Abwrackprämie für Autos? Super!

Bild: GarysLens/Pixabay.com

In den letzten Tagen wird viel über eine Abwrackprämie für die Automobilwirtschaft diskutiert. Wirklich ökologisch und ökonomisch sinnvoll wäre die Förderung für die Anschaffung von Fahrrädern oder E-Bikes

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Der Verband der Automobilindustrie hat eine Kampagne gestartet, dass wir unsere Steuergelder dafür aufwenden sollen, damit nach der Coronakrise wieder neue Autos angeschafft werden. Das ist ökologischer Wahnsinn.

Jetzt sollen wir Steuerzahler die verfehlte Angebotspolitik der Fahrzeughersteller weiter unterstützen? Die damit neu angeschafften Fahrzeuge würden dann weitere 20 Jahre unsere Luft verpesten und Menschen zu Krüppeln oder zu Tode fahren.

Jedes abgewrackte Auto ist ein Sieg für die Umwelt und die Mitmenschen. Insofern wäre eine Prämie für das Abwracken unterstützenswert. Aber nur, wenn von dem Geld dann keine neuen Autos angeschafft werden, sondern kleinere, leichtere Fahrzeuge.

Ein Automobil besteht in etwa aus 1,5 Tonnen Stahl, Plastik und zahlreichen anderen Materialien. Man kann mindestens das Dreißigfache an Materialbewegungen für die Herstellung rechnen, je nach Hersteller. Bei der Luxusklasse kann es noch wesentlich mehr sein. Für jedes Automobil werden also mindestens 45 Tonnen Rohstoffe abgetragen, verarbeitet und vielfach bewegt. Bei den neuen E-Autos kommt noch fast eine halbe Tonne Lithium hinzu, ein extrem umweltschädliches Material.

Für den Betrieb dieses Fahrzeugs wird dann noch einmal erhebliche Energie aufgewendet. Besonders in der Stadt, bei Stop and Go. Denn um eine Tonne anzufahren, muss man erhebliche Energie aufwenden. Sie kennen das, wenn Sie mal ihr Fahrzeug anschieben müssen, wie schwer so ein Automobil wirklich zu bewegen ist.

Jede Stilllegung eines Automobils bringt einen 50-fachen Gewinn für die Umwelt mit sich

Vergleichen Sie das einmal mit Ihrem Fahrrad, wie leicht das rollt. Das ist etwa ein Faktor 100 bis 1000, je nach Zustand des Fahrrads. Ein Fahrrad rollt mindestens 100-mal leichter als ein Automobil. Deswegen braucht es auch fast keine Energie und kann ganz einfach selbst bewegt werden.

Etwa 50% aller Fahrten mit dem Auto in der Stadt enden schon nach 6 Kilometern, meist ist nur eine Person mit Aktentasche zu bewegen. Die Hälfte aller Autofahrten in der Stadt ließe sich also auch locker mit dem Fahrrad durchführen.

Da wäre es doch viel besser, wir fördern das Radfahren. Das Fahrrad braucht keine zusätzliche Energie und man bleibt fit. Außerdem ist so ein Fahrrad wesentlich preiswerter in Betrieb und Wartung. Und auch der Bau von Radschnellwegen ist wesentlich billiger und einfacher als der Straßenbau für PKW. Die verstopfte Straßeninfrastruktur der Städte ließe sich damit erheblich besser nutzen.

Und wer schon etwas betagt ist oder weite Strecken zurücklegen muss, kann ja auf ein E-Bike umsteigen. E-Bikes haben den großen Vorteil, dass man auch weitere Strecken mühelos bewältigen kann. Und im bergigen Gelände nicht gleich schlapp macht. Und vor allem verbrauchen E-Bikes nur etwa ein Fünfzigstel der Energie eines Automobils. Sowohl bei der Herstellung als auch beim Betrieb.

Als jahrelanger Alltags-Radfahrer kann ich verstehen, dass viele Leute ungern bei jedem Wetter unterwegs sind. Da müssen noch erhebliche Verbesserungen gefunden werden.

Es entwickeln sich aber langsam sehr viele Fahrzeuge, die besonders von Eltern genutzt werden, um ihre Kinder herumzufahren. E-Bikes mit großer Ladefläche für den Transport der Kinder, einem Regenverdeck und Spritzschutz sorgen dafür, dass man auch bei Nieselregen noch trockenen Fußes vorankommt. Außerdem kann man bei schlechtem Wetter dann auch mal mit dem Bus fahren oder mit einem Car-Sharing-Fahrzeug, wie sie derzeit fast an jeder Straßenecke zu finden sind. Nach meiner Erfahrung sind das 4 oder 5 Tage im Jahr, wo man wirklich keine Lust hat, aufs Rad zu steigen, weil das Wetter einfach zu mies ist.

Ernst Ulrich v. Weizsäcker hat in den 90er Jahren immer von einem Faktor 4 geträumt. Dann würden wir den Umstieg in eine nachhaltige Wirtschaftsweise schaffen. Hier haben wir es mit einem Faktor 50 oder sogar mehr zu tun. Jede Stilllegung eines Automobils hat also mindestens einen 50-fachen Gewinn für die Umwelt.

Der Ausstieg aus der Automobilgesellschaft muss uns jetzt schnell gelingen. Das kann nicht mit den alten Parolen und Produkten gelingen. Man muss sich nur den neuen Film von Jeff Gibbs und Michael Moore anschauen um zu begreifen, dass wir mit dem Axiom der Profitmaximierung alleine nicht mehr weiter kommen. Wir müssen die Coronakrise dazu nutzen, neue Wege zu probieren, indem wir beispielsweise einen mehrfachen Mehrwert statt immer nur einen individuellen Gewinn erwirtschaften.

Dieses Jahr erwarte ich einen heißen Sommer, denn der Ruß- und Schmutzfilm, den die Flugindustrie normalerweise über uns ablädt, wird diesen Sommer wohl ausfallen. Das heißt, erhebliche Mengen an Kleinstpartikeln, die normalerweise einen Teil der Sonnenstrahlung abfangen, sind plötzlich weg.

Wenn ich recht habe, werden wir dieses Jahr merken, dass das Klima tatsächlich schon längst kippt und zu den ganzen Problemen, die wir jetzt schon haben, wird auch noch eine große Trockenheit kommen.

Dann wird auch der letzte Verfechter des Autowahns erschreckt feststellen, dass man Autolack nicht essen kann.

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