Luftfahrt und Klima
Wie groß ist der Beitrag der Fliegerei zur Klimakrise und wie sähen die Alternativen aus?
Die Luftfahrt gilt als eines der vielen Probleme, die zur Klimakrise beitragen. Zum einen ist der Energieaufwand im Vergleich zur Bahn oder gar zum Schiffsverkehr besonders hoch. Was wiederum einen besonders hohen Treibhausgasausstoß bedeutet.
Zum anderen ist aber auch der mit den Abgasen ausgestoßene Wasserdampf ein Problem. Die Kondensstreifen, die aus ihm in den sonst eher trockenen Atmosphärenschichten in um die zehn Kilometern Höhe entstehen, haben eine ähnliche Wirkung, wie das Treibhausgas.
Außer natürlich, dass sie bald wieder vergehen, während rund die Hälfte des CO2s für einige Jahrtausende in der Atmosphäre verbleibt. Trotzdem wird der Treibhauseffekt durch den Wasserdampf verdoppelt bis vervierfacht.
Doch wie groß ist der Anteil des Luftverkehrs am Problem? 2018 sind in der zivilen Luftfahrt, im Fracht- wie im Personenverkehr, rund eine Milliarde Tonnen CO₂ emittiert worden. Das waren rund 2,5 Prozent der globalen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger und der Zementproduktion.
Aufgrund des Wasserdampfproblems ist der relative Beitrag mindestens doppelt so groß. Oder mit anderen Worten: Die Luftfahrt ist aufgrund ihres großen Wachstums in den letzten Jahrzehnten inzwischen kein nachrangiges Thema mehr.
Derzeit gibt es aufgrund der Pandemie einen massiven Rückgang, aber der wird aller Voraussicht nach nicht von Dauer sein.
Eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Literaturstudie trägt diverse Statistiken und Untersuchungen zusammen und kommt zu dem Schluss, dass rund 60 Prozent der Emissionen durch internationale und 40 Prozent durch Inlandflüge anfallen.
Interessant auch die ungleiche Verteilung zwischen den Menschen. Die beiden Autoren zitieren Statistiken, wonach weniger als 20 Prozent der Weltbevölkerung je in einem Flugzeug gesessen ist. Hingegen sei die Gruppe der Vielflieger – höchstens ein Prozent der Weltbevölkerung – für mehr als die Hälfte der Emissionen des zivilen Personenluftverkehrs verantwortlich.
Was tun?
Ein relativ großer Teil der Flüge könnte durch bessere, schneller und zuverlässigere Züge, Schlafwagen und getaktete Bahnpläne ersetzt werden. In Europa durchaus auch internationale Verbindungen.
Außerdem hat sich Dank der Pandemie inzwischen die Erkenntnis verbreitet, dass sich manches Treffen und manche Geschäftsreise auch per Videoschaltung erledigen lässt. Bleibt abzuwarten, wie nachhaltig diese Entwicklung ist.
Und die interkontinentalen Flüge? Hier wäre wünschenswert, dass es wieder transatlantische Fährverbindungen gibt. Wer heutigen Tags mit einem Schiff zum Beispiel nach Amerika fahren will, muss einen Frachter nehmen. Das ist kompliziert und teuer und dauert nach Südamerika wegen der vielen auf dem Weg angelaufenen Häfen auch besonders lange.
Und dann gäbe es natürlich noch die Möglichkeit, wieder Luftschiffe zu bauen und zu betreiben, die wesentlich weniger Energie bräuchten und in Zukunft vielleicht sogar mit eigenem Solarstrom angetrieben werden könnten. Unternehmen in einer ganzen Reihe von Ländern (Frankreich, USA, China, Russland, Deutschland und vermutlich noch weitere) arbeiten daran, aber bisher kommen die Projekte nicht aus ihrer Liebhaber-Nische heraus.
Natürlich ist das Reisen mit Ozeandampfern oder Luftschiffen langsamer. Das zeigt, dass die Frage der Luftfahrt und ihrer Emissionen nicht nur eine technische ist, sondern die nach der Zeitökonomie. Letztlich geht es also auch um die Frage, ob wir uns wirklich auf Dauer der dem Kapitalismus eminenten Zeitdiktatur unterwerfen wollen.