Daniel Unruh schrieb am 10. Juli 2004 20:15
> Ah, Demokratie als Theateraufführung.
Das ist eine durchaus zutreffende Bezeichnung.
> Das ist ein interessanter Gedanke. Gerade für eine
> Interessenvertretung ist es sinnvoll, auf die Interessen der
> Mitglieder des Gemeinwesens zu schauen. Oberflächlich unterscheiden
> sich diese Interessen dramatisch. Ein Arbeitsloser hat andere
> Interessen als ein Angestellter bei Hoechst, ein Aktionär von Hoechst
> hat noch einmal andere Interessen.
Dies sind individuelle Interessen. Da jedoch die Mitglieder einer
sozialen Gemeinschaft auch aufeinander angewiesen sind, ist für den
Einzelnen auch das Schicksal des Gemeinwesens von Bedeutung. Der
Begriff des Gemeinwesens erhält jedoch durch die sog.
"Globalisierung" eine zusätzliche Dimension, die ein Gemeinwesen auch
bedrohen und auflösen kann, da die organische Struktur des
Gemeinwesens verändert und "defunktionalisiert" wird.
> Was diese Menschen aber alle eint, ist die gemeinsame Ideologie --
> die Kultur, wenn man so will. Unsere freiheitlich-demokratische
> Grundordnung und ihr Erhalt ist das gemeinsame Interesse aller. Das
> sorgt dafür, daß bei der poltischen Einheit Bundesrepublik auch das
> Wörtchen Einheit betont und mit Leben erfüllt wird.
Was du "unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung" nennst, ist
eine Schimäre, der naive Versuch, einen mehr oder weniger stabilen
Status Quo am Leben zu erhalten. Aus einer größeren Perspektive
betrachtet ist diese "unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung"
längst eine brüchige Hülle, eine Seifenblase, deren
Oberflächenspannung durch die in der Blase enthaltene Säure der
politischen Kriminalität kurz vor dem Zerreißen steht. Das Fundament
eines gesunden, stabilen und gerechten Gemeinwesens sieht anders aus.
> Menschen entscheiden sich aus unterschiedlichsten praktischen Gründen
> dafür, zusammenzuarbeiten.
Dies trifft wohl auf den Idealfall zu. Was die "Bundesrepublik"
Deutschland betrifft (nach Carlo Schmid die "Organisationsform einer
Modalität der Fremdherrschaft"), so ist diese keinesfalls auf einer
freien Entscheidung begründet. Dies ist auch der Keim ihres
voraussehbaren Zerfalls.
> Fast alle wichtigen historischen Ereignisse in der europäischen
> Geschichte sind Kriege.
Das kommt darauf an, welche Brille man beim Betrachten der Geschichte
verwendet.
> Die Sieger
> vereinnahmten die Besiegten.
Wohl wahr.
> Den Ausgang von längst vergangenen Kriegen kann ich zur Kenntnis
> nehmen, aber warum sollte ich gerade sie zum wichtigsten Maßstab für
> die Definition von politischen Einheiten in der Gegenwart machen?
Wenn du damit auf den sog. "Revanchismus" anspielst, dann ist die
Sache nicht so einfach, wie du dir sie möglicherweise vorstellst.
Landraub und Vertreibungen können nicht die Grundlage eines
friedlichen Zusammenlebens sein.
> Schlimmer noch, wenn die Kultur wegfällt, bleiben nur noch Gegensätze
> übrig. Das wäre mit Sicherheit der Untergang unserer Gesellschaft in
> einem Flammenmeer.
Du meinst also, Kultur habe (lediglich) die Aufgabe,
gesellschaftlichen Polarisierungen entgegenzuwirken?
Ich glaube, Kultur ist die Seele einer Gemeinschaft, eines Volkes,
und hat sowohl eine historische als auch eine soziale Dimension.
> Ah, Demokratie als Theateraufführung.
Das ist eine durchaus zutreffende Bezeichnung.
> Das ist ein interessanter Gedanke. Gerade für eine
> Interessenvertretung ist es sinnvoll, auf die Interessen der
> Mitglieder des Gemeinwesens zu schauen. Oberflächlich unterscheiden
> sich diese Interessen dramatisch. Ein Arbeitsloser hat andere
> Interessen als ein Angestellter bei Hoechst, ein Aktionär von Hoechst
> hat noch einmal andere Interessen.
Dies sind individuelle Interessen. Da jedoch die Mitglieder einer
sozialen Gemeinschaft auch aufeinander angewiesen sind, ist für den
Einzelnen auch das Schicksal des Gemeinwesens von Bedeutung. Der
Begriff des Gemeinwesens erhält jedoch durch die sog.
"Globalisierung" eine zusätzliche Dimension, die ein Gemeinwesen auch
bedrohen und auflösen kann, da die organische Struktur des
Gemeinwesens verändert und "defunktionalisiert" wird.
> Was diese Menschen aber alle eint, ist die gemeinsame Ideologie --
> die Kultur, wenn man so will. Unsere freiheitlich-demokratische
> Grundordnung und ihr Erhalt ist das gemeinsame Interesse aller. Das
> sorgt dafür, daß bei der poltischen Einheit Bundesrepublik auch das
> Wörtchen Einheit betont und mit Leben erfüllt wird.
Was du "unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung" nennst, ist
eine Schimäre, der naive Versuch, einen mehr oder weniger stabilen
Status Quo am Leben zu erhalten. Aus einer größeren Perspektive
betrachtet ist diese "unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung"
längst eine brüchige Hülle, eine Seifenblase, deren
Oberflächenspannung durch die in der Blase enthaltene Säure der
politischen Kriminalität kurz vor dem Zerreißen steht. Das Fundament
eines gesunden, stabilen und gerechten Gemeinwesens sieht anders aus.
> Menschen entscheiden sich aus unterschiedlichsten praktischen Gründen
> dafür, zusammenzuarbeiten.
Dies trifft wohl auf den Idealfall zu. Was die "Bundesrepublik"
Deutschland betrifft (nach Carlo Schmid die "Organisationsform einer
Modalität der Fremdherrschaft"), so ist diese keinesfalls auf einer
freien Entscheidung begründet. Dies ist auch der Keim ihres
voraussehbaren Zerfalls.
> Fast alle wichtigen historischen Ereignisse in der europäischen
> Geschichte sind Kriege.
Das kommt darauf an, welche Brille man beim Betrachten der Geschichte
verwendet.
> Die Sieger
> vereinnahmten die Besiegten.
Wohl wahr.
> Den Ausgang von längst vergangenen Kriegen kann ich zur Kenntnis
> nehmen, aber warum sollte ich gerade sie zum wichtigsten Maßstab für
> die Definition von politischen Einheiten in der Gegenwart machen?
Wenn du damit auf den sog. "Revanchismus" anspielst, dann ist die
Sache nicht so einfach, wie du dir sie möglicherweise vorstellst.
Landraub und Vertreibungen können nicht die Grundlage eines
friedlichen Zusammenlebens sein.
> Schlimmer noch, wenn die Kultur wegfällt, bleiben nur noch Gegensätze
> übrig. Das wäre mit Sicherheit der Untergang unserer Gesellschaft in
> einem Flammenmeer.
Du meinst also, Kultur habe (lediglich) die Aufgabe,
gesellschaftlichen Polarisierungen entgegenzuwirken?
Ich glaube, Kultur ist die Seele einer Gemeinschaft, eines Volkes,
und hat sowohl eine historische als auch eine soziale Dimension.