Konkurrenz für Al-Dschasira

Al-Arabiya: neuer arabischer Fernsehsender startet sein Nachrichtenprogramm

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Mit großen Ambitionen geht heute ein arabischer Satelliten-TV-Kanal auf Sendung. Von Dubai aus will "Al-Arabiya" mit dem legendären Vorbild Al-Dschasira um Zuschauer und Werbekunden konkurrieren. Der Schwerpunkt liegt auf dem Nachrichtenprogramm; zunächst sollen es 12 Stunden täglich sein, später - voraussichtlich ab drittem März - 24 Stunden. Der Zeitpunkt des Sendebeginns ist nicht zufällig gewählt: man rechnet mit einem gesteigerten Informationsbedürfnis der arabischen Öffentlichkeit im Vorfeld des drohenden Krieges.

Ausgestattet mit 400 Mitarbeitern und einem 5-Jahres Budget von geschätzten 300 Millionen Dollar will Al-Arabiya eine "ausgewogenere Alternative" zu Al-Dschasira schaffen.

Al-Dschasira, der große Pionier, ist in Schwierigkeiten geraten. Viele Länder, wie etwa Kuwait, Algerien, Bahrain und Saudi-Arabien (Al-Dschasira und die Rache der älteren Schwester), boykottieren die in ihren Augen allzu freimütige Berichterstattung des katarischen Senders, der vor allem mit seinen populären hitzigen Debatten und Talk-Shows, bei denen "jeder sagen kann, was er will", für viel Wirbel in arabischen Regierungskreisen und in der breiten Öffentlichkeit gesorgt hat. Momentan, so der Generaldirektor des Senders, sind über 200 offizielle Beschwerden anhängig und - was Al-Dschasira wohl mehr beunruhigt: die Anzeigenkunden werden weniger.

Eine gute Gelegenheit für neue Anbieter in dem vielversprechenden und wichtigen Markt: Neben Al-Dschasira sendet bereits Abu Dhabi-TV acht Stunden lang News und ist mit 25 Korrespondenten bislang die schärfste Konkurrenz. In Algerien, in England, in Israel, im Iran und natürlich in den USA sind ebenfalls neue TV-Stationen in Planung und stehen zum z.T. kurz vor der Verwirklichung, welche die Region rund um die Uhr mit den allerneuesten Nachrichten bestrahlen sollen.

Al-Arabiya geht aus dem Middle East Broadcasting Center (siehe MBC) hervor, das vor 11 Jahren von einem Schwager des saudischen Königs Fahd gegründet und mit reichlichen Mitteln ausgestattet wurde. Andere Financiers sind die libanesische Hariri-Gruppe sowie Geschäftsleute aus Kuwait und den Golf-Staaten. Salah Nigm, der Chefredakteur des Senders, ist ein BBC-Veteran, der laut Ibrahim Hilal, Chefredakteur von Al-Dschasira, bereits 15 Offerten an Journalisten von Al-Dschasira gemacht haben soll; fünf sollen das Angebot, das ihnen das doppelte bis dreifache Salär bietet, angenommen haben.

Sobald sie mit dem Programm angefangen haben, werden wir sofort sehen, wer sie kontrolliert.

Ibrahim Hilal, Chefredakteur von Al-Dschasira

Al-Arabiya soll12 Journalisten und Techniker nach Bagdad entsenden und verspricht sich darüber hinaus einen Vorteil gegenüber Al-Dschasira, weil es auch noch Korrespondenten im benachbarten Kuwait unterhalten kann, was dem Konkurrenten nicht mehr erlaubt ist.

Der wirkliche Wettbewerb werde allerdings im Irak stattfinden, so der Chefredakteur von Al-Dschasira. Dessen Büro in Bagdad besteht schon seit 1997 und es wurden aufwendige Vorbereitungen für die Berichterstattung über den erwarteten Krieg dort getroffen; man plant die bereits an Ort und Stelle befindlichen vier Korrespondenten mit zehn weiteren Journalisten zu verstärken. Außerdem stehen die Vorarbeiten zu einer englischsprachigen Website Al-Dschasiras in Zusammenarbeit mit der BBC kurz vor der Vollendung.