Tschetschenischer Wahabit soll in Thüringen zu Selbstmordanschlägen aufgerufen haben

Netzwerk treibt mit Gewaltandrohung Parallelsteuer zur Terrorfinanzierung ein

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Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) steht der 52-jährige tschetschenische Asylbewerber Ali A., der seit 2010 im thüringischen Nordhausen lebt, im Verdacht, während Freitagspredigten vom kaukasischen Terrorfürsten Doku Umarov in Auftrag gegebene Selbstmordanschläge wiederholt gelobt zu haben – darunter auch einen besonders blutigen in der Moskauer U-Bahn, bei dem vor drei Jahren etwa 40 Menschen ums Leben kamen. Geleakten Dokumenten des Landeskriminalamts zufolge sagte A. außerdem, er erwarte von jungen den Männern, die ihm zuhören, dass diese ebenso viel Mut und Opferbereitschaft zeigen würden.

Dem Dossier nach hat A. über ein Netzwerk mit Knotenpunkten in Berlin und Wien nicht nur Verbindungen mit Umarovs Terrorgruppe, sondern sammelt auch Geld für das "Kaukasische Emirat". Außerdem soll er in Waffenschmuggel verwickelt sein. Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen zufolge gibt es in ganz Deutschland ungefähr 200 Anhänger der Umarov-Gruppe, die den Behörden bekannt sind. Diese würden unter anderem im Hinblick auf Terrorismusfinanzierung beobachtet.

Auch der österreichische Verfassungsschutz kommt in seinem aktuellen Bericht zum Ergebnis, dass ein Teil der etwa 30.000 in der Alpenrepublik ansässigen Tschetschenen größere Geldmengen nach Russland gibt, die dort unter anderem der Finanzierung von Anschlägen dienen. Als Problem erkannte man in diesem Zusammenhang, dass tschetschenische Wahabiten und Separatisten eine Art Parallelsteuer eintreiben. Wer diese nicht zahlt, wird mit Gewalt bedroht, die sich auch auf Verwandte der Familien im Kaukasus erstreckt. Gleiches gilt für jene Tschetschenen, die sich an die Behörden wenden.

Adland I. der ehemalige Imam von Ali A.s Moschee in Nordhausen, hatte dies trotzdem gewagt und die Polizei auf das Treiben des Wahabiten aufmerksam gemacht, den er als "verblendet" schilderte. Danach schob man ihn in die Ukraine ab. Was dort aus ihm wurde, ist nicht bekannt.