Der Durst der Kohle
Kraftwerksbetreiber Leag will Spree anzapfen. Umweltschützer besorgt
Der ostdeutsche Braunkohlekonzern Leag, eine in diversen GmbHs verschachtelte Tochter der tschechischen EPH-Holding, will künftig Wasser aus der Spree für die Kühlung seines Braunkohlekraftwerks Jänschwalde entnehmen. Darauf macht die Grüne Liga aufmerksam.
Am Dienstagabend protestierte die zum ostdeutschen Netzwerk gehörende Umweltgruppe Cottbus mit einer Lichtinstallation gegen die Pläne. "Dieses Wasser gehört in den Spreewald, nicht in den Kühlturm", war auf dem Fluss zu lesen.
Die Umweltschützer hatten nach eigenen Angaben durch Aktenansicht beim brandenburgischen Landesamt für Umweltschutz erfahren, dass die Leag die Entnahme von bis zu einem Kubikmeter pro Sekunde beantragt haben.
Das sei in Zeiten, in denen bereits Seen in der Region wegen zu wenig Niederschlag austrocknen, nicht akzeptabel. Schon jetzt müssten in Trockenzeiten ein Großteil der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Einschränkungen leben.
"Die Spree braucht künftig jeden Kubikmeter Wasser. Jetzt auch noch Spreewasser im Kraftwerk zu verdampfen, wäre unverantwortlich! Was wie ein Plan aus dem letzten Jahrhundert wirkt, ist leider aktuell bei den Landesbehörden beantragt."
René Schuster, Bundeskontaktstelle Braunkohle der Grünen Liga
Bisher verwendet die Leag in Jänschwalde ausschließlich Wasser zum Kühlen, das im nahegelegenen Tagebau ohnehin abgepumpt werden muss. Doch wenn dieser demnächst stillgelegt wird, braucht man Ersatz, soll das Kraftwerk weiterbetrieben werden.
Allerdings produzieren die Blöcke, die zum Teil Wirkungsgrade von nicht viel mehr als 30 Prozent haben, jährlich 24 bis 25 Millionen Tonnen CO₂, weshalb sie ohnehin eher früher als später stillgelegt werden müssten. Das sind immerhin rund drei Prozent der deutschen CO2-Emissionen.
Schuster kritisiert die Sonderbehandlung der Leag. Ein Kubikmeter pro Sekunde sei immerhin im Extremfall bereits die Hälfte der Menge, die die Spree in trockenen Sommermonaten in der Nähe des Kraftwerks führt.
Die Zeitung für kommunale Wirtschaft berichtet, dass im Juni 2021 der Durchfluss am Pegel Leibsch 3,46 Kubikmeter pro Sekunde betragen habe. Das war weniger als die Hälfte des langjährigen Durchschnitts für den Monat Juni. Es werde erwartet, dass aufgrund zunehmender Trockenheit die Spree künftig weniger Wasser führen wird.
Bei der Leag verweist man unterdessen darauf, dass auch Kühlwasser aus dem dann stillgelegten Tagebau verwendet werden soll. Zur Sicherung der Böschungen müsse dort ohnehin weiter Wasser abgepumpt werden, wenn der Tagebau 2023 den Betrieb einstellt. Flusswasser solle nur eingesetzt werden "so weit es das Wasserdargebot der Spree zulässt".
Die Spree dient flussabwärts in Frankfurt/Oder und Berlin der Trinkwasserversorgung. Eine Bitte an die Berliner Wasserbetriebe um Stellungnahme zu den Leag-Plänen blieb bis zum Redaktionsschluss dieses Beitrags unbeantwortet.