Spanien wird von der fünften Covid-Welle überrollt

Sevilla. Bild: Pixabay

In einigen Teilen wird erneut eine nächtliche Ausgangssperre eingeführt, da die Neuinfektionen stark ansteigen und sich Hospitäler und Intensivstationen wieder füllen

Spanien hat aus den Vorgängen um die Delta-Variante in Portugal und aus den eigenen Fehlern des vergangenen Jahres, als ebenfalls viel zu schnell wieder geöffnet wurde, keine Lehren gezogen. Die Hoffnung, dass wegen der Impfprogramme das Sommer-Tourismusgeschäft gerettet werden kann, wird gerade unter wahrhaft explodierenden Zahlen von Neuinfektionen begraben.

Einzelne Regionen gehen nun wieder den portugiesischen Weg und verhängen nächtliche Ausgangssperren, die Portugal schon vor elf Tagen für etwa die Hälfte der Bevölkerung ausgesprochen hatte. Das Land will Zeit für die Verstärkung der Impfkampagne gewinnen und ausgelassene Feiern, vor allem von noch nicht geimpften jungen Menschen, verhindern.

Diesen Weg geht nun in Spanien auch Valencia, wo die Maßnahme schon für 32 Gemeinden gilt. Nur gut einen Monat lang war die nächtliche Ausgangssperre dort aufgehoben. Sie wird nun wegen stark steigender Infektionszahlen erneut verhängt. Die Sieben-Tage-Inzidenz von 200, die auch für die deutsche Bundesregierung Maßgabe ist, um von einem Hochinzidenzgebiet zu sprechen, ist am Montag mit 194 fast erreicht worden.

Abstruse Einschätzung

Aus diesen Daten des spanischen Gesundheitsministeriums wird deutlich, wie abstrus die Einschätzung des Auswärtigen Amts am Freitag war, als der gesamte Staat zum Risikogebiet erklärt wurde. Dass Spanien eigentlich längst ein Hochinzidenzgebiet ist, wurde bereits dargelegt (Spanien ist Extrem-Risikogebiet und hat Portugal überflügelt; Reisen Sie nicht nach Spanien - oder doch, wenn Sie wollen ….

Spanien hatte bereits letzte Woche die Sieben-Tage-Inzidenz von Portugal überschritten, das Nachbarland wird längst als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Es war angesichts der schlechten Tendenz absehbar, dass Spanien schnell die Marke von 200 reißen würde. Das geschah praktisch schon am Freitag mit 199,5.

Da am Montag die Sieben-Tage-Inzidenz nun mit gut 226 sogar deutlich über der Marke liegt, ist es angesichts dieses negativen Trends klar, dass die Bundesregierung ihre absurde Einstufung nicht aufrechterhalten kann.

Quarantäne

Reisende in Spanien oder solche, die vorhaben, das Land zu besuchen, sollten sich also auf verschärfte Quarantäneregeln einstellen. "Personen, die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, müssen sich grundsätzlich direkt nach Ankunft nach Hause - oder in eine sonstige Beherbergung am Zielort - begeben und zehn Tage lang absondern (häusliche Quarantäne)", wird auf den Seiten des Robert Koch-Instituts zu Hochinzidenzgebieten ausgeführt.

Wer über eine Vollimpfung verfügt oder genesen ist, für die oder den entfällt die 14-tägige Quarantänepflicht. Alle anderen müssen zehn Tage in Quarantäne, sie können sich nach fünf Tagen über einen negativen Test "freitesten". Egal ist dabei, auf welchen Weg die Rückreise stattfindet, wobei bei einem Flug ein negativer Test vorgewiesen werden muss. Die Stornierungen in Hotels und von geplanten Reisen steigen, die Tourismusbranche stöhnt schon deutlich.

Die schnelle Öffnung und ein zum Teil unverantwortliches Verhalten haben zu Superspreader-Ereignissen vor allem unter jungen Menschen geführt, die die Ansteckungen aus Urlaubsgebieten im ganzen Land verbreitet haben. Das dürfte nun dazu führen, dass auch in diesem Jahr der Tourismusindustrie das erhoffte Sommergeschäft erneut verhagelt wird.

Dramatische Lage in Kastilien-Leon und Katalonien

Besonders dramatisch ist die Lage derzeit in Kastilien, Leon und Katalonien, wo die Inzidenz schon auf jeweils 448 angestiegen ist. Der katalanische Gesundheitsminister Josep Maria Argimon spricht von einer "Explosion" von Covid-Infektionen und von "mehr als schlechten Daten" angesichts der ansteckenderen Delta-Variante. Man habe zwar einen "Anstieg erwartet, aber keine Explosion", kündigte er "Wochen mit hohen Inzidenzwerten" an. Kneipen müssen nun wieder um 0 Uhr 30 schließen, über eine nächtliche Ausgangssperre wird nachgedacht.

In Zentralspanien ist die Entwicklung schlechter, die Kurve steigt dort steiler. Am Freitag war die Inzidenz in Kastilien und Leon noch bei 369. Während sie in Katalonien seither stabil blieb, ist sie in Zentralspanien stark weiter gestiegen. Da dort deutlich weniger getestet wird, nominal und im Verhältnis zur Bevölkerung, bleiben viele Neuinfektionen unentdeckt. Klar ist, dass sich die zuspitzende Lage immer deutlicher in der Belegung von Hospitälern zeigt.

Zwischen Freitag und Montag stieg die Zahl der Covid-Fälle in Krankenhäusern Kastiliens und Leons deutlich von 131 auf 180 an. Besonders bedenklich sind die Fälle von zwei 60-Jährigen dort, die trotz Vollimpfung auf Intensivstationen verlegt werden mussten. Auch hier wird wieder über eine nächtliche Ausgangssperre nachgedacht.

In Katalonien befinden nun wieder 1.058 Covid-Erkrankte im Krankenhaus und davon 209 auf Intensivstationen. Wurden am Sonntag 104 Erkrankte neu eingeliefert, waren es am Montag schon mehr als 200. Analog dazu wurden am Sonntag 22 Menschen auf Intensivstationen verlegt, am Montag schon 27 und das Durchschnittsalter sinkt.