Schlechte Zeiten für Windkraft
Die britischen Tories wollen den Neubau von Anlagen an Land nicht länger unterstützen
Welche Auswirkungen wird der unerwartete Wahlsieg der Tories bei den gestrigen Wahlen in Großbritannien für den Ausbau der Windenergie im Lande haben? Das Fachblatt Recharge News sieht, dass damit die Onshore-Windkraft in die Schusslinie gerät. Die Unterstützung der Regierung für diesen Bereich, also für an Land errichtete Windkraftanlagen, stehe in Frage. Das Wahlergebnis sei gut für Schiefergas, das heißt fürs Fracking, und schlecht für Onshore-Wind schreibt auch der Energie-Blog The Barrel. Die Energie-Konzerne könnten zufrieden sein. Die Aktien von Centrica, des größten Gas- und Stromanbieters des Landes, hatten bis zum frühen Freitagnachmittag um 6,8 Prozent zugelegt.
Die britische Zeitung The Guardian weist darauf hin, dass der neue alte Premierminister David Cameron in Umweltfragen vor allem durch Mehrdeutigkeiten auffalle. Zum einen pflege er im Wahlkampf mitunter grüne Rhetorik, andererseits habe er nach der letzten Wahl einen sogenannten Klimaskeptiker, also einen Mann zum Umweltminister gemacht, der Schwierigkeiten hat, den breiten wissenschaftlichen Konsens über die Ursachen des Klimawandels zu akzeptieren.
In diesem Jahr habe das Tories-Wahlprogramm in Sachen Umwelt und Energie wenig zu bieten gehabt, außer vielleicht eines: Die Subventionen für Onshore-Windenergie sollen gestrichen werden. Diese ist jedoch auch in Großbritannien bisher die günstigste Form, Strom aus erneuerbaren Energieträgern zur Verfügung zu stellen. Die in Großbritannien bereits vergleichsweise zahlreichen Offshore-Anlagen produzieren deutlich teurer. Fracking habe hingegen für die Tories Priorität, und mit üppigen Subventionen für Atomstrom haben Großbritanniens Konservative, wie berichtet, auch keinerlei Probleme.
Ende 2014 waren in Großbritannien Windkraftanlagen mit einer Leistung von etwas über 12 Gigawatt (GW) in Betrieb. Etwa zwei Drittel davon (8,14 GW) stand an Land und ein Drittel auf See. Zum Vergleich: In Deutschland, das erheblich weniger Küste und damit auch wesentlich weniger besonders gute Windstandorte hat, sind an Land bereits Anlagen mit einer Leistung von etwas über 38 GW installiert worden. Auf See ist man allerdings nicht so weit wie beim britischen Nachbarn, was auch daran liegen mag, dass hierzulande meist außerhalb der Sichtweite in küstenfernen Gewässern gebaut wird, was den Aufwand größer machen dürfte.