Impfzentren schließen, Impfappelle werden schärfer

Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, spricht von rücksichtslosem Verhalten der Ungeimpften

Viele Impfzentren schließen, in Hessen, in Baden-Württemberg, Sachsen, Schleswig-Holstein - das hatte sich schon Ende Juni abgezeichnet.

Damals hieß es, dass bis spätestens 30. September die Länder die bisherigen staatlichen oder kommunalen Impfangebote reduzieren und Impfzentren schließen würden, diese aber im "Stand-by-Modus erhalten" bleiben sollen. Allerdings würde es Wochen, wenn nicht Monate dauern, sie bei Bedarf wieder zu öffnen, denn das Personal müsste erneut gewonnen werden, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, im Sommer.

Der Sozialverband VdK macht sich nun Sorgen über die Möglichkeiten für sozial Benachteiligte, sich impfen zu lassen. Seine Präsidentin Verena Bentele fordert mehr niedrigschwellige Angebote als Alternativen zu den Impfzentren.

Wenn die Bevölkerung nicht zur Impfung gehe, dann müsse die "Impfung eben zu den Menschen kommen", empfiehlt Bentele. Sie ist der Überzeugung, dass das verstärkte Angebot mobiler Impfangebote Gebot der Stunde ist: "gerade auch für sozial Benachteiligte und Obdachlose überall dort, wo sie sich im Alltag aufhalten: in der Fußgängerzone, auf dem Supermarktparkplatz, am Sportplatz, vor dem Jobcenter".

Indessen signalisiert der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dass man in den Hausarztpraxen für "die ausstehenden Impfungen" wie auch für die "nun fälligen Auffrischungsimpfungen" gut gerüstet sei, selbst wenn sich gezeigt habe, dass der Beratungsaufwand gestiegen sei.

Der Appell, sich impfen zu lassen, kommt auch vom Vorstandsvorsitzenden Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß. Bei ihm nimmt er die Form einer unverblümten Kritik an den Impfunwilligen an. Zwar habe jeder in einer freien Gesellschaft das Recht auf Krankheit. Das dürfe "aber nicht zur Gefahr für andere werden", zitiert das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) aus einem Aufruf von Gaß. Darin heißt es, dass jeder Patient die bestmögliche Versorgung erhalte, ungeachtet dessen, ob die Erkrankung "selbstverschuldet" sei und "durch ein zumutbares Maß an Prävention oder Vorsicht hätte vermieden werden können".

Dennoch kann ich die Empörung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in den Intensivstationen nachvollziehen, die den ungeimpften Covid-Patienten rücksichtsloses Verhalten vorwerfen

Gerald Gaß

90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen seien nicht geimpft, erklärte Gaus.

Laut dem Impfmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind aktuell 75 Prozent der Über-18-Jährigen in Deutschland doppelt geimpft. Bei den zwischen 12- und 17-Jährigen sind es 34,1 Prozent.

Gestern wurde gemeldet, dass der Sieben-Tage-Schnitt der Corona-Erstimpfungen mit 60.935, auf das niedrigste Niveau seit dem 13. Februar gesunken sei.