Braunkohle: RWE-Bagger besetzt

Luftaufnahme des Klimacamps im Rheinland bei Erkelenz in der Nähe des Tagebaus Garzweiler am Donnerstagabend. Bild: Tim Wagner/CC BY-SA-2.0

Im Rheinland wird mal wieder gegen den Abbau und die Verbrennung von Braunkohle protestiert

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Im Rheinland haben bereits Ende letzter Woche die diesjährigen Klimacamps ihre Tore geöffnet, mit denen meist junge Aktivisten aus dem ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus wie nun schon seit einigen Jahren gegen den fortgesetzten Abbau von Braunkohle protestieren. Am heutigen Freitag wurde kurzzeitig einer der großen Bagger besetzt, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die Polizei berichtet. Diese sei im Großeinsatz.

Auf den Bagger, so dpa, seien 13 Personen geklettert. Gleichzeitig schreiben die Organisatoren vom Bündnis "Ende Gelände" in einer Pressemitteilung von 2000 Menschen, die sich an den Protesten beteiligen. Unter anderem würden Kohle transportierende Bahnen in "Aktionen des zivilen Ungehorsams" blockiert.

In dem von RWE betriebenen rheinischen Braunkohlerevier, in der die Braunkohle wie auch in der Lausitz im Tagebau gewonnen wird, sind noch mehrere Dörfer von der Zerstörung bedroht. Vor allem "Garzweiler II" südwestlich von Düsseldorf sollen neun kleinere und größere Siedlungen den Baggern weichen. Die Proteste versuchen den Widerstand der betroffenen Bevölkerung, die unter anderem auch über starke Staub- und Lärmbelästigung klagt mit dem Anliegen des Klimaschutzes zu verbinden.

"Ohne sofortigen Braunkohleausstieg kann es keine Klimagerechtigkeit geben. Deshalb wollen wir uns der Zerstörung direkt in den Weg stellen: an Kraftwerken, Tagebauen, Schienen. Wir nehmen nicht länger hin, dass die Verantwortlichen von RWE und in der Politik nicht handeln."
Insa Vries, Pressesprecherin von "Ende Gelände"

Die Proteste und Camps sollen noch bis zum 29. August weitergehen. Auf dem
Programm stehen zahlreiche Workshops und Podiumsdiskussionen, in denen es unter anderem auch um eine andere Landwirtschaft, um Fragen der demokratischen Kontrolle durch die Bevölkerung und um wirtschaftliche Alternativen für das Rheinland geht.

Braunkohle verzichtbar

Braunkohle hat von allen fossilen Energieträgern den niedrigsten Brennwert, nur der heute kaum noch genutzte Torf brennt noch etwas schlechter. Entsprechend sind die spezifischen Emissionen, das heißt der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2), Stickoxiden, Feinstaub, Arsen, Quecksilber und anderen Schadstoffen pro in einem Kraftwerk erzeugter Kilowattstunde, besonders hoch.

Vom Treibhausgas CO2 fällt in einem deutschen Braunkohlekraftwerk zum Beispiel im Durchschnitt 1,153 Kilogramm pro Kilowattstunde an. In einem modernen, mit Erdgas betriebenen Kraftwerk sind es hingegen nur 0,42 Kilogramm.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Braunkohlekraftwerke meist so groß sind, dass sich ihre Abwärme nicht oder nur zu einem geringen Teil nutzen lässt. Entsprechend geht oft über 60 Prozent der in der Kohle gespeicherten chemischen Energie ungenutzt verloren. Gaskraftwerke lassen sich hingegen in wesentlich kleineren Einheiten bauen und so viel besser auch für Fern- und insbesondere Nahwärmenetze einsetzen, was die spezifischen Emissionen weiter vermindert.

Deutschlands bestehende Gaskraftwerke – die industrieeigenen, für die Selbstversorgung arbeitenden Anlagen nicht mitgezählt – waren in den ersten sieben Monaten zu nicht einmal 25 Prozent ausgelastet, was gegenüber den Vorjahren schon einen Steigerung war. Rechnerisch blieben also über 20 Gigawatt (GW) Leistung in Gaskraftwerken ungenutzt. Diese würden ohne Weiteres reichen, sämtliche Braunkohlekraftwerke sofort zu ersetzen, insbesondere wenn auch noch auf den enormen Netto-Export von Strom verzichtet würde, für den im gleichen Zeitraum eine Leistung von rund sechs GW aufgebracht werden musste.