Windenergie: Politik mit dem Vogelschutz
Grüner kritisiert Widerstand von Naturschützern gegen Waldnutzung für Windenergie. Studie zeigt, dass Fledermäuse und Vögel nicht automatisch durch Windkraftanlagen gefährdet sein müssen
Gegen den Ausbau von Windenergie in Waldgebieten gibt es zum Teil erheblichen Widerstand. In Bayern liegen die besten Windgegenden auf bewaldeten Höhenzügen. Dort trat kürzlich der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell wegen des Streits um die Wald-Windkraft aus dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aus, dessen bayerischer Landesverband sich Bund Naturschutz nennt. Fell, einer der Autoren des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, warf den Umweltschützern in einem offenen Brief vor, den Atomausstieg zu gefährden.
Zum einen kritisiert Fell die Opposition des Verbandes gegen die sogenannte SuedLink-Trasse, die Bayern mit Norddeutschland und den dortigen Windparks und neuen Kohlekraftwerken verbinden soll. Zum anderen bemängelt er, dass die Naturschützer "an vielen Stellen gegen den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien und Speicherprojekte" kämpfen. Damit werde der "dezentrale Ausbau der Erneuerbaren Energien" behindert.
Im windreichsten Gebiet Bayerns, der Rhön, setzt sich der BN gegen jede Windkraftanlage ein und will das ganze Biosphärenreservat völlig frei von Windkraft halten, statt ein Zonierungskonzept zu verlangen, durch welches Naturschutz und der Ausbau der Windenergie gut vereinbart werden könnten.
Hans-Josef Fell, Bündnis 90/Die Grünen
Munition bekommen die Windenergiegegner von einer "Deutschen Wildtierstiftung" in Hamburg. Die hatte bei Emnid eine Meinungsumfrage in Auftrag gegeben. Auf die Frage: "Für den Ausbau der Windenergie sollten generell keine Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden", antworteten demnach 79 Prozent der Befragten: "Dem stimme ich zu!" Daraus macht die Stiftung in einer Pressemitteilung, dass die große Mehrheit der Bevölkerung Windkraft im Wald ablehnt.
"Windkraft um jeden Preis kann nicht das Ergebnis der Energiewende sein", betont der Chef der Stiftung, der ein alter Bekannter ist. Gestartet hat er als Kritiker der Chemieindustrie, war einer der ersten Umweltsenatoren Hamburgs, um dann beim Windanlagenhersteller Repower die Löhne und Arbeitsbedingungen kräftig zu drücken. Damit qualifizierte er sich für einen Management-Job beim Braunkohle-Konzern RWE, um schließlich im Ruhestand einen Feldzug gegen die Klimawissenschaften und den Ausbau der erneuerbaren Energieträger zu beginnen - die Rede ist von Fritz Vahrenholt, der zuletzt mit abenteuerlichen Aussagen über ein zur Wikingerzeit fast eisfreies Grönland auffiel.
Derweil gibt es auch Entwickler und Forscher, die der Frage der Gefährdung von Fledermäusen und Greifvögeln ernsthaft nachgehen. Aus der Schweiz gibt es einen Bericht über eine entsprechende Untersuchung. Deren wesentliche Ergebnisse: Je höher die Anlagen, desto weniger gefährden sie Fledermäuse, da diese eine meist eine relativ niedrige Flughöhe haben. Durch geeignete akustische Warnsignale können zudem Greifvögel dazu gebracht werden, einen Bogen um die Anlagen zu machen.