Kanada: Hitze tötet
Erst neue Temperaturrekorde, dann brennen ganze Dörfer ab
Ein kleines Dorf im äußersten Südwesten Kanadas hat es in die Schlagzeilen der Weltpresse geschafft. Lytton, 260 Kilometer nordöstlich von Vancouver, laut Wikipedia knapp 250 Einwohner und einer der frühesten Siedlungsorte des Menschen in Nordamerika, brach in den letzten Tagen gleich mehrmals die kanadischen Temperaturrekorde.
Am Sonntag war dort eine Lufttemperatur von 46,6 Grad Celsius registriert worden. Der bisherige kanadische Rekord betrug 45 Grad Celsius und war 1937 in der Inlandsprovinz Saskatchewan gemessen worden. Einen Tag später, am Montag, kletterte das Thermometer in Lytton dann auf 47,9 und am Dienstag schließlich auf 49,6 Grad Celsius. Auch einige andere Orte in der Provinz British Columbia, zu der Lytton gehört, meldeten an diesem Tag Temperaturen von 45 Grad Celsius oder mehr.
Nun musste Lytton evakuiert werden. Wie unter anderem der kanadische Sender CBC berichtet, wurde der Ort Mittwochabend von Busch- und Waldbränden eingeschlossen. Viele Bewohnerinnen und Bewohner mussten Hals über Kopf fliehen und hätten nicht einmal Hab und Gut retten können. Betroffen sind auch die rund 1.000 Bewohner eines nahegelegenen Dorfes der First Nation, aber der Sender wusste nichts über deren Schicksal.
Der ganze Ort brenne, wird Bürgermeister Jan Polderman von CBC zitiert. Nach den ersten Anzeichen von Rauch sind nur 15 Minuten vergangen, bis es plötzliche überall brannte“, so Polderman laut CBC. CBC-Meteorologin Johanna Wagstaffe spricht von heißen, windigen und trockenen Bedingungen, die dazu führten, dass das Feuer sich mit zehn bis 20 Kilometer in die Landschaft frisst. Sie habe noch nie derartige Waldbrandbedingungen gesehen.
Die Hitze in Lytton ist Teil einer Welle, die den Nordwesten der USA und den Westen Kanadas erfasst hat, während man sich an der US-Ostküste auf schwere Regenfälle und Überschwemmungen vorbereitet. Auch in den US-Bundesstaaten Oregon und Washington waren in den vergangenen Tagen die Temperaturrekorde gepurzelt.
Die Hitze ist die Folge eines besonders lange auf der Stelle verharrenden Hochdruckgebiets, das wiederum durch die Höhenwinde blockiert wird. Dieser sogenannte Jetstream bewegt sich in Wellenformen über den gemäßigten Breiten um die Nordhalbkugel.
Durch die besonders starke Erwärmung der Polarregion im Zuge des Klimawandels wandern dies Wellen langsamer oder verbleiben diese Wellen längere Zeit an einem Ort. Für die betroffenen Regionen bedeutet das dann entweder lang anhaltende Niederschläge oder eben Hitzewellen, wie die derzeitige im Westen Nordamerikas.
Eine Hitze, die für Mensch und Tier durchaus tödlich sein kann. Aus Kanada werden bereits fast 500 Hitzetote gemeldet. Auch in den USA könnten die Opferzahlen in die Hunderte gehen, was sicherlich auch daran liegt, dass Regionen betroffen sind, in denen die Häuser bisher kaum Klimaanlagen haben.