Windenergie: Hektisches Treiben auf hoher See
In der Ost- und vor allem in der Nordsee stehen inzwischen Windräder mit einer Leistung von etwas über einem Gigawatt. Aber das ist erst der Anfang. 2015 geht es richtig los.
Der Ausbau der Windkraft auf See, die so genannte Offshore-Windkraft, kommt langsam in Fahrt. Nach einer gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesverbandes Windenergie (BWE), des Verbands der Anlagenhersteller VDMA Power Systems, der Windenergie-Agentur (WAB) und der Stiftung Offshore Windenergie (SOW) speisten zum Jahresende 236 Anlagen in der Nord- und 22 in der Ostsee mit einer Gesamtleistung von 1.049,2 Megawatt (MW) Strom ins Netz ein. Demnach gingen im vergangenen Jahr auf See 142 Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 528,9 MW neu ans Netz. Insgesamt entspreche die bisher installierte Leistung in etwa Investitionen von vier Milliarden Euro. Der Ausbau sowie der Export entsprechender Anlagenkomponenten ins Ausland würde inzwischen 19.000 Menschen beschäftigen.
Auch an Land hat es 2014, wie berichtet, einen Ausbaurekord gegeben. Die Deutsche Windguard, ein Beratungsunternehmen, dass unter anderem regelmäßig Marktstatistiken für die Branche anfertigt, hatte Ende Dezember den Netto-Ausbau an Land auf 3350 MW geschätzt. Das liegt deutlich über den von der großen Kohle-Koalition angestrebten Ausbaukorridor von 2.500 MW pro Jahr.
Auf See wird es derweil 2015 vermutlich so richtig rund gehen. Zu den bereits angeschlossenen Anlagen kommen weitere 285 (34 davon in der Ostsee) vollständig errichtete Anlagen mit einer Leistung von 1.303 MW hinzu, die nur noch auf ihren Netzanschluss warten. Darüber hinaus sind die Fundamente für weitere 220 Anlagen bereits fertiggestellt. Entsprechend rechnen die Branchenvertreter damit, in einem Jahr offshore bereits 3.000 MW (drei Gigawatt) am Netz zu haben.
Damit könnte nach der Solar- und der Onschore-Windenergie auch die Offshore-Branche mittelfristig mit den Vorgaben der Bundesregierung kollidieren. Nach den Vorstellungen der großen Koalition sollen auf See bis 2020 6.500 MW installiert werden. Beim derzeitigen Tempo dürfte dieses Ziel schon deutlich früher erreicht werden. Aus einer Zusammenstellung der Deutschen Windguard ergibt sich, dass "Ende 2014 eine Offshore-Leistung von 3.275,5 MW im Bau, installiert oder bereits in Betrieb war. Dies entspricht 50,4 % der bis 2020 angestrebten 6.500 MW."
Vermutlich ist auch auf See in den nächsten Jahren mit einem Boom zu rechnen, um noch vor der Absenkung der Einspeisevergütung möglichst viele Anlagen zu errichten. Derzeit können sich Anlagenbetreiber nach §50 EEG aussuchen, ob sie in den ersten acht Jahren 19,4 Cent pro Kilowattstunde oder in den ersten 12 Jahren 15,4 Cent/KWh vom Netzvertreiber verlangen. Die Fristen verlängern sich etwas, je weiter die Anlage von der Küste entfernt und je tiefer das Gewässer am Standort ist. Nach ihrem Ablauf gibt es für zwölf bzw. acht Jahre einen Anspruch auf 3,9 Cent/KWh.
Nach §30 EEG werden die Anfangsvergütungssätze (19,4 bzw. 15,4 Cent) ab dem 1.1.2018 um einen halben und zum 1.1.2020 um einen weiteren Cent abgesenkt. Danach soll es im Jahrestakt um einen halben Cent abwärts gehen. Die Regelung gelten jeweils für nach dem angegebenen Datum errichtete Neuanlagen. Es ist also absehbar, dass der Anreiz groß ist, möglichst viele Offshore-Windparks bis zum 31.12.2019 and Netz zu bringen.
Die Zahlen zeigen auch, dass Offshore-Windstrom wesentlich teurer als der an Land generierte Windstrom (derzeit 8,9 Cent/KWh in den ersten fünf Jahren, für weitere 15 Jahre 4,9 Cent/KWh, gewisse Fristverlängerungen bei zu geringem Ertrag ( §49 EEG)) oder die viel gescholtene Solarenergie ist. Letztere war zwar in ihren Anfangsjahren besonders teuer, und deren Anlagenbetreiber haben natürlich auch bis zum Ablauf der 20-Jahresfrist, die allgemein für alle gilt, weiter Anspruch auf die hohen Vergütungen. Aber für Strom aus Neuanlagen gibt es derzeit nur noch je nach Anlagengröße 8,7 bis 12,56 Cent/KWh ( §51 EEG, aktuelle Werte ab 1. Januar), wobei diese Sätze im Monatsrhythmus für die jeweils neuen Anlagen weiter abgesenkt werden. (Aktuelle Sätze hier.)