Blogs lesen statt Blogs hauen

Ja, wo bloggen sie denn?

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Ok, ok, es ging schon in der letzten Kolumne hier um Blogs, aber nachdem gerade ein Blog einen PR-Skandal aufgescheucht hat während die Investigativjournalisten, die an sich für so was zuständig sind, lieber auf Blogs eindreschen, mag ich hier lieber mal ein paar Hinweise geben, wo man diese im Netz so gut verstecken komischen Weblogs findet.

Vorausgeschickt sei, dass Blogs im Gegensatz zu Onlinemagazinen, die ja auch so ihre je eigene Leserschaft haben *räusper*, deutlich thematisch schmaler aufgestellt sind als jene. das hat zur Folge, dass es an sich keine 'guten' und 'schlechten' Blogs gibt, sondern nur (zum Geschmack des Lesenden) 'passende' und 'unpassende'. Daneben unterscheiden sich 'Privatblogs' - wobei ich das Wort nicht mag, weil es an sich eine 'private' Publikation in nur sehr eingeschränktem Sinne geben kann, wie zum Beispiel bei Privatdrucken - unterscheiden sich also Privatblogs von journalistischen Publikationen dadurch, dass dort halt vorkommt, was dem Blogger und der Bloggerin so durch den Kopf geht, und nicht notwendigerweise das, was große Auflagen und ewig strömende Werbegelder verheißt.

Kurz - vorausgeschickt sei: Blogs sind komische Dinger und auch so gedacht.

Der früher oft uns Geeks gestellten Frage "Wo ist denn jetzt der Eingang zum Internet" entspricht die Frage "Wo finde ich eine Liste der 1000 oder 10000 wichtigsten Blogs". Das ist ein bisschen wie die "Liste der 100 besten Autos", denn es fragt sich: wichtig oder gut wofür?

Als Sackgasse hatte sich der Versuch entpuppt, die "wichtigsten Blogs" nach Menge der Seitenabrufe zu ermitteln, denn dabei kam mehr oder weniger raus, dass Blogs mit nackten Mädels und Snuff-Video am Tollsten seien. Das entspricht etwa der Konzeption, der Firma Maggi 5-Gourmet-Sterne zu verpassen, weil sie am meisten Suppe verkaufen.

Als eine Liste hat sich hingegen die der in den letzten 90 meistverlinkten Blogs etabliert, die ihre Daten aus einem modifizierten Link-Count der Blogsuchmaschine Technorati bezieht: Die Deutschen Blogcharts. Hier entsteht allerdings ein Inzesteffekt (Amis nennen das vornehmer 'Echo Chamber'), denn oft werden von Blogneulingen genau solche Listen konsultiert und genau diese Blogs allein deswegen verlinkt, weil die Trackbacks (die erkläre ich ein ander Mal oder in den Kommentaren auf Anfrage) fröhlichen Rücktraffic versprechen. wollte man unfreundlich sein, würde man sagen: Wer in den Top 100 der DBC ist bekommt am meisten Geschenk- oder Testgeräte-Post von PR- und Viral-Agenturen.

Lediglich die Links in den "Blogrolls", will heißen: in den Listen der Blogs, die Blogger als ihre Lieblingsblogs oder "empfehlenswert" meist am Rande ihrer Blogs selbst angeben, betrachtet die Top-Liste metaroll. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass aufgrund aktueller Ereignisse gerade beliebte Blogs hier weniger auftauchen sondern eher die "Longseller" der Blogosphäre.

Wie genau Wikio zu ihrem Blogranking kommt, ist nicht ganz klar. Vermutlich wird aber der digg/Yigg-artige Voting-Knopf dabei eine Rolle spielen. Es hat den unbestreitbaren Vorteil, dass es die Blogs auch in Kategorien einteilt, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, warum mein Blog in der Kategorie High-Tech auftaucht. Etwas verdächtig wirkt fast, dass SEO-Blogs separat aufgeführt werden.

Wie Blogato zu seinem Blogranking kommt - das zudem noch im Stand vom Mai verweilt, weiß ich leider auch nicht.

Wie der Leitmedienindex und der Dialogindex von Rivva genau funktionieren, ist auf Links auf diesen betreffenden Indizes erklärt. Grob gesagt wird dort dargestellt, über welche Medien Blogger bloggen und welche Blogs es am häufigsten ins Gespräch schaffen. dass hierbei ein Blog über die Blogsoftware Wordpress an Platz 1 steht zeigt, dass hier in der Tat und wie oben bereits angedeutet von einer Relevanz der ganz eigenen Art die Rede ist. - Rivva selbst wäre auch eher mal ein Thema für einen eigenen Artikel ;)

Noch in der Alpha-Phase und nur auf Einladung oder Antrag zugänglich ist Blogoscoop. Hier wird versucht über mehrere Dimensionen wie Besucherzahlen, Thema, Karte Blogs jeweils verschieden zu 'ranken' und gleichzeitig auch Daten allgemeiner Art über die deutsche Blogosphäre zu liefern, wie solche über die Verteilung männlicher und weiblicher BlogschreiberInnen. Bisher werden erst knapp unter 400 Blogs erfasst, wenn es eher 40000 oder gar 400000 (so es so viele gibt) wären, würden die Zahlen eventuell sogar etwas sagen.

Bleibt nachzutragen dass der Versuch der 1000ff-Blogcharts, die mehrere Werte aus anderen Listings kombinieren, offenbar seit April nicht fortgeführt wird. Das war auch ein interessanter Ansatz.

So, wer jetzt in den ganzen Listings oben nix gefunden hat, dem bliebt nur bei Lieblnk mitzulesen, dort sollen vor allem die Blogbeiträge verlinkt werden, die bei obigen Listen nicht berücksichtigt wurden.