Offen für Kooperation: China kündigt Ausbaupläne für seine Raumstation an

3D-Rendering der chinesischen Raumstation Tiangong

3D-Rendering der chinesischen Raumstation Tiangong

(Bild: Axel Monse/Shutterstock.com)

Die Raumstation Tiangong soll wachsen. Aufbau wird neue Kreuzform erhalten. Mit der Öffnung für Kooperationen könnte Tiangong zum ISS-Nachfolger werden.

Eigentlich ist Chinas Raumstation Tiangong seit der Ankunft des Mengtian-Wissenschaftsmoduls vor zwei Jahren fertiggestellt. Jetzt soll es offenbar doch noch Erweiterungen geben.

Dies kündigte Li Ming, Vorsitzender des Wissenschafts- und Technologierats der China Academy of Space Technology (Cast), während einer Plenarsitzung über bemannte Raumfahrt auf dem Internationalen Astronautischen Kongress in Mailand am 17. Oktober an, berichtet das Portal Space.

Neue Module und Weltraumteleskop in Planung

Die Cast ist für das Design und die Herstellung der Module der Tiangong verantwortlich.

Die geplanten Erweiterungen sollen in mehreren Schritten erfolgen. Zunächst ist ein Upgrade des Kernmoduls Tianhe geplant, um zusätzliche Module integrieren zu können. Ziel sei es, so Li Ming, die Station von einer T-Form in eine Kreuz- oder sogenannte Doppel-T-Form umzuwandeln.

Dies würde den Transport weiterer Experimentträger und großer Außenbordeinsätze ermöglichen und damit die Forschungskapazitäten von Tiangong erweitern.

Ein weiterer Schritt ist die Entwicklung eines erneuerbaren Raumschiffs mit dem Namen Mengzhou. Dieses soll in zwei Versionen gebaut werden: eine für bemannte Mondmissionen und eine für Missionen zur Raumstation Tiangong.

Li kündigte an, dass das Raumschiff drei Taikonauten zu Mondmissionen und sieben Taikonauten zu neuen Raumstationsmissionen transportieren könne.

Ein erster Testflug ohne Lebenserhaltungssysteme fand 2020 statt. Der erste vollständige Einsatz ist für etwa 2027 geplant, wobei das Raumschiff an Bord einer Variante für den niedrigen Erdorbit (LEO) der in Entwicklung befindlichen Langstreckenrakete Langer Marsch 10 starten soll. Das Raumfahrzeug soll teilweise wiederverwendbar sein.

Mondrakete in Entwicklung

Wie das Raumschiff wird auch die Langer Marsch 10 in zwei Varianten entwickelt: eine für LEO- und eine für Mondmissionen. Beide sind zentrale Elemente der chinesischen Ambitionen, bis 2030 Astronauten auf den Mond zu bringen.

Derzeit werden chinesische Taikonauten mit dem Shenzhou-Raumschiff, das größer als das russische Sojus-Raumschiff ist, in den niedrigen Erdorbit transportiert.

Als letzte, aber wissenschaftlich möglicherweise interessanteste, Erweiterung plant China den Start des CSST (Chinese Space Station Telescope), eines Weltraumteleskops der Hubble-Klasse, das die Tiangong-Umlaufbahn mitbenutzen soll.

Es wird an die Raumstation andocken können, um Wartungsarbeiten, Reparaturen und sogar Upgrades zu ermöglichen. Xuntian hat die Größe eines Busses, verfügt über einen zwei Meter großen Spiegel und bietet ein 300-mal größeres Sichtfeld als Hubble. Während seiner geplanten Lebensdauer von zehn Jahren wird es mit seiner 2,5-Milliarden-Pixel-Kamera rund 40 Prozent des Himmels kartieren.

Offen für internationale Kooperation

China strebt eine Ausweitung der internationalen Zusammenarbeit mit Tiangong an, sowohl bei wissenschaftlichen Experimenten als auch bei der Beteiligung von Besatzungsmitgliedern.

Li betonte die Bereitschaft Chinas, internationale Astronauten in das Raumstationsprogramm nach den Prinzipien des gegenseitigen Respekts und Nutzens, der Inklusivität und der Gleichberechtigung aufzunehmen.

Die Raumstation Tiangong, die etwa 20 Prozent der Masse der Internationalen Raumstation (ISS) hat, soll mindestens zehn Jahre bemannt und in Betrieb gehalten werden. Damit könnte Tiangong die einzige Raumstation im Orbit sein, wenn die ISS um 2030 ihre mehrfach verlängerte Betriebszeit endgültig beendet.