Solarenergie sticht Windkraft aus
Solarstrom für weniger als fünf Cent pro Kilowattstunde, aber Verbände sind unglücklich über unsinnige Konkurrenz sich ergänzender Technologien
In der ersten gemeinsamen Ausschreibungsrunde für Solar- und Windkraftprojekte haben allein Solaranlagen das Rennen gemacht, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. Demnach seien 18 Gebote für Windparks und 36 für Solaranlagen eingegangen. Zum Zuge kamen 32 Solar- und kein einziges Windprojekt.
Das Verfahren läuft so ab, dass die Gebote geprüft werden, ob sie die geforderten Voraussetzungen erfüllen. Der Zuschlag geht dann an jene Bieter, die den Strom zu den niedrigsten Preisen liefern wollten. Das günstigste Gebot lag bei 3,96 Cent pro Kilowattstunde und das teuerste, das noch einen Zuschlag bekam, bei 5,76 Cent. Im Durchschnitt hatten die Solargebote bei 4,82, die Windgebote jedoch bei 7,23 Cent gelegen.
Laut Bundesnetzagentur, die die Ausschreibungen organisiert, werden die bezuschlagten Projekte insgesamt eine Leistung von 210 Megawatt haben. Der Strom aus diesen Projekten wird durchschnittlich 4,67 Cent pro Kilowattstunde kosten.
Bei der letzten reinen Solarausschreibung habe der Durchschnittspreis hingegen bei 4,33 Cent gelegen, war also günstiger. Offensichtlich hat die gemeinsame Ausschreibung nicht einmal zu einem günstigeren Ergebnis geführt.
Nach einer Auflistung der Projekte zu urteilen, sind keine oder nur vereinzelt Bürgergesellschaften unter den erfolgreichen Geboten.
Das Handelsblatt zitiert Patrick Graichen von der Agora Energiewende, der in dem Erfolg der Solarprojekte den Beleg sieht, dass Deutschland auf diesem Gebiet mehr tun sollte. "Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Sonderausschreibungen von je vier Gigawatt Solar- und Windkraftanlagen 2018 und 2019 müssen jetzt noch vor der Sommerpause im Gesetz verankert werden", so Graichen.
Die Bundesverbände der Wind- und Solarenergie hatten in einer gemeinsamen Pressemitteilung die technologieunabhängige gemeinsame Ausschreibung als gescheitert bezeichnet. Eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende erfordere einen Ausbau sowohl von Solar- wie auch von Windenergie. Gemeinsame Ausschreibungen seien dafür ungeeignet und würden von den beiden Verbänden weiter abgelehnt.
Tatsächlich liefern Solar- und Windenergieanlagen tendenziell zu unterschiedlichen Zeiten Strom. Windenergie fällt besonders viel in den windreichen Herbst- und Wintermonaten an, wenn die Sonneneinstrahlung schwach ist. Die Solarstromproduktion erreicht ihr Maximum gewöhnlich zwischen Mai und August.
Ideal wäre, wenn Sonne und Wind übers Jahr verteilt in etwa gleich viel Strom liefern könnten, doch dafür müsste der Solarausbau reichlich aufholen. Die beiden Verbände fordern daher, und um die Energiewende zu sichern, eine deutliche Anhebung der Ausschreibungsmengen. Für die Solarenergie schwebt dem Bundesverband der Solarwirtschaft eine jährliche Ausbaumenge von zehn Gigawatt (GW) vor. Zum Vergleich: 2017 waren es 1,75 GW und im Spitzenjahr 2011 7,6 GW.
Die Bundesnetzagentur wird nach bisheriger Planung bis 2020 weitere technologieneutrale Ausschreibungen vornehmen, die als Pilotprojekte gedacht sind. Daneben gibt es weiter getrennte Ausschreibungsrunden für Solaranlagen, für Windkraft an Land und für Windkraft auf See.