Nordkorea: Neuer Atomwaffentest?

Kim Jong-un am 19. März. Bild: http://rodong.rep.kp

Während die US-Regierung von militärischen Aktionen spricht, droht Nordkorea mit einem präventiven Atomschlag

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Nordkorea, so will die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap von einer "diplomatischen Quelle" in Peking erfahren habe, plane im April den nächsten Atomwaffentest. An zwei Tunnels werde auf dem Gelände gearbeitet. Es wäre bereits der sechste Atomwaffentest. Ob das Land einsatzfähige Atomwaffen besitzt und wie viele es sind, ist eine Frage der Spekulation.

Die Nachricht stützt sich auf keine weiteren Hinweise oder gar Belege, aber man rechnet mit der nächsten Provokation aus Pjöngjang, wo man wiederum auf die großen Manöver reagiert, die amerikanische und südkoreanische Streitkräfte durchführen, und auf Gerüchte von Angriffsplänen. Die Website 38north.org berichtet auch, dass auf Satellitenbildern Lastwagen am Atomwaffentestgebiet Punggye-ri zu sehen seien, aber man wisse nichts Genaues. In Japan ist man vom Spiel der Gerüchte und Drohungen ebenfalls beeindruckt.

So zirkulierten unlängst Meldungen, dass sich südkoreanische und amerikanische Spezialeinheiten auf einen Einsatz vorbereiten würden, nach Nordkorea einzudringen und die dortige Führung zu beseitigen (US-Spezialeinheiten sollen angeblich Tötungsmission von Kim Jong-un üben. Nordkorea reagierte auf solche Szenarien präemptiver Angriffe gewohnt aufgeregt und mit Warnungen vor einem auch atomaren Gegenangriff. Zwar habe die US-Regierung in Form von Außenminister Tillerson einen solchen Präventivschlag ausgeschlossen und auf Sanktionen gesetzt, nachdem er zuvor sagte, eine militärische Aktion sei eine Option, aber man traut dem nicht. Am Montag wurde erneut damit gedroht, dass schon bei einem kleinsten Zeichen Nordkorea präventiv mit Atomwaffen zurückschlagen werde. Die USA werden vor den katastrophalen Folgen gewarnt.

Die USA haben das Raketenabwehrsystem THAAD auf Südkorea stationiert. Angeblich um nordkoreanische Angriffe abzuwehren, allerdings haben China und Russland scharf darauf reagiert (China warnt vor Installation des THAAD-Raketenabwehrsystems in Südkorea). Dabei geht es weniger um die Abfangraketen mit einer relativ geringen Reichweite als um die Radarsysteme, mit denen die USA weit hinein nach China und auch Russland schauen können. Dazu sollen auf Südkorea auch Kampfdrohnen stationiert worden sein.

Angeblich soll es nun eine neue Taktik des Pentagon geben, Kriegsschiffe, U-Boote und Flugzeuge nach Südkorea zu verlegen oder zu Manövern schicken. Man will angeblich die nordkoreanische Führung beunruhigen und maximale Angst auslösen, indem die Verlegung oder Entsendung nicht mehr mitgeteilt wird, um so für Überraschungen zu sorgen, berichtet die Korea Times, wobei man auch wieder nicht weiß, was hier psychologische Operationen, alternative Fakten oder Fake News sind. "Die überraschende Stationierung von strategischen Waffen ist wirksam, um die Angst im Norden zu maximieren, da dies die Botschaft sendet, dass solche Waffen in einem Notfall jederzeit mobilisiert werden können", so eine militärische Quelle.

So seien Anfang März zwei B-1B Lancers ohne Ankündigung nach Südkorea verlegt worden, ein paar Tage später erreichte das U-Boot USS Columbus ebenfalls unangekündigt Südkorea. Auch die Teilnahme von F-35-Kampfflugzeugen der 5. Generation an Übungen wurde erst später berichtet. Die USA sind auch deswegen nervös, weil in Südkorea Wahlen stattfinden und keineswegs klar ist, dass die neue Regierung weiter die USA gegen Nordkorea wie bisher unterstützt.

Das sind allerdings gefährliche Spiele. Zwar spielt Nordkorea seit Jahren mit der atomaren Abschreckung, aber das Risiko besteht, dass das Regime tatsächlich einmal auf eines der ebenfalls provozierenden Abschreckungsrituale reagiert - oder umgekehrt. Auf Sanktionen, das haben die letzten Jahre gelehrt, reagiert Nordkorea nicht einlenkend. Zudem ist Nordkorea nur ein Faktor im asiatischen Machtspiel.