China: Wachstumsschmerzen der Solar- und Windbranche
Infexible Netze, Großkraftwerke und fehlende interprovinzielle Verbindungen sorgen dafür, dass das Potenzial der Windkraft- und Solaranlagen nicht voll ausgeschöpft werden kann
China kämpft weiter mit erheblichen Problemen, seine rasch wachsenden Wind- und Solarparks im vollem Umfang zu nutzen. Netzengpässe und mangelnde Flexibilität beim Einspeisemanagement führen dazu, dass nicht 100 Prozent des erzeugbaren sauberen Stroms auch zu den potenziellen Verbrauchern gelangen kann.
In den ersten drei Monaten 2017 wurden in der Volksrepublik zum Beispiel 21,4 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Solaranlagen ins Netz eingespeist. Das war eine beachtliche Steigerung um 80 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2016, berichtete die britische Zeitung Independent letzte Woche. Zugleich blieben aber weitere 2,3 Milliarden Kilowattstunden wegen der Netzprobleme ungenutzt. Im letzten Quartal 2016 seien es 1,9 Milliarden Kilowattstunden gewesen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die chinesische Energiebehörde NEA (National Energy Agency).
EnergyDesk, eine Informationsplattform der internationalen Umweltschutzorganisation Greenpeace schreibt, dass im letzten Jahr 17 Prozent des Windstroms nicht genutzt werden konnte. Gegenüber 2014 sei das eine Verdoppelung gewesen. Das Ganze sei nicht nur ein Problem für die Umwelt, weil der saubere Strom Kohleverstromung hätte ersetzen können. Auch wirtschaftlich ist das natürlich bedenklich. Insgesamt seien den Betreibern von Windkraft- und Solaranlagen 2016 fünf Milliarden US-Dollar an Einnahmen entgangen.
Offensichtlich ziehen die bereits vor eineinhalb Jahren eingeleiteten Maßnahmen nicht oder noch nicht. Zum ersten Dezember 2015 hat der Strom aus Windkraft- und Solaranlagen Vorrang bekommen, wie seinerzeit berichtet. Nach dem oben zitierten Bericht des ErnergyDesks, der vom 19. April 2017 datiert, gibt es aber noch immer Quoten für Kohlekraftwerke, das heißt, feste Laufzeitmengen, die diese garantiert bekommen. Weitere Probleme seien mangelhafte Netzverbindungen zwischen den Provinzen, fehlende Strafmechanismen für Abschaltungen von Wind- oder Solaranlagen und ein inflexibles, ganz auf große Kraftwerke zugeschnittenes Netz.
Der Ausbau geht indes mit Riesenschritten weiter. 2016 kam allein 34 Gigawatt (GW) neue Solarleistung hinzu, mehr als doppelt so viel als ursprünglich geplant. In diesem Jahr scheint es im ähnlichen Tempo weiter zu gehen, obwohl einige Beobachter eine Abkühlung vorhergesagt hatten. Von Januar bis März dieses Jahres seien Solaranlagen mit einer Leistung von 7,21 GW installiert worden, heißt es im oben verlinkten Independent-Beitrag. Insgesamt seien inzwischen 85 GW Solar-Leistung, was gegen Ende 2015 eine Steigerung von rund 100 Prozent ist. Damit scheint China auf dem besten Wege, in diesem Jahr erneut rund 30 GW neuer Solarleistung zu installieren.