zurück zum Artikel

Hawaii: Rote Karte für Monsanto & Co

Bürger stimmten für Gentech-Moratorium im County Maui

Knapp über fünfzig Prozent der Wähler stimmten am Dienstag, 4. November, für einen Anbaustopp von Gentech-Pflanzen im County Maui, Hawaii. Bemerkenswert dabei ist, dass die Initiative zu dem Gesetzesantrag von einer Grassroots-Bewegung ausging und sich durchsetzte. Monsanto und andere Gentech-Befürworter hatten zuvor mit einem enormen PR-Budget versucht, ein Moratorium zu verhindern.

Wie Telepolis berichtete (Gentech-Moratorium auf Hawaii? [1]), wurde erstmals in der Geschichte von Maui-County ein Gesetzesantrag von Bürgerinnen und Bürgern selbst auf den Weg und zur Abstimmung gebracht. Mit ihrer Forderung eines Moratoriums für den Anbau von Gentech-Pflanzen konnte die Grassroots-Bewegung SHAKA-Movement [2] ausreichend Wähler mobilisieren und am vergangenen Dienstag einen Erfolg verbuchen.

Hawaii ist aufgrund der fruchtbaren Böden und des ganzjährig milden Klimas sehr beliebt bei der Gentech-Industrie. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Experimente gestartet. Konzerne wie Monsanto betreiben sogar eigene Farmen in dem Land. Mit großem PR-Aufwand stemmte sich die Industrie deshalb gegen ein Moratorium. Medienberichten [3] zufolge investierten Gentech-Befürworter knapp acht Millionen US-Dollar, um entsprechende Kampagnen zu lancieren. 5,1 Millionen US-Dollar steuerte Monsanto bei, 1,8 Millionen US-Dollar kamen von Dow AgroSciences. Dagegen konnten die Befürworter des Moratoriums lediglich eine Summe von knapp achtundsechzigtausend Dollar (64.780 US-Dollar davon flossen in Kampagnen) auftreiben. Sie setzten vor allem auf persönliche Gespräche mit der Bevölkerung, Protest-Märsche, Social-Media-Networking [4] und Crowdfunding.

Das Moratorium wird zeitlich befristet angelegt, vergleichbar mit dem Gentech-Moratorium in der EU von 1998. Der Initiative zufolge sollen negative Folgen - speziell Gesundheits- und Umweltgefahren - eindeutig abgeklärt werden. Die Kosten dafür hätten nach Ansicht des SHAKA-Movements die Konzerne zu tragen. Insbesondere die mit dem Anbau verbundene Ausbringung von Pestiziden ist den Gentech-Gegnern ein Dorn im Auge.

Monsanto zeigte sich indes enttäuscht vom Ausgang der Befragung. Wie bereits in den vorangegangen PR-Kampagnen betonte das Unternehmen zu erwartende negative wirtschaftliche Effekte. Es wären rund tausend Arbeitsplätze durch das Moratorium gefährdet, heißt es in einem ersten Statement [5]. Auch wolle man die Rechtmäßigkeit der Initiative prüfen lassen.
Die Gentech-Gegner sehen sich allerdings nicht als "Job-Vernichter". Sie betonten bereits im Vorfeld, dass die Konzerne sehr wohl die Möglichkeit hätten, auf regionale Sorten beziehungsweise nachhaltigen, konventionellen Anbau umzusteigen. Dann würden keine Arbeitsplätze gefährdet.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2442981

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.heise.de/tp/artikel/43/43042/1.html
[2] http://www.shakamovement.org/
[3] http://ballotpedia.org/Maui_County_Genetically_Modified_Organism_Moratorium_Initiative_(November_2014)
[4] http://www.youtube.com/user/ShakaMovement
[5] http://www.monsanto.com/hawaii/pages/default.aspx