Leider doch kein Beat Surrender

Der britische Rockstar Paul Weller wird heute 50

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Am 25. Mai 1958 wurde Paul William Weller als erstes Kind eines Bauarbeiters und einer Putzfrau in der englischen Kleinstadt Woking nicht weit von London geboren. Er wuchs dort unter ärmlichen Umständen in einer Arbeitersiedlung namens "Stanley Road" auf, der er Jahre später ein Soloalbum widmete. Mit vierzehn Jahren entdeckte er nicht nur Pils Lager und Sex, sondern auch das Gitarrenspiel.

Unterstützt von seinem Dad (der bald sein Manager wurde) trat der Beatles- und Kinks-Fan mit einem Freund als The Jam in den Working Mens Clubs in Woking auf. 1975 entdeckte er The Who, eichte die mittlerweile um den Bassisten Bruce Foxton und den Schlagzeuger Rick Buckler erweiterte Band auf "Maximum R&B". Aus dieser Zeit rührt auch seine lebenslang währende Faszination mit der Modkultur. Eine zweite Initialzündung war ein Konzert der Sex Pistols ein Jahr darauf, welche der inzwischen auf ein Trio geschrumpften Band sowohl textlich als auch musikalisch eine neue Energie und Prägnanz verlieh.

Allerdings hatten es The Jam, die im legendären Punksommer von 1976 mehr und mehr Konzerte in London spielten, nicht unbedingt leicht, vom hiesigen Punk-Establishment angenommen zu werden: Als Provinzler verschrien, die unerhörterweise ihre Instrumente beherrschten (Weller hatte zu dieser Zeit seinen Verstärker bezeichnenderweise mit dem Slogan "Fire'n Skill" beschriftet) und obendrein noch in (schwarzen) Mod-Anzügen auftraten, waren sie das "schwarze Schaf der New Wave" (Weller). Trotzdem machten sie die hinreißenden Live-Auftritte bald bekannt und im April 1977 waren die Jam mit Single und LP "In The City" in den Charts vertreten. Bereits hier kristallisierte sich heraus, dass die Jam fähig waren, die Nostalgie der Modkultur in eine neue Ära zu transformieren und die künstlerische und lyrische Sensibilität in Wellers Texten mit einer wohlgeschliffenen, aber ungeheuerlichen musikalischen Energie zu verbinden. Die zweite Singe "All Around The World" ("What's the point in saying destroy I want a new life for everywhere") war gewissermaßen bereits die hegelianische Antwort auf den sich überrevolutionär gebärdenden und zu Teilen postmodern gewordenen Punk-Zirkus.

Die nur sechs Monate nach ihrem Debüt auf den Markt geworfene zweite LP "This Is The Modern World" (mit Ausnahme von "Life From A Window") konnte jedoch den neuen Ansprüchen nicht gerecht werden. Mit der Punk-Euphorie war auch die musikalische Orientierung dahin. Obgleich die Platte stilistisch ein weiteres Spektrum besitzt, waren die Songs überwiegend unprägnant und schrammten teilweise bedenklich knapp an einem musikalischen Epigonentum in Richtung Kinks und Who vorbei.