Huawei und Taiwan: Ein unsichtbares Bündnis für Chinas Technologie-Macht?

(Bild: nanoslavic, Pixabay)

Unterstützt der Inselstaat heimlich Chinas umstrittenen Technikboom? Diese Frage werfen neue Recherchen auf. Wie Chinas Chipproduktion trotz Sanktionen floriert.

Als Huawei kürzlich sein Smartphone Mate Pro 60 vorstellte, war man in Washington überrascht. Im Bureau of Industry and Security des US-Handelsministeriums dachte man darüber nach, eine Untersuchung einzuleiten.

Der Grund: In dem Smartphone sind Chips verbaut, die das Unternehmen eigentlich nicht haben dürfte. Mit Sanktionen wollte man verhindern, dass China fortschrittliche Chips in 7-Nanometer-Technologie herstellt.

China könnte auf dem Weg zu moderner Technologie Hilfe von unerwarteter Seite bekommen haben: von Unternehmen aus Taiwan. Darauf deuten zumindest Recherchen des Finanzdienstes Bloomberg hin, deren Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden. Diese vier Unternehmen könnten Huawei dabei helfen, "die Infrastruktur für ein verdecktes Netzwerk von Chipfabriken in Südchina aufzubauen", so Bloomberg.

Der Finanzdienst will Mitarbeiter des taiwanischen Chipmaterial-Händlers Topco Scientific auf einer Baustelle in Shenzhen identifiziert haben. Auch die in Taipeh ansässige L&K Engineering Company soll über eine Tochterfirma an dem Projekt beteiligt sein. Auf einer anderen Baustelle will Bloomberg Arbeiter einer Tochterfirma des Bauspezialisten United Integrated Services ausgemacht haben.

Das vierte Unternehmen geht offen mit seinen Geschäftsbeziehungen nach China um. Cica-Huntek Chemical Technology Taiwan teilte auf seiner Website mit, dass es Aufträge für den Bau chemischer Versorgungssysteme für zwei chinesische Chiphersteller erhalten habe.

Dabei handelt es sich um Shenzhen Pensun Technology und Pengxinwei IC Manufacturing, die beide im vergangenen Jahr von den USA auf eine schwarze Liste gesetzt wurden. Sie gelten als wichtige Partner von Huawei, welche dessen Chipdesigns in die Realität umsetzen.

Die Recherchen von Bloomberg zeigen hauptsächlich eines: Trotz geopolitischer Spannungen treiben China und Taiwan Handel miteinander. Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner der Insel. Offen bleibt allerdings die Frage, ob auch Geschäfte getätigt werden, die unter die US-Sanktionen fallen. Die Unternehmen verneinten sie auf Nachfrage.

Topco-Vertreter erklärten, eine chinesische Tochterfirma habe einen laufenden Vertrag für die Abwasserentsorgung in Pengxinwei. Solche Umweltprojekte seien aber nicht von den Sanktionen betroffen. Anlagen für die Halbleiterproduktion oder notwendige Materialien würden jedoch nicht geliefert.

Ähnlich äußerten sich Vertreter von United Integrated Services. Eine chinesische Tochterfirma habe den Auftrag erhalten, den Chiphersteller SwaySure bei der Innenrenovierung zu unterstützen. Ferner betonten sie, dass sowohl die Mutter- als auch die Tochtergesellschaft im Baugewerbe tätig seien und keine Wafer-bezogenen Produkte oder Ausrüstungen herstellten oder exportierten.

Auch wenn die Aktivitäten der Firmen harmlos erscheinen, verursachen sie doch bei manchen Taiwanesen ein flaues Gefühl im Magen. Schließlich könnten die Chips aus den Fabriken, die mithilfe der taiwanesischen Firmen gebaut werden, für Raketen verwendet werden, die auf die Insel abgefeuert werden.

"Die Regierung der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen nimmt die Verteidigung Taiwans nicht ernst, wenn sie die Kontrolle der Unterstützung lokaler Firmen für Huawei nicht verschärft", wird ein Professor der National Cheng Kung University in Tainan von Bloomberg zitiert.

Die Unterstützung von Huawei durch taiwanische Unternehmen wird als wichtig angesehen. Denn auch wenn es sich nur um Zulieferer handelt, könnte notwendiges Wissen nach China abfließen. Schließlich spielten taiwanische Unternehmen auch eine entscheidende Rolle beim Aufbau von Branchenriesen wie Taiwan Semiconductor Manufacturing. Und solche Hersteller produzieren neun von zehn der weltweit modernsten Chips.

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