Cannes 2023: Filmfest zwischen Streaming Wars und Ukraine-Krieg

Seite 3: Chinesen und Saudis

Zurück in Cannes waren in diesem Jahr auch die Chinesen, bei denen der Start in die post-pandemische Kinozeit besonders holprig verlaufen ist.

Nach wie vor sind in China die Kino-Besucherzahlen schlechter als in anderen Teilen der Welt, die Menschen kommen dort nur zögerlicher ins Kino zurück. Doch auch hier gibt es ein neues Gefühl des Optimismus und die Kinozahlen im Frühjahr verliefen positiv.

Noch gilt allerdings, dass China zurzeit noch immer nicht so viel wie früher einkauft. Der Rückgang der chinesischen Gelder ist nach Angaben von Branchenkennern auf die Beschränkungen für nicht-chinesische Filme sowie auf das Fehlen eines robusten VOD-Modells in China zurückzuführen.

Ein neuer Player in der Filmindustrie mit überaus großen Ambitionen ist Saudi-Arabien. Das Königreich verfügt zweifellos über die Mittel, um diesen Markt zu erschließen. Der Wille, die eigenständige Filmindustrie zu entwickeln, ist Teil der Kulturpolitik des Landes, das seit mehreren Jahren konsequent in die gesamte Produktionskette sowie in die Einrichtung von Kinosälen investiert.

Unter der Ägide des Kronprinzen Mohammed bin Salman begann der Übergang 2017 mit der Wiedereröffnung der Kinosäle, die in den 35 Jahren zuvor geschlossen worden waren. In dem Wunsch, durch Unterhaltung eine bessere Lebensqualität im Königreich zu fördern, hat die Generalkommission für audiovisuelle Medien, die für die Regulierung von Kinos zuständige Behörde, beschlossen, bis 2030 2600 Kinoleinwände zu bauen.

Derzeit gibt es im Land 54 Kinos, von denen die meisten Multiplex-Kinos sind, die zusammen 482 Leinwände anbieten. Ein weiterer Schritt in Richtung Öffnung Saudi-Arabiens für die Filmwelt ist die Einrichtung mehrerer Filmfestivals. Das "Red Sea International Film Festival" feierte im Dezember 2021 sein Debüt; die zweite Ausgabe zog bereits über 30.000 Festivalbesucher an, die 138 Filme aus 67 verschiedenen Ländern sehen konnten, darunter 48 arabische "Premieren" und 27 Filme aus Saudi-Arabien.

Am Persischen Golf findet das Saudi-Filmfestival statt. Die Saudis tragen dort auch zur Finanzierung internationaler Werke bei und lernen dabei die Rezepte kennen, die sich in der westlichen Industrie bewährt haben. Ein gewinnbringender Austausch, von dem alle profitieren.

Grund für das neue Interesse Saudi-Arabiens an einer eigenen Filmindustrie ist aber ein politisches Ziel: Die globalen Narrative sollen verändert werden, und es soll selber mitgestaltet werden.