Die Geheimnisse der Manguste

Bild: National Security Archive

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Eine Sammlung freigegebener CIA-Dokumente erlaubt Einblick in die Operation Mongoose von 1962 gegen Kuba

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Kurz vor dem 57. Jahrestag der Kuba-Krise veröffentlicht das National Security Archive der George Washington University eine Sammlung an freigegebenen Dokumenten zur Operation Mongoose. Nach der fehlgeschlagenen CIA-Invasion in der Schweinebucht hatten die Strategen in Washington Präsident Kennedy versprochen, das ihnen verhasste Castro-Regime durch eine Serie von Terror-Anschlägen der Exil-Kubaner vertreiben zu können. Die nun veröffentliche Sammlung erlaubt einen fundierten Einblick in die Kommandostrukturen und Planungen sowie deren Fehlschläge.

Nach der im April 1961 fehlgeschlagenen Anlandung CIA-trainierter und ausgerüsteter Exilkubaner in der Schweinebucht, von wo man eine US-gesteuerte Gegenrevolution starten wollte, verfügte die CIA nur noch über eine überschaubare Anzahl an Männern, mit denen sie Kuba hätten infiltrieren können. Auf der Insel stand man gerade einmal mit 26 Agenten in Kontakt.

Wegen des Versagens der CIA lag die Federführung gegen Kuba nunmehr nicht mehr in Langley, sondern bei einer Planungsgruppe im Weißen Haus unter Führung von Robert Kennedy und dem umtriebigen Desinformationspezialisten General Edward Lansdale. Man beschloss die finanzielle Unterstützung politischer Gruppen von Exilkubanern und diskutierte die Einrichtung von Sabotageschulen. Kuba sollte vor allem wirtschaftlich geschadet werden, in dem man zivile Ziele attackierte.

Operation Mongoose

Lansdale hoffte auf einen kubanischen Aufstand, den er mit Partnern wie der Unterwelt, der Kirche, Frauen, Arbeitern, Studenten und ähnlichen Gruppen organisieren wollte. Die CIA sollte mit ihren damals sieben Booten Agenten rein- und rausschmuggeln. Sein Plan, der Sabotage, psychologische Kriegsführung und Arbeitskampf vorsah, sollte ab Februar 1962 umgesetzt werden. Ab Oktober 1962 sollten dann Guerilla-Anschläge erfolgen.

Historiker streiten sich, ob John F. Kennedy von den Mordanschlägen auf Fidel Castro wusste, welche später die CIA plante, versuchte und schließlich bei der Mafia beauftragte. Spannend ist insoweit, dass der Präsident während der Planungsphase von Mongoose (deutsch: Manguste) ausgerechnet einen Kuba-erfahrenen Journalisten nach seiner Meinung fragte, die Liquidation des kubanischen Staatschefs zu befehlen. Kennedy teilte die Skepsis des Journalisten, ließ aber erkennen, dass ihm seine Berater solches vorschlugen.

Die operative Leitung oblag dem "James Bond" der CIA, William King Harvey, der seinen Spezi Theodore "Ted" Shackley zum Leiter der zuständigen CIA-Basis in Miami machte. Harvey, der das Geheimteam der CIA für "nasse Sachen" geleitetet hatte, war die Tarnung von politischem Mord, in dem er solchen politischen Gegnern in die Schuhe schob. Verbrechen sollten nie durch US-Angehörige begangen werden, damit sie abstreitbar waren. Etwa über einen belgischen Konsul sollten Waffen eingeschmuggelt werden, um insgesamt 5000 Kämpfer zu bewaffnen. Von U-Booten aus sendete man vermeintliche Radionachrichten, um die kubanische Bevölkerung zu desinformieren.

Im Juli 1962 rühmte Lansdale, die Operation Mongoose sei die größte Geheimdienst-Anstrengung in einem kommunistischen Staat. Doch die Moral und Geduld der exilkubanischen Kämpfer sank, der Erfolg der Aktionen hielt sich in Grenzen, etliche Missionen wurden vorzeitig abgebrochen. Im August soll Verteidigungsminister McNamara die Liquidation von Fidel Castro angeregt haben.

Plan B

Nunmehr billigte der Präsident den neuen Plan, 600 Kämpfer auf Militärstützpunkten zu trainieren. Inzwischen begann eine kubanische "Studentengruppe" eigenmächtig mit Anschlägen und nahm von einem Boot aus das Havanna-Hotel sieben Minuten lang unter Beschuss, obwohl man dort sowjetische und tschechische Militärberater vermutete. Mit der CIA unzufriedene Exilkubaner gründeten die paramilitärische Organisation Alpha 66, die ebenfalls nur bedingt unter der Kontrolle der CIA stand.

