Ölpreis: Bald 120 oder gar 150 US-Dollar pro Barrel?
Rohöl hat sich in den letzten zwei Monaten rasant verteuert und Beobachter fürchten, dass die Zuspitzung des Konflikts mit Russland zu neuen Höchstpreisen führen könnte
Der Ölpreis ist seit Anfang Dezember steil in die Höhe geklettert und ein Ende scheint nicht in Sicht. Am Donnerstag wurde für ein 159-Liter-Fass der europäischen Standardsorte Brent 91,45 US-Dollar (80,10 Euro) bezahlt.
Jenseits des Atlantiks kostete die dort gebräuchliche Standardsorte WTI an den Rohstoffbörsen 90,04 (78,87 Euro) pro Fass. Auffällig ist, dass die Preise sich wieder angenähert haben. Im vergangenen Jahrzehnt hat der Abstand oft fünf US-Dollar und mehr pro Fass betragen. Der geschrumpfte Abstand lässt auf eine relative Verknappung der regionalen Förderung in Nordamerika oder auch auf eine verstärkte dortige Nachfrage schließen.
Die Ursachen für den Anstieg des Ölpreis auf dem Weltmarkt sind vielfältig. Unter anderem hat Kanada wegen fehlender Pipeline-Kapazitäten Schwierigkeiten, mehr von seinem besonders klima- und auch sonst umweltschädlichen Rohöl auf den US-Markt zu pumpen.
Auch die wachsenden Kosten in den USA für die dort verbreitete Förderung von sogenanntem Schiefergas könnten eine Rolle spielen. Außerdem gefährdet der anhaltende libysche Bürgerkrieg derzeit mal wieder die dortige Förderung.
Hierzulande führt der hohe Rohölpreis zu einem starken Anstieg der Preise für Diesel- und Benzinkraftstoff, die inzwischen den historischen Höchststand von 2012 übertreffen.
Der seit dem 1. Januar 2021 anfallende und viel gescholtene CO₂-Preis hat an der aktuellen Preissteigerung nur einen minimalen Anteil. Zum 1. Januar 2022 verteuerte der Anstieg von 25 auf 30 Euro pro Tonne CO₂ Benzin um 1,4 Cent und Diesel um 1,5 Cent pro Liter.
Unterdessen warnen Beobachter der US-Investmentbank JPMorgan davor, dass das Barrel Rohöl bald 120 oder gar 150 US-Dollar kosten könnte. Letzteres wäre denn ein Allzeit-Rekord.
Grund seien die wachsenden Spannungen mit Russland, das immerhin einer der weltweit wichtigsten Erdölexporteure ist. Deutschland bezog 2021 rund 40 Prozent seiner Rohölimporte von dort. Weitere gut zehn Prozent kamen aus Kasachstan und wurden durch russische Pipelines in den Westen gepumpt.