Post Corona

Organisierte Kapitalherrschaft

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Die Krise als Chance. Der Stehsatz aus dem Fundus liberaler Wirtschaftsforschungsinstitute harrt gerade einer zeitadäquaten Formulierung. Noch kämpfen Modellrechner mit zu vielen Unbekannten. Solange die Prognosen zu den Einbußen des BIP-Wachstums im Gefolge des Lockdowns zwischen 2% und 20% liegen, darf man getrost die quantitative Wirtschaftsforschung beiseite lassen; die Geschichte lehrt uns ohnedies, dass volkswirtschaftlich relevante Erkenntnisse daraus nicht gewonnen werden können, geschweige denn gesellschaftlich nützliche.

Also das Ende des Systems? Da packen einen Hoffnung und Angst zugleich, weil niemand weiß, ob sich ein solches in dystopischer Diktatur oder utopischer Demokratie äußern wird. Die weithin vorhandene Blockwartmentalität bei der Kontrolle des Ausnahmezustandes macht letzeres unwahrscheinlich.

Bevor wir uns dem Spannungsfeld zwischen dem liberalen Postulat der schöpferischen Zerstörung (Joseph Schumpeter) und jenem linken vom Ende des historischen Kapitalismus (Immanuel Wallerstein) widmen, sei kurz das aktuelle Zusammenbruchszenario in Erinnerung gerufen. Es ist für unsere Analyse auch unabdingbar, darauf hinzuweisen, dass dieses weniger dem Corona-Virus als den autoritär verfügten Maßnahmen im Kampf gegen dessen Verbreitung geschuldet ist.

Die Dramatik hat historische Ausmaße. Noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gab es in unseren politischen Breiten eine staatlich verordnete Schließung des öffentlichen Raumes. Wir erleben eine Zeitenwende. Das gesamte wirtschaftliche System ist in Frage gestellt, es wird in Zukunft nicht mehr so sein wie vor 2020:

Die Regeln der Welthandelsorganisation WTO - ausgehebelt.
Die Vorgaben von IWF und Weltbank - Makulatur.
Die vier Grundpfeiler der Europäischen Union, der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskraft - im Dickicht nationalstaatlich verordneter Maßnahmen zerstoben.
Die weltweiten Güterketten - unterbrochen.
Handel und Verkehr - lahmgelegt.

In Italien und Spanien erzwingen die Regierungen die Schließung von Industriebetrieben. In Österreich rückt das Militär in die Hochregal-Lager der drei großen Lebensmittelhändler ein; bei der Rewe-Tochter Billa hubstaplern Soldaten im Assistenzeinsatz.

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