Ein Plan, eine Schiffsladung mit kubanischem Zucker zu vergiften, um damit dem Absatz von Kubas wichtigstem Exportprodukt zu schaden, wurde schließlich verworfen. Der Plan zeigt aber die Bereitschaft einiger Planer, zivile Opfer in Drittländern in Kauf zu nehmen. Auch der Einsatz chemischer und sogar biologischer Waffen wurde diskutiert. Lansdale wollte maritime Ziele angreifen, etwa Anschläge auf sowjetische Schiffe und Verminen von Häfen (was die USA später etwa in Nicaragua taten). Auch ein Granatenangriff auf die chinesische Botschaft wurde erwogen.

Kuba-Krise

Der Oktober, für den die Konterrevolution vorgesehen war, verlief jedoch anders als in Washington geplant. Der CIA war entgangen, was sich auf Kuba seit der missglückten Invasion in der Schweinebucht tatsächlich getan hatte.

Am 14. Oktober jedoch entdeckte eine U2 auf einem Spionageflug, dass die Sowjets Mittelstreckenraketen auf Kuba stationierten sowie "tausende sowjetische Soldaten". (Erst vier Jahrzehnte später erfuhr die CIA, dass die Sowjets zum Schutz Kubas nicht nur 1.000, sondern 40.000 Soldaten auf die Insel geschmuggelt hatten und etliche Nuklearwaffen bereits einsatzbereit waren, darunter auch taktische Kurzstreckensysteme.) Als Präsident Kennedy erkannte, dass ein kubanischer Konflikt schnell nuklear werden und in einen Weltkrieg münden konnte, ließ er die laufenden Operationen stoppen.

Damals warteten 20 exilkubanische Teams, die losschlagen wollten und nur noch bedingt unter Kontrolle der CIA standen, auf ihren Einsatz. Drei davon waren bereits unterwegs, ohne dass eine zuverlässige Kommunikation gewährleistet war. Während der hochgefährlichen Kuba-Krise wurde etwa ein Anschlag auf eine Kupfermine durchgeführt. Bekanntlich einigten sich Kennedy und Chruschtschow in letzter Sekunde. Die Raketen wurden abgezogen, die USA ließen die Finger von Kuba.

Lahmende Springmaus

Aus Sicht der USA schloss dieser Geheimvertrag allerdings keine verdeckten Aktionen aus. Nach einer verbalen Attacke von Harvey gegenüber Kennedy kam die CIA einer Entlassung zuvor und versetzte Harvey nach Rom, von wo aus er den Kennedys offen den Tod wünschte.

Die frustrierten Exilkubaner attackierten im März 1963 angeblich eigenmächtig sowjetische Frachter auf See. Sprecher der Exilkubaner wollten sich zu den Anschlägen bekennen, hierzu hatte man eigens einen Fotojournalisten des (mit der CIA verstrickten) Life-Magazins an Bord genommen. Im Weißen Haus stritt man eine Verantwortung ab. Die Operationsbasis auf der britischen Insel Anguilla wurde jedoch von den Briten aufgebracht – inklusive dem Journalisten, der wegen einer Erkrankung an dem Anschlag gar nicht teilgenommen hatte, was in Washington unbekannt war. Im Gegenteil bewies dieser US-Journalist jedoch eine Verstrickung der USA in die Anschläge.

Die Erträge des Mongoose-Programms erwiesen sich als gering. Im April 1963 diskutierte man neue Pläne, die maritime Aktionen vorsahen. Demgegenüber favorisierte Präsident Kennedy Pläne, die vom Inneren Kubas ausgehen sollten. Noch wenige Tage vor seinem Tod genehmigte Kennedy einige Pläne dieser Art. Damals Zeit verhinderte der Secret Service Mordanschläge von Exilkubanern gegen den Präsidenten, doch in Dallas wurde der Präsident unter seltsamen Umständen angeblich von einem angeblich Castro-freundlichen angeblichen Kommunisten erschossen.

Einen Monat nach dem Anschlag entschied Nachfolger Lyndon B. Johnson, alle Kuba-Operationen mit geringeren Erfolgsaussichten als 50% zu beenden. Ab Mai 1964 wurden die Mittel für Mongoose nach und nach gestrichen. Nixon gelang es, die "ganze Bay-of-Pigs-Sache" und deren zusammenhang mit dem Kennedy-Mord zu verbergen. Das Bekanntwerden der Operation Mongoose und ähnlicher Subversion während der CIA-Ausschüsse Mitte der 1970er Jahre schadete dem Ansehen der USA erheblich.