US-Studie: Schlechte Luft macht Kinder dümmer

Geht es nach einer aktuellen Untersuchung der New Yorker Columbia University, so sollten schwangere Frauen verkehrsreiche Straßen meiden

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Die schädlichen Auswirkungen der Autoabgase auf die Atmungsorgane kleiner Kinder sind längst in diversen wissenschaftlichen Untersuchungen dokumentiert (siehe: Feinstaub beeinträchtigt Lungenfunktion von Kindern) und kommen als Argument gerne zum Einsatz, wenn die ohnehin teure Miete der Stadtwohnung weiter erhöht wird und der Umzug aufs Land wieder neu in Betracht kommt. Kleine Huster auf dem Spielplatz entfalten hier eine beängstigend große Wirkung.

Folgt man der Untersuchung von Frederica P. Perera, Zhigang Li et al, die heute im US-Magazin Pediatrics veröffentlicht wurde, so nimmt der junge Organismus, der in der Stadt den Giften aus dem Auspuff von Autos, Bussen und Lastwagen ausgesetzt wird, möglicherweise noch größeren Schaden, als dies besorgte Eltern bislang befürchtet haben - und zwar schon im Mutterleib.

Frederica P.Perera, spezialisiert auf Umwelt und Gesundheit und Leiterin einer entsprechenden Forschungsabteilungan der Columbia University stellt in ihrer aktuellen Stude einen Zusammenhang her zwischen Luftverschmutzung und schlechter Ergebnisse Fünfjähriger bei einem Intelligenztest. 249 schwangere Frauen, die in New Yorker Vierteln mit hochgradig verschmutzter Luft lebten - im nördlichen Teil Manhattans und in der South Bronx -, wurde 48 Stunden lang ein Rücksack mit Meßgeräten aufgeladen, die die Belastung der Luft durch schädliche Stoffe maßen. Etwa fünf Jahre später wurden die Kinder dieser Frauen einem Intelligenztest unterzogen, in dem sich zeigte, dass jene Kinder, deren hochschwangere Mütter der am meisten verschmutzten Luft ausgesetzt waren, im Durchschnitt vier bis fünf Punkte schlechter abschnitten als jene Kinder, deren schangere Mütter sich in besserer Luft bewegten.

Forschungsleiterin Perera warnt, dass sich dies in den Schulleistungen bemerkbar machen könnte. Möglicherweise könnte die Luftverschmutzung ähnlich schädliche Auswirkungen auf das sich entwickelnde Gehirn haben wie Blei, werden Umweltwissenschaftler zitiert. In der vorliegenden Untersuchung werden vor allem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe als Schadstoffe ausgemacht.

Doch warnen andere Wissenschaftler davor, voreilige Schlüsse aus dieser Korrelation zu ziehen. Zwar habe die Studie statistisch andere Faktoren wie z.B. Passivrauchen und die häusliche Umgebung, lernfreundlich oder weniger lernfreundlich, herausgefiltert, aber noch fehlen andere Studien, die bestätigen können, dass der Effekt auch bei anderen Personen als den jetzt untersuchten eintreten könnte. Bei jenen Kindern, die der schlechten Luft am meisten ausgesetzt waren, handelt es sich um Kinder, deren Mütter weniger oft einen High-School-Abschluss gemacht hätten, bemängeln Kritiker.