Pfizer-Chef verkaufte 62 Prozent seiner Aktien und machte Reibach

Bild: Pfizer

Kaum hatte Bourla berichtet, dass der von Pfizer und BioNTech entwickelte Impfstoff einen 90prozentigen Schutz gewährt, schossen die Aktien in die Höhe. Bourla strich mit dem Verkauf bei Höchststand 5,6 Millionen US-Dollar ein

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Am 9. November teilten Pfizer und BioNTech mit, der von ihnen entwickelte Impfstoff BNT162b2 gegen SARS-CoV-2 gewähre einen über 90prozentigen Schutz vor einer Ansteckung und bringe keine bedenklichen Nebenwirkungen mit sich. Das sei das erste Zwischenergebnis der gerade laufenden Phase 3 der klinischen Studie mit mehr als 43.000 Teilnehmern (Pfizer/Biontech: Impfung bietet 90prozentigen Schutz).

Weltweit sorgte die Ankündigung für Aufregung, auch in Deutschland, ist mit BioNTech doch ein deutsches Unternehmen mit im Spiel, in das die Bundesregierung schon mal 375 Millionen Euro investiert hat. Die Meldung sorgte dafür, dass sich die EU-Kommission den Kauf von bis zu 300 Millionen Impfdosen sicherte. Deutschland hätte einen Anteil von 57 Millionen, Gesundheitsminister Spahn will aber 100 Millionen.

Der Aktienkurs der beiden Unternehmen ging entsprechend in die Höhe. Es wird viel Geld in die Kassen gespült, wenn die klinische Studie erfolgreich abgeschlossen und eine Zulassung bewilligt wird. Noch freilich sind keine Daten bekannt, die die behauptete Wirksamkeit über die Mitteilung der Unternehmen hinaus bestätigen. Unbekannt ist etwa, wie stark der Schutz ist, wie lange er anhält, wie unterschiedliche Altersgruppen darauf reagieren, ob der Impfstoff schwere Erkrankungen und auch Ansteckung verhindern kann. Pfizer verkauft 100 Millionen Impfdosen zum Preis von fast 33 Euro pro Impfung mit den zwei erforderlichen Dosen. Das entspricht 3,3 Milliarden Euro. Über weitere 500 Millionen Impfdosen wird noch verhandelt, was dann aber die neue Regierung abschließen wird.

BioNTech will angeblich seinen Corona-Impfstoff unterhalb der üblichen Marktpreise verkaufen, der Preis solle aber die finanziellen Risiken widerspiegeln, die seine privaten Investoren eingegangen seien, so BioNTech-Strategiechef Ryan Richardson. Schätzungen gehen dahin, dass beide Unternehmen mit dem Impfstoff im nächsten Jahr 13 Milliarden US-Dollar einnehmen können. Johnson & Johnson und AstraZeneca wollen ihre Impfstoffe während der Pandemie nur zu einem kostendeckenden Preis anbieten, AstraZeneca verlangt 3-5 US-Dollar pro Impfstoff.

Nicht nur die beiden Unternehmen machen ihren Reibach, auch Pfizer-Chef Albert Bourla profitiert persönlich. Kurz nach der Verkündung der 90-prozentigen Wirksamkeit schossen die Aktien von 31 US-Dollar auf 35,70 US-Dollar in die Höhe. Bourla verkaufte am selben Tag laut SEC schnell 62 Prozent seiner Anteile zum Wert von fast 42 US-Dollar und strich dafür 5,6 Millionen US-Dollar ein. Mittlerweile ist der Aktienkurs wieder 32,5 US-Dollar gefallen. Wirklich notwendig hat Bourla solche Schnäppchen nicht, er soll ein Jahreseinkommen von mehr als 15 Millionen Euro haben. Dabei war auch Vize-Chefin Sally Susman, die 1,8 Millionen US-Dollar Gewinn durch Verkauf von Aktien machte.

Das Schnäppchen erregt natürlich Verdacht, aber offenbar ist erst einmal alles ganz legal. Bourla soll den Verkaufsauftrag bereits im August 2019 zu diesem Datum angekündigt haben. Auch wenn man annehmen sollte, dass er von der Pandemie und den dafür entwickelten Impfstoff nichts wissen konnte, dürfte die Erfolgsmitteilung wenige Stunden vor dem Verkauf seiner Aktien nicht ganz zufällig geschehen sein. Und natürlich dürfte der schnelle Reibach des Pfizer-Chefs Verschwörungstheorien bekräftigen, deren reale Basis auf jeden Fall ist, dass die Pandemie für die Pharma-Konzerne und für einige andere wie Amazon für Profit sorgt und dass dabei auch unlauter gespielt wird.

Fraglich ist, ob die Pfizer-Aktie in nächster Zeit wieder so ansteigen wird. Der neue, noch unerprobte RNA-Impfstoff ist nicht nur sehr teuer, andere Konzerne kommen mit weitaus billigeren Impfstoffen auf bekannten Grundlagen auf den Markt, RNA-Impfstoffe stellen auch die Logistik vor große Probleme, denn sie müssen tiefgekühlt geliefert und gelagert werden. Bei BNT162b2 sollen minus 70 Grad erforderlich sein. Zudem muss der Impfstoff innerhalb von 5 Tagen verabreicht werden. Bloomberg spricht von einer "Impfung für die Reichen".