Noch kann sich die Schweinegrippe schlecht verbreiten

Aber eine Mutation nur einer Aminosäure, so US-Wissenschaftler, kann den Virus hoch ansteckend machen

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Der Schweinegrippenvirus A(H1N1) kann sich noch nicht sonderlich gut unter den Menschen verbreiten. Wie Wissenschaftler des MIT und der CDC in Science Express berichten, haben sie den Schweinegrippevirus mit anderen Grippeviren, u.a. mit dem Virus, der die Pandemie von 1918 verursacht hat, verglichen und dabei herausgefunden, dass er sich zwar an die alpha 2-6-Galaktose-Rezeptoren bindet, die im menschlichen Atemtrakt vorhanden sind. Aber der Virus besitzt ein Oberflächenprotein, das sich nur schlecht an die Rezeptoren im Atemtrakt des Menschen bindet.

Zusammen mit der Genvariation einer Polymerase, die die MIT-Wissenschaftler schon vor kurzem entdeckt hatten, ist die begrenzte Bindungsfähigkeit des Hämagglutinin-Proteins vermutlich der Grund dafür, dass sich die Schweinegrippe nicht so weit verbreitet hat wie die saisonale Grippe.

Allerdings können Grippeviren schnell mutieren, warnen die Wissenschaftler, so dass eine höhere Bindung schnell eintreten und der Schweinegrippevirus dann gefährlicher werden kann. Ram Sasisekharan, Direktor der Harvard-MIT Division of Health Sciences and Technology (HST), ist der Überzeugung, dass man die Evolution des Virus genau verfolgen müsse.

Überdies haben die Wissenschaftler beobachtet, dass sich der neue H1N1-Virus im Gegensatz zum saisonalen H1N1-Virus bei Frettchen kaum verbreitet, wenn eine Ansteckung nur über Tröpfen erfolgen kann. Frettchen erkranken ähnlich wie Menschen an Grippe, die sich unter ihnen auch sehr ähnlich verbreitet. Wenn ein gesundes Frettchen mit einem an Grippe erkrankten in engem Kontakt steht, ist die Ansteckungsgefahr jedoch groß und die Erkrankung schwerer als bei der saisonalen Grippe. Bei einem Versuch bei Mäusen zeigte sich ebenfalls, dass eine Ansteckung über die eingeatmete Luft durch Tröpfchen praktisch nicht erfolgte. Die Beobachtung deckt sich auch mit der Ausbreitung des neuen Virus bei Menschen. Meist wurde Ansteckungen in Gruppen beobachtet, die eng zusammen leben wie Familien oder Schulklassen.

Da aber nur eine Mutation einer einzigen Aminosäure des PB2-Gens, eine RNA-Polymerase, bei Grippeviren für eine effiziente Verbreitung durch eine Tröpfcheninfektion verantwortlich ist, kann sich das schnell ändern. Diese Mutation fehlt dem Schweinegrippevirus – noch. Und eine einzige Mutation kann auch bewirken, dass das Virus gegen Oseltamivir (Tamiflu) resistent wird.