Konditionierung für den Biokrieg

Covid-19 ist keine Biowaffe. Sieht man die Pandemie aber als passenden Übungsfall für die Abwehr gefährlicherer Erreger, ergeben sich beunruