Nach dem polnischen Internetstreik

Große oder gar keine Verluste der Telekom?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

"Unsere Freunde in den Telekom-Zentralen meldeten die Senkung des Netzverkehrs unter 0-202122 um etwa 15 Prozent", meint Bartosz Frankowski vom Protestkomittee der polnischen Internauten. Das soll während des ersten polnischen Internetstreiks am 1. Dezember erreicht worden sein.

Auf der Internetseite der Streikenden ist z.Zt. zu lesen, daß die Verluste der polnischen Telekom (TP SA) an diesem Tag ca. 3 Mio Zloty (fast 1,5 Mio DM) betrugen. Als Quelle wurde "Teleexpress", eine Nachrichtensendung des polnischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens genannt. "Unmöglich", meint dazu Bogdan Markiewicz von der Pressestelle der TP SA und versucht das zu beweisen: "Wir haben in ganz Polen 6000 Modems. Nehmen wir an, es herrscht Vollbetrieb: das sind 24 Stunden mal 20 (die Gebühr von 0,23 Zloty wird alle 3 Minuten, also 20 Mal pro Stunde berechnet) mal 0,23 Zloty mal 6000 - Fazit: die Gesamtkapazität beträgt 662 400,- PLN pro 24 Stunden. Wie hätten wir also 5 Mal mehr verlieren können?!"

Markiewicz sagte auch, daß die TP SA normalerweise an der gesamtpolnischen Zugangsnummer 0-202122 lediglich 0,15 Prozent ihres ganzen Einkommens erreiche. Und vor allem: der Verkehr im Internet-Netz der TPSA war, so Markiewicz, am 1. Dezember völlig normal. Das kann stimmen, denn zumindest in Breslau war am 1. Dezember die angeblich allgemein boykottierte Nummer 0-202122 ständig besetzt - wie an allen anderen Tagen.

Mittlerweile kann man aber auch bei der TP SA "völlig inoffiziell" erfahren, daß Anfang 1999 eine Senkung der Ortstarifgebühren für die Abendzeit vorgesehen ist. Darum kämpfen unter anderem die Internauten. "Es gibt da keinen Zusammenhang", versichert die Telekom. Gleichzeitig steigen aber wahrscheinlich auch die Gebühren für Ortsgespräche tagsüber - das geschieht übrigens in Polen jedes Jahr, vor allem wegen der Inflationsrate von ca. 10 Prozent. Einfach wird es nicht sein, denn sowieso steigen im Januar auch die Preise von vielen lebenswichtigen Produkten, vor allem von Strom, Gas und Wärmeenergie. Das steht schon längst im Haushaltsprojekt. Insgesamt werden also die Preiserhöhungen, darunter vielleicht auch die der TP SA, zum Politikum. "Danach müßten Sie aber schon die Regierung fragen", sagte Bogdan Markiewicz.

Er fügte auch hinzu, daß die Telekom zur Zeit eine Anzeige gegen die Hackergruppe "Gumisie" (deutsch: Gummibärchen) vorbereite, die am 1. Dezember die Internetseite der TP SA umgemodelt hat (siehe Internetstreik in Polen).