellschaft gibt. Das
bedeutet aber nicht, daß in diesen Bereichen ein Vakuum existiert.
Vielmehr werden diese Ideen in einem übergeordneten Rahmen
formuliert, vor allem innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft.
Nun ist die Frage, ob es tatsächlich schlecht ist, daß Deutschland
keinen eigenständigen Sonderweg geht. Das bringt mich zu der eingangs
gemachten Bemerkung, daß man sich seine Gemeinschaft sehr gut
aussuchen sollte. Für mich ist diese Gemeinschaft die westliche Welt.