Hügelsurfen für Serienfahrzeuge

Bei Talfahrt Motor aus - serienmäßig eingebaute Technik zur Ausnutzung von Gefällestrecken spart Treibstoff und Emissionen ein

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Bisher verpufft die Energie, die ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor im Gefälle einsparen könnte, weitgehend. Die Hochschule Heilbronn hat jetzt experimentell getestet, ob herkömmliche Autos mit Verbrennungsmotor durch das Ausnutzen von Gefällestrecken Treibstoff einsparen können. Neben der Kostenersparnis lockt so auf Seiten der Autohersteller auch eine leichtere Erreichbarkeit der CO2-Grenzwerte ihrer Fahrzeugklassen.

Die Simulationsrechnungen ergaben ein zu erwartendes Potenzial für das Surfen bei Motorstopp für einem Pkw der Kompaktklasse bei hügeliger Fahrt und mittleren Autobahngeschwindigkeiten von 4 bis 10 Prozent Kraftstoffeinsparung. Bleibt der Motor im Leerlauf, liegt das Einsparpotenzial immer noch bei bis zu 6 Prozent.

Getestet wurde dann mit einem Ford Focus Benziner von 2012 auf der A81 zwischen Stuttgart und Heilbronn. Es wurde zum besseren Vergleich mit Tempomat und 117 bis 120 Kilometern pro Stunde gefahren. Erst konventionell und dann mit manuellem "Bergab-Segeln", ohne die Geschwindigkeit während der Talfahrt absinken zu lassen. Im Vergleich ergaben sich dabei 5,71 versus 5,49 Liter Verbrauch pro 100 Kilometer also knapp 4 Prozent mit dieser relativ groben "manuellen" Methode.

Die Einsparungen lassen sich weiter erhöhen, wenn die Fahrtgeschwindigkeit geringer ist, weil der Luftwiderstand mit dem Quadrat zur Geschwindigkeit ansteigt und so bei hohen Geschwindigkeiten den Verbrauch dominiert. Auch könnte mit einem neuem Typ von Tempomat voreingestellt werden, ob die Geschwindigkeit bei den Talfahrten gehalten werden soll oder ob z.B. 10 km/h langsamer gefahren werden darf – auch das vergrößert das Einsparpotenzial des Talsurfens.

Angedacht ist jetzt, das Konzept aufzubohren und Hügelsurfen zum festen Bestandteil der Fahrzeugtechnik zu machen. Einige Ansätze dafür sind Doppelkupplungsgetriebe, die während der Fahrt den nächsten Gang quasi schon voreinlegen. Dann die GPS-Unterstützung, die das Einsparpotenzial noch besser ausnutzt, weil Entscheidungsverzögerungen oder Unterlassen des Fahrers ausbleiben. Hersteller wie Bosch sehen bereits Konzepte vor, die die für Ampelphasen erdachte Start/Stopp-Automatik auch für das Hügelsurfen nutzbar machen.

Alle diese Konzepte kommen ohne die im Prinzip auch möglichen, aber mit relativ hohen Umwandlungsverlusten behafteten KER-(Kinetic energyrecovery system)-Systeme aus, die heute in Bahnen und Rennwagen eingesetzt werden, bei PKW aber nur in Hybridfahrzeugen mit deren Akkus möglich sind.