Gehacktes Gezwitscher

Unbekannte haben den Twitter-Account der Nachrichten-Agentur AP geknackt – und damit eine aufschlussreiche Schrecksekunde ausgelöst

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Über eine Milliarde Menschen nutzen das soziale Netzwerk Twitter. Neuigkeiten und Nachrichten jeder Art machen im Nu die Runde – egal, ob sie wahr oder gefakt sind. Unbekannte Hacker haben sich am Dienstag Zugang verschafft zum Twitter-Account der Nachrichten-Agentur AP (Associated Press). Und die Hacker zwitscherten explosive News:

"Breaking: Two Explosions in the White House and Barack Obama is injured”

Kurz nach den Anschlägen beim Boston Marathon reagieren die USA äußerst nervös auf Terrormeldungen jeder Art – zumal, wenn es im Weißen Haus zwei Explosionen gegeben haben und US-Präsident Barack Obama verletzt sein soll. Kurz darauf twitterte AP über einen anderen Account und seine Homepage, dass ihr Konto geknackt und die Meldung falsch sei. Zudem erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses, dass es Obama gut gehe.

Dennoch hatte die Schrecksekunde ihre Wirkung: Binnen Sekunden sank der Index des "Dow Jones Industrial". Auch der "S&P 500", der die fünfhundert größten börsennotierten US-Unternehmen erfasst, wurde für einige Minuten von Panikverkäufen erfasst, nachdem die Falschmeldung um kurz nach 13 Uhr Ortszeit über die Bildschirme flimmerte.

AP hat 1,9 Millionen Follower auf Twitter und gilt als größte Nachrichtenagentur der Welt. Was AP in die Welt tickert, mailt oder eben twittert, erscheint Sekunden später auf Facebook, Online-Magazinen oder am nächsten Tag in der Zeitung.

Twitter-Konten werden tagtäglich geknackt. Der vorliegende Fall aber ist aus dreierlei Gründen aufschlussreich: Erstens: Twitter hat ein gehöriges Sicherheitsproblem, immer noch. Zweitens: Hacker haben eine ungeheure Macht – man stelle sich nur vor, dass es Hackern gelingt, die Accounts und Netzwerke von Nachrichtenagenturen dauerhaft zu kapern und Falschmeldungen jeder Art in die Welt zu setzen. Drittens: Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie hypernervös und blitzschnell die Finanzmärkte reagieren, wenn auch nur ein Hauch von Terror in der Luft liegt.