Windenergie: Kein Netzzusammenbruch
Offenbar kann das deutsche Netz mit 60 Prozent Windstrom ganz gut leben
Während Frankreich mal wieder erhebliche Probleme mit seinen schwerfälligen Atomkraftwerken hat, kommt das deutsche Netz offensichtlich ganz gut mit den erneuerbaren Energieträgern zurecht. Jedenfalls war gestern und heute kein Aufschrei zu hören, dass dem Netz akut der Zusammenbruch drohe, und das ist in diesem Fall durchaus erstaunlich.
Seit Jahren ist immer wieder mal zu lesen, die Erneuerbaren würden die Netzstabilität gefährden und könnten zu dessen Zusammenbruch führen. Die Schweriner Volkszeitung bedient zum Beispiel am gestrigen Montag mit einer Überschrift "Energiewende - Bricht das Stromnetz zusammen?" dies Vorurteil.
Aber wenn, dann hätte es wohl am Sonntag passieren müssen. Denn mit über 60 Prozent der bundesweiten Nettoproduktion deckte - nach Abzug des Exports - allein die Windkraft zeitweise bis zu knapp 70 Prozent des deutschen Strombedarfs ab. Das geht aus den Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme hervor. Und offensichtlich lief dabei alles bestens. Jedenfalls ist bisher keinerlei nachträglicher Alarmmeldung im Netz zu finden.
Der oben erwähnte Artikel der SVZ ist übrigens besser, als seine Überschrift vermuten lässt. Er beschreibt, wie auch Windkraftanlagen zur Netzstabilisierung genutzt werden können. An den Universitäten Rostock, Greifswald und Stralsund läuft dazu ein Forschungsprojekt an, das sich mit dem Thema beschäftigt.
Eine Möglichkeit besteht darin Rotorblätter und Generator mit kurzfristig im Netz überschüssiger Energie zu beschleunigen, eine andere, sie etwas abzubremsen. In dem Forschungsvorhaben soll unter anderem ermittelt werden, wie stark die Abnutzung dadurch erhöht wird. Das ist unter anderem wichtig um abzuschätzen, inwiefern sich derartige Netzdienstleistungen lohnen.
Die erneuerbaren Energieträger haben bisher im Januar beachtliche 46,6 Prozent zur Nettoerzeugung beigetragen. Der Löwenanteil, ein gutes Drittel, lieferten mit 7,55 Milliarden Kilowattstunden die Windkraftanlagen. Insgesamt wurden 21,3 Milliarden Kilowattstunden erzeugt.