Ausgezählt – und alle Fragen offen
Bei der Wahl im Irak errang keine der Parteien eine klare Mehrheit
Am Freitag verkündete die irakische Wahlkommission das Ergebnis der zweiten Parlamentswahl nach dem Einmarsch der USA vor sieben Jahren. Danach erhielt die al-Irakija-Liste des US-Wunschkandidaten Ijad Allawi mit 91 von insgesamt 325 Mandaten zwar eine relative, aber bei weitem keine absolute Mehrheit. Mit 89 Sitzen nur knapp hinter der Allawi-Liste landete das Bündnis des amtierenden Premier Nuri al-Maliki. Auf den dritten Platz kam die schiitische Watani-Liste, die 70 Sitze errang, auf den vierten die Kurdenallianz mit 42 Mandaten. Die restlichen Sitze teilen sich die kurdische Gorran (8), die beiden islamistischen Kurdenparteien KIU (6) und IKS (2), die sunnitischen Parteien al-Tawafuq (6) und UAI (4) sowie acht Vertreter von Minderheiten.
Für eine stabile Mehrheit sind mindestens 163 Sitze nötig. Wie eine Koalition aussehen könnte, ist augrund der Unverträglichkeit der größeren Gruppen miteinander relativ offen. So scheint zumindest schwierig, dass die beiden Rivalen Allawi und Maliki ein Zweierbündnis eingehen oder dass der relative Wahlsieger mit der Watani-Liste koaliert. Ihr gehören nämlich auch die radikal-schiitischen Sadristen an. Und diesen Anhängern Muktada as-Sadrs gilt der ehemalige Regierungschef Allawi, dem sowohl Gefangenenerschießungen als auch ausgesprochen enge Kontakte zur CIA nachgesagt werden, als "schlimmer als der Satan".