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Nicht in Frankreich, nicht in Deutschland, aber in (Aznars) Spanien...

Abulie schrieb am 11. Februar 2005 16:49

> Ganz schön komisch - vor allem, weil die Alarmbereitschaft explizit
> für die Zeit vom 3. bis zum 9. Mai und vom 24. bis 30. Mai festgelegt
> wurde. Extrem seltsam...

Mit der Nennung dieser zwei konkreten Zeiträume könnte das BMVG
beabsichtigt haben, den potentiellen Attentätern bzw. ihren
eigentlichen Auftraggebern...
[die Ausführenden vor Ort müssen ja gar nicht wissen, wer sie
letztlich losgeschickt hat, sie könnten sogar denken, sie dienten dem
Phantom OBL]
...zu signalisieren, WIE genau man Bescheid weiß, wenn man sogar über
den geplanten Termin nebst vorgesehenem Ersatztermin, falls beim
ersten Versuch etwas dazwischenkommen sollte (nämlich drei Wochen
später), nennen kann. Wenn die Auftraggeber von dieser präzisen
Verlautbarung Kenntnis erhalten, müssen sie damit rechnen, daß das
BMVG auch darüber Bescheid weiß, auf WEN der geplante Anschlag
zurückgeht. Und eine andere Erklärung, als eben eine Warnung an die
Auftraggeber des geplanten Attentats "wir wissen, wer ihr seid" kann
ich mir als Grund für die Bekanntmachung einer erhöhten
Alarmbereitschaft für eine militärische Einrichtung nicht vorstellen.

> Aber wir bekommen natürlich rein gar nichts
> mit - wir werden es erst merken, wenn es zu spät ist.

Oder in diesem konkreten Fall: wir werden erst erfahren, wer im Mai
2004 einen Anschlag auf Deutschland mit nuklearem Fallout vorhatte,
wenn es sich die deutsche Regierung gefahrlos erlauben kann, Roß und
Reiter zu nennen... das kann auch nie sein.

> Und irgendwann
> - vielleicht schon Morgen, vielleicht auch erst in ein paar Jahren -
> wird sicher etwas passieren.

Nun, in dieser Hinsicht hat mich die Nachricht eher beruhigt:
offensichtlich weiß die Bundesregierung, woher -jenseits aller
öffentlichen Rhetorik- die *El Kaida*-Gefahr wirklich droht, und
unsere Dienste (oder von mir aus das "BKA") folgen den entsprechenden
Anweisungen.

Ein möglicher Terroranschlag in Deutschland im Mai 2004 hätte ja
nicht im luftleeren Raum stattgefunden. Sondern zwei Monate zuvor, am
11. März 2004, hat es einen Terroranschlag in Madrid gegeben; der bis
heute *El Kaida* zugeschrieben wird.

Die spanischen Dienste unter Aznar dagegen hatten anscheinend keine
Ahnung. Obwohl (angeblich nur durch einen Lapsus, nichts macht eine
Meldung glaubwürdiger!) die französische Regierung erstmals Ende 2003
und dann ein zweites Mal kurz vor dem 11. März 2004 bekannt gemacht
hatte, daß ein "Erpresserbande" genannter Personenkreis mit
Anschlägen auf die französische Staatsbahn drohe und sämtliche
Strecken absuchen ließ. Wer Lust hat, kann ja mal jemand ausrechnen,
wieviel Leute man bräuchte, um das in der kurzen Zeit, in der das
angeblich geschehen sein soll, überhaupt hinzukriegen und
recherchieren, ob so viele im Einsatz waren... Ganz abgesehen davon,
daß man nie sicherstellen kann, daß auf zigtausenden Kilometern
Strecke nirgends eine Bombe plaziert ist. Und trotzdem hat es in
Frankreich eben keinen Anschlag auf die Bahn gegeben. Stattdessen ein
paar Tage später und zugleich kurz vor den Parlamentswahlen in
Spanien. Wo, wie man im Nachhinein erfuhr, die nicht veröffentlichen
Umfragen, anders als die veröffentlichten, eben keinen Vorsprung für
Aznars Partido Popular zeigten (er persönlich hatte ja schon lang
vorher darauf verzichtet, nochmal anzutreten) sondern für Zapatero
und seine sozialistische Partei. Am Tag nach der Wahl in Spanien
sagte der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, im
(ARD oder ZDF) Morgenmagazin -sichtlich konsterniert-, er verstünde
die Spanier überhaupt nicht. Wenn sowas kurz vor
Präsidentschaftswahlen in USA passiert wäre wie in Madrid, dann
hätten sich aber die Amerikaner ganz gewiß hinter dem Präsidenten
versammelt; auch viele, die vorher eigentlich noch den Herausforderer
hätten wählen wollen.

Eventuell, so könnte man das Geschehen deuten, plante irgendeiner
oder mehrere der zahlreichen us-amerikanischen Geheimdienste im
Rahmen von Rumsfeld Schattenkrieg,

http://www.heise.de/tp/foren/go.shtml?read=1&msg_id=5585315&forum_id=55897

Frankreich und Deutschland durch Terroranschläge auf Linie zu
bringen. Für Frankreich war ein Anschlag auf die Bahn vorgesehen, für
Deutschland einer auf Büchel. Frankreich jedoch bemerkte, was läuft
und konterkarierte den bereits für Ende 2003 geplanten Anschlag durch
die Bekanntmachung. Man muß es mal so sehen: Ein *El Kaida*-Anschlag
in Frankreich hätte Freund Aznar bzw. seiner PP bestimmt nicht
geschadet. Auch nicht kurz vor der Wahl. Aber auch, daß die Aktion
dann Anfang März laufen sollte, haben die Franzosen rechtzeitig
spitzgekriegt und wiederum mit der Erklärung des plötzlichen
Wiederauftauchens der "Erpresserbande" publik gemacht. (Seither hat
man von dieser Bande nichts mehr gehört.) Nun waren aber die
Vorbereitungen für einen Anschlag auf die französische Bahn einmal
getroffen, Freund Aznar laut internen Umfragen in arger Bedrängnis.
Was liegt da näher, als den Schauplatz dahin zu verlegen, wo er nicht
verhindert wird, und, da ein *El-Kaida*-Anschlag Aznars PP nicht
recht nutzen würde, die Sache der ETA in die Schuhe zu schieben?

Vielleicht ist es ja auch eine Frucht der engen deutsch-französischen
Partnerschaft, die alles andere als Kasperle-Theater ist, daß die
deutschen Stellen im Mai 2004 entsprechend gewarnt waren.

> Nichts Neues unter der Sonne - die
> Geschichte wiederholt sich.

Aber sie sieht immer wieder so anders aus, daß man die Wiederholung
nicht allzu leicht erkennt.

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