Dauerbaustelle Tschernobyl
Kein Ende der Sicherungsarbeiten in Sicht
Der morgen vor 23 Jahren explodierte Reaktorblock IV des Kernkraftwerks in Tschernobyl wird ebenso wie der geplante Rückbau der anderen drei Blöcke zu einer endlosen Geschichte. Letzten November wurde noch bekannt gegeben, zumindest das Dach der als "Sarkophag" bezeichneten Betonabdeckung habe mittlerweile abgedichtet werden können, so dass kein Wasser mehr eindringen könne. Jedoch erwiesen sich die Stützmauern auf denen die Betonhülle lastet selbst als nicht ausreichend tragfähig, so dass in einem ersten Schritt zwei Stutzpfeiler errichtet wurden, die die Mauer vor dem Wegbrechen bewahren sollen. Sie sollen gleichzeitig die ersten Teile für eine Konstruktion sein, über die später eine vorgefertigte zweite Hülle über den Reaktorblock geschoben werden soll. Diese 100 m hohe Bogenkonstruktion soll bis 2012 fertiggestellt sein und die weitere Zerstörung der Betonhülle durch Witterung zumindest verzögern um Zeit zu gewinnen. Die Hoffnungen liegen hier bei einer zukünftig eventuell doch möglichen Demontage des zerstörten Reaktors selbst und seiner Einlagerung unter der Erde und auf noch visionären Verfahren wie der Transmutation der radioaktiven in stabile Materialien.
Auch ein zweites Bauvorhaben beim Kernkraftwerk hat sich unkalkulierbar verzögert. Diese Woche wurde die sogenannte Vektoranlage übergeben, eine Anlage in der schwach radioaktiber Müll gelagert und für den Transport verpackt werden sollte. Solches Material fällt nicht nur bei den Bauarbeiten selbst an, z.B. ist der Aushub für die neue Hallenkonstruktion auch radioaktiv kontaminiert. Geplant war auch mit dem Rückbau der drei übrigen Reaktorblöcke zu beginnen. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Angaben der Ukrainischen Seite über den Zustand der in den Reaktoren gelagerten Brennelemente nicht zutrafen. Durch die nunmehr jahrzehntelange Lagerung unter Wasser in den Abklingbecken sind sie auch in ihrem Kern durchnäßt und müßten erst getrocknet werden, bevor sie transportfähig sind, ein Verfahren dafür muß erst noch entwickelt werden. Trotz aller Verzögerungen kann die ukrainische Seite auch weiterhin mit Finanzierung aus dem Westen, etwa der Europäischen Bank für Wiederaufbau EBRD rechnen, zu groß ist die Angst der zerstörte Reaktor könnte Westeuropa gefährden.