Deutschlands Nachwuchsprobleme bleiben
Statistisches Bundesamt: Weniger Mütter, weniger Babys, weniger Schulanfänger
In Deutschland gibt es immmer weniger Frauen im gebährfähigen Alter, die in ihrer Mehrheit immer weniger Lust auf Kinder haben, besonders wenn sie unter Dreißig sind. Darauf deuten die heute veröffentlichten Geburten-Zahlen des Statistischen Bundesamts.
Andere Zahlen vervollständigen das Bild einer Gesellschaft mit Nachwuchsproblemen: Auch die Schulanfänger werden weiter weniger - im Westen, mit zum Teil beachtlichen absoluten Zahlen: fast 110.000 (im Vergleich zum Vorjahr) weniger in Bayern, beinahe 170.000 weniger in Nordrhein-Westfalen. Wohingegen in den neuen Bundesländern und in Berlin die Zahl der Schulanfänger weiter zunimmt.
"Während die Zahl der Kinder im einschulungsrelevanten Alter im früheren Bundesgebiet zwischen Ende 1999 und Ende 2009 um 14,8% gesunken ist, stieg sie in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin um 25,5%. Das führte dazu, dass im Jahr 2010 im früheren Bundesgebiet 16,4% weniger ABC-Schützen eingeschult wurden als im Jahr 2000, in den neuen Bundesländern einschließlich Berlin 20,5% mehr."
Die Zeiten ändern sich. 1964, so erfährt man heute in beinahe allen Kommentaren zu den neuesten Geburten-Zahlen, registrierten die Statistiker den Höchstand mit 1,4 Millionen Geburten. 2009 sind es nur mehr 665.000, etwa 17.000 weniger als 2008.
Besonderen Wert legt das Bundesamt für Statistik auf die Feststellung, dass der Geburtenrückgang nur zur Hälfte auf das geänderte Geburtenverhalten zurückzuführen sei. Die andere Hälfte der Erklärung: es gibt weniger Frauen im gebärfähigen Alter (zwischen 15 und 49 Jahren).
Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau liegt in Deutschland für das Jahr 2009 bei 1,36. Damit war die sogenannte zusammengefasste Geburtenziffer etwas niedriger als in den beiden vorangegangenen Jahren (1,38 für 2008 und 1,37 für 2007). Zum Vergleich: "Zu Beginn der 1960er Jahre hatten beide Teile Deutschlands einen Anstieg der Zahl der Geburten mit den höchsten zusammengefassten Geburtenziffern der Nachkriegszeit von 2,5 Kindern je Frau erlebt."
Mitte der 1980er Jahre lag die zusammengefasste Geburtenziffer im Westen bei weniger als 1,3 Kindern je Frau. Im Osten war das bekanntlich anders. Die Wiedervereinigung überdeckte so für einige Zeit auch jene Entwicklung, die sich nun wieder sehr deutlich zeigt: Dass immer mehr Frauen erst in ihren Dreißigern ein Kind zur Welt bringen wollen:
"Wie in den vergangenen Jahren ging im Jahr 2009 die durchschnittliche Zahl der Geburten bei jüngeren Frauen zurück, während sie bei den Frauen ab 33 Jahren zunahm." (siehe dazu hier ein detaillierter Überblick über diesen Trend in den 2000er Jahren)