Bericht erkennt Rolle von Blauhelm-Soldaten bei Cholera in Haiti an

New York Times zitiert aus dem Entwurf des Berichts. Die Endversion wird in zwei Monaten erwartet. Die Epidemie hatte mindestens 6.600 Tote gefordert

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Ein Untersuchungsbericht der Vereinten Nationen hat offenbar erstmals die Mitverantwortung der Weltorganisation bei einem verheerenden Ausbruch der Cholera in Haiti anerkannt. Durch die Epidemie hatten seit Ende 2010 mindestens 6.600 Menschen ihr Leben verloren.

Bislang hatten die UN stets von sich gewiesen, dass Blauhelm-Soldaten aus Nepal den verheerenden Erreger nach Haiti eingeschleppt haben könnten. Nach einem schweren Erdbeben waren die UN-Soldaten gekommen. Kurz darauf brach in dem Karibik-Staat
die erste große Cholera-Epidemie seit 150 Jahren aus. An den Folgen der Durchfallerkrankung starben vor allem Alte und Kinder an akuter Dehydrierung.

Die New York Times hatte vor wenigen Tagen erstmals über ein internes UN-Papier berichtet, in dem die Verantwortung der Organisation eingestanden wird. Gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN bestätigte UN-Sprecher Farhan Haq, die Vereinten Nationen seien "im Laufe des vergangenen Jahres zu der Erkenntnis gelangt, dass sie in Bezug auf die eigene Rolle beim Cholera-Ausbruch (in Haiti) mehr tun muss". In dem vorläufigen Bericht zum Thema, in den Redakteure der New York Times einsehen konnten, kommt der UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, Philip Alston, zum Schluss, dass die Epidemie "nicht ausgebrochen wäre, wenn die UN nicht vor Ort gewesen wären".

Dennoch kommt der Bericht nicht automatisch einem Schuldeingeständnis gleich. Die UN kann die Erkenntnisse übernehmen oder im Rahmen eines Diskussionsprozesses mit Haiti oder anderen Mitgliedsstaaten verändern. Die Endversion des Papiers soll dann binnen zwei Monaten in New York, dem Hauptsitz Organisation, vorgestellt werden.

Menschenrechtsaktivisten in Haiti und auf internationaler Ebene hatten seit Jahren für eine Anerkennung der Verantwortung durch die Vereinten Nationen gekämpft. Sie verwiesen darauf, dass die sanitären Einrichtungen für die eilends eingeflogenen nepalesischen Soldaten die Epidemie verursacht hatten. Vor dort aus waren den Darstellungen dieser Seite zufolge Exkremente in einen nahen Fluss gelangt, aus dem Einheimische Trinkwasser schöpften. Dabei führte gerade die Zerstörung der Infrastruktur zur Verstärkung der Epidemie, weil der Fluss mehr noch als zuvor als Trinkwasserquelle diente.

Beatrice Lindstrom von der US-haitianischen Menschenrechtsorganisation Institute für Justice and Democracy in Haiti begrüßte den Tenor des Haiti-Berichtes. Die Aktivistin warnte allerdings auch vor überhöhten Erwartungen an die Endversion des Papiers. Versprechungen alleine würden weitere Tote nicht verhindern und den betroffenen Familien in Haiti keine Entschädigung bringen. Lindstrom sprach sich zudem für eine öffentliche Entschuldigung der UN aus.

Die Folgen des UN-Blauhelmeinsatzes in Haiti hatten im Land den Widerstand gegen ausländische Militärmissionen massiv geschürt. Seit Jahren finden in Haiti ohnehin schon Demonstrationen gegen den UN-Einsatz MINUSTAH statt, nachdem Soldaten dieser Mission wiederholt auf Demonstranten und Zivilisten in Armenvierteln geschossen hatten.

Auch im internationalen Kontext ist die Konsequenz des Haiti-Einsatzes für die UN verheerend, nachdem es bei einem Blauhelmeinsatz in der Zentralafrikanischen Republik zu zahlreichen und systematischen Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern durch UN-Soldaten gekommen war.