Koalition aus Tories und Liberaldemokraten steht
Cameron erhält von Königin Auftrag zur Regierungsbildung
In Großbritannien sind Konservative und Liberaldemokraten eine Koalition eingegangen. Gestern holte sich der Tory-Führer David Cameron von der englischen Königin den Auftrag zur Regierungsbildung. Die Liberaldemokraten sollen britischen Medienberichten nach vier oder fünf von insgesamt 22 Ministerposten erhalten. Bestätigt wurde bisher aber lediglich, dass der LDP-Vorsitzende Nick Clegg den Posten des Vizepremiers einnehmen wird. Sollten sich Gerüchte bestätigen, dass auch Vincent Cable einen Kabinettsposten bekommt, dann könnte britischen Großbanken möglicherweise ein deutlich rauerer Wind ins Gesicht wehen als unter Labour: Er hat in der Vergangenheit erklärt, Finanzkonglomerate zerschlagen und Profite deutlich stärker besteuern zu wollen.
Nach Verhandlungen mit den Tories hatten die Liberaldemokraten am Montag auch formelle Gespräche mit Labour geführt. Diese hatten den Liberaldemokraten einen sofortigen Wechsel zum AV-Wahlrecht und ein Referendum über eine stärkere Hinwendung zum Verhältniswahlrecht versprochen. Allerdings gab es auch Gegenwind von Labour-Abgeordneten, die öffentlich vor solch für sie nachteiligen Änderungen warnten.
Die Tories stellten der LDP dagegen lediglich eine Volksabstimmung über einen Wechsel zum AV-Wahlrecht in Aussicht und kündigten bereits an, beim Bürger für ein "Nein" in dieser Abstimmung zu werben. Einer von der Times in Auftrag gegebenen YouGov-Umfrage vom Wochenende zufolge würden derzeit aber weniger als 40 Prozent der Briten für eine Beibehaltung des Wahlrechts stimmen. Die Liberaldemokraten sprechen vom AV-System als "kleinen Schritt in die richtige Richtung". Einer Analyse der Electoral Reform Society hätten sie damit bei der letzten Wahl 79 statt 57 Mandate bekommen.