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  • Lautenbach

57 Beiträge seit 02.01.2019

Gretchenfrage: Wie stelle ich verlorenes Vertrauen wieder her?

Man lese die Rede des russischen Präsidenten auf der Münchner Sicherheitskonferenz von 2007 aufmerksam.
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Sicherheitskonferenz/2007-putin-dt.html

Hier ein Auszug:

Damit ist alles, was heute in der Welt geschieht - und wir fangen jetzt erst an, darüber zu diskutieren – eine Folge der Versuche, solch eine Konzeption der monopolaren Welt, in der Welt einzuführen.

Und mit welchem Ergebnis?

Einseitige, oft nicht legitime Handlungen haben nicht ein einziges Problem gelöst. Vielmehr waren sie Ausgangspunkt neuer menschlicher Tragödien und Spannungsherde. Urteilen Sie selbst: Die Kriege, die lokalen und regionalen Konflikte sind nicht weniger geworden. Herr Teltschik hat ganz leicht daran erinnert. Und es sterben nicht weniger Menschen bei diesen Konflikten als früher, sondern sogar mehr. Bedeutend mehr!

Heute beobachten wir eine fast unbegrenzte, hypertrophierte Anwendung von Gewalt –militärischer Gewalt - in den internationalen Beziehungen, einer Gewalt, welche eine Sturmflut aufeinander folgender Konflikte in der Welt auslöst. Im Ergebnis reichen dann nicht die Kräfte für eine komplexe Lösung wenigstens eines dieser Konflikte. Eine politische Lösung ist ebenfalls unmöglich.

Wir sehen eine immer stärkere Nichtbeachtung grundlegender Prinzipien des Völkerrechts. Mehr noch – bestimmte Normen, ja eigentlich fast das gesamte Rechtssystem eines Staates, vor allem, natürlich, der Vereinigten Staaten, hat seine Grenzen in allen Sphären überschritten: sowohl in der Wirtschaft, der Politik und im humanitären Bereich wird es anderen Staaten übergestülpt. Nun, wem gefällt das schon?

In den internationalen Angelegenheiten begegnet man immer öfter dem Bestreben, die eine oder andere Frage ausgehend von einer so genannten politischen Zielgerichtetheit auf der Grundlage der gegenwärtigen politischen Konjunktur zu lösen.

Das ist allerdings äußerst gefährlich. Es führt dazu, dass sich schon niemand mehr in Sicherheit fühlt. Ich will das unterstreichen – niemand fühlt sich mehr sicher! Weil sich niemand mehr hinter dem Völkerrecht wie hinter einer schützenden Wand verstecken kann. Eine solche Politik erweist sich als Katalysator für das Wettrüsten.

Die Dominanz des Faktors Gewalt löst in einer Reihe von Ländern den Drang nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen aus. Mehr noch – es erschienen ganz neue Bedrohungen, die zwar früher schon bekannt waren, aber heute globalen Charakter annehmen, wie der Terrorismus.

Das Problem:

Die USA nahmen Russland nicht Ernst. Sie schalteten und walteten weltweit nach eigenem Gusto. Und zum - vermeintlich - eigenen Vorteil. Und wundern sich, wenn die Welt mit Ausnahme der USA und deren Vasallen - ich wähle bewusst dieses Wort, weil es zutreffend ist - von den USA und ihrem neokolonialen Gehabe auf Deutsch gesagt, die Schnauze voll haben.

Herr Moegling, Sie schreiben:

Der beste Schutz ist hierbei das Wiedererlangen von gegenseitigem Vertrauen und das Wiedereinsetzen und die Weiterentwicklung von gemeinsamen Kontrollverträgen und Abrüstungsmaßnahmen im Bereich der offensiven Waffentechnologie – natürlich zuerst im Bereich der Nuklearwaffen.

Können Sie mir sagen, wie Vertreter Russlands nach den Erfahrungen der Jelzin-Jahre, nach der Erfahrung im Westen als Partner nicht gewollt zu sein, nach der NATO-Osterweiterung, nach den diversen Farbrevolutionen, nach der Erfahrung mit den Minsk-Verträgen, die laut Merkel und Hollande nur zum Schein geschlossen wurden, nach der Kündigung von Rüstungskontrollverträgen durch die USA, nach den brüsk zurückgewiesenen Verhandlungsvorschlägen von 12/2021 und nach der Stilisierung Russlands zum Bösen schlechthin, wieder "Vertrauen" in die USA gewinnen sollen?

Lesen Sie die Reden und Erklärung der russischen Offiziellen im Original, nicht die verzerrenden Zusammenfassungen von Regierung und veröffentlichter Meinung. Studieren Sie die weltweiten Reaktionen auf diese Äußerungen. Ich fürchte ohne aktive Vorleistung des Westens, wird sich Russland auf gar nichts mehr einlassen und verlassen. Außer auf seine eigene Stärke und das weltweit wachsende Netz des Widerestndes gegen die US-Hegemonie.

Und ich kann den Russen dieses Verhalten nicht einmal verdenken.

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