rosenkäfer schrieb am 13. Juni 2014 09:24
..
> Wer sagt sowas? Kritisiere Personen und Strukturen udn Systeme. Aber
> wenn du anfängst ein Sampel mit einem bestimmten ethnischen /
> religösen Hintergrund (wie lange der ausch zurückliegen mag)
> herauszufiltern und zur Basis der Argumentation zu machen, dann wird
> es rassistisch.
Ok, bin ich Deiner Meinung. Aber: Wo wird das denn gemacht?
Es ist doch im Gegenteil so, dass der Antisemitismusvorwurf,
gerade weil er - mit Recht - stigmatisierend ist, missbraucht
wird. Vor Jahren haben Gysi und ein paar andere Linke vor der
Frankfurter Börse einen Protest gegen Casinokapitalismus und
die Macht der "Finanzindustrie" gemacht. Selbst da gab es aus
den Reihen der Grünen und der Antideutschen, nachgeplappert
von einem erheblichen Teil der Medien, den Antisemitismusvorwurf
gegeben. Das ist dann "struktureller Antisemitismus".
Das geht von einer waghalsigen Konstruktion des Soziologen
Postone aus, der als eine der Ursachen des Antisemitismus
Komplexitätsfurcht, besonders bei Modernisierungsverlierern,
ausgemacht haben will: mit "dem Juden" werden das Intellektuelle,
das immer diffizilere Rechtssystem, die undurchschaubaren
und unsicheren wirtschaftlichen Verhältnisse etc. personal
verknüpft, die Antisemiten hassen die Juden sozusagen
stellvertretend für eine Gesellschaft, die ihnen über
den Kopf wächst.
Das mag sein, auch wenn Kritiker die mangelnde empirische
Fundierung dieser Theoriebildung kritisiert haben. Immerhin
kam und kommt Antisemitismus als Massenphänomen eben nicht
nur oder vermehrt bei Modernisierungsverlierern vor. Wie
dem aber auch sei, mit dem "strukturellen Antisemitismus"
wird diese Konstruktion auf den Kopf gestellt: wer das
neoliberale Casino, die Übermächtigung der ökonomischen
Prozesse durch die "Finanzindustrie", die Bankenrettungen
etc. kritisiert, ist "eigentlich" Antisemit.
Mit den Montagsdemos ist das nicht anders: Die Kritiker
führen als "Beweis" für den dortigen Antisemitismus an,
dass auf der Facebookseite des Mährholz eine Rothschild-
Karikatur aufgetaucht sei (was ich nicht weiss, ich war
nie auf FB und werde das auch nie machen), so als wenn
Montagsdemonstranten alle FB-Fans von Mährholz wären.
Und dieser FED-Quatsch mag ein Grund sein, nicht zu
solchen Demos zu gehen, antisemitisch ist das auch
nicht. Das wird es erst da, wo behauptet wird, die FED
stünde unter Kontrolle "der Juden" und mache ihre
Politik deshalb so und nicht anders. Das wäre aber
offenbarer antisemitischer Blödsinn und Dreck und wird
auch so wohl nicht behauptet, jedenfalls nach allem,
was ich bisher über diese Demos mitgekriegt habe.
Und hier ist auch der Connex, auch übrigens zur
Nahostpolitik: ein ausschweifender Antisemitismus-
Vorwurf als Maulkorb für unerwünschte Meinungen, egal
ob Kapitalismuskritik oder Frieden.
a^2
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> Wer sagt sowas? Kritisiere Personen und Strukturen udn Systeme. Aber
> wenn du anfängst ein Sampel mit einem bestimmten ethnischen /
> religösen Hintergrund (wie lange der ausch zurückliegen mag)
> herauszufiltern und zur Basis der Argumentation zu machen, dann wird
> es rassistisch.
Ok, bin ich Deiner Meinung. Aber: Wo wird das denn gemacht?
Es ist doch im Gegenteil so, dass der Antisemitismusvorwurf,
gerade weil er - mit Recht - stigmatisierend ist, missbraucht
wird. Vor Jahren haben Gysi und ein paar andere Linke vor der
Frankfurter Börse einen Protest gegen Casinokapitalismus und
die Macht der "Finanzindustrie" gemacht. Selbst da gab es aus
den Reihen der Grünen und der Antideutschen, nachgeplappert
von einem erheblichen Teil der Medien, den Antisemitismusvorwurf
gegeben. Das ist dann "struktureller Antisemitismus".
Das geht von einer waghalsigen Konstruktion des Soziologen
Postone aus, der als eine der Ursachen des Antisemitismus
Komplexitätsfurcht, besonders bei Modernisierungsverlierern,
ausgemacht haben will: mit "dem Juden" werden das Intellektuelle,
das immer diffizilere Rechtssystem, die undurchschaubaren
und unsicheren wirtschaftlichen Verhältnisse etc. personal
verknüpft, die Antisemiten hassen die Juden sozusagen
stellvertretend für eine Gesellschaft, die ihnen über
den Kopf wächst.
Das mag sein, auch wenn Kritiker die mangelnde empirische
Fundierung dieser Theoriebildung kritisiert haben. Immerhin
kam und kommt Antisemitismus als Massenphänomen eben nicht
nur oder vermehrt bei Modernisierungsverlierern vor. Wie
dem aber auch sei, mit dem "strukturellen Antisemitismus"
wird diese Konstruktion auf den Kopf gestellt: wer das
neoliberale Casino, die Übermächtigung der ökonomischen
Prozesse durch die "Finanzindustrie", die Bankenrettungen
etc. kritisiert, ist "eigentlich" Antisemit.
Mit den Montagsdemos ist das nicht anders: Die Kritiker
führen als "Beweis" für den dortigen Antisemitismus an,
dass auf der Facebookseite des Mährholz eine Rothschild-
Karikatur aufgetaucht sei (was ich nicht weiss, ich war
nie auf FB und werde das auch nie machen), so als wenn
Montagsdemonstranten alle FB-Fans von Mährholz wären.
Und dieser FED-Quatsch mag ein Grund sein, nicht zu
solchen Demos zu gehen, antisemitisch ist das auch
nicht. Das wird es erst da, wo behauptet wird, die FED
stünde unter Kontrolle "der Juden" und mache ihre
Politik deshalb so und nicht anders. Das wäre aber
offenbarer antisemitischer Blödsinn und Dreck und wird
auch so wohl nicht behauptet, jedenfalls nach allem,
was ich bisher über diese Demos mitgekriegt habe.
Und hier ist auch der Connex, auch übrigens zur
Nahostpolitik: ein ausschweifender Antisemitismus-
Vorwurf als Maulkorb für unerwünschte Meinungen, egal
ob Kapitalismuskritik oder Frieden.
a^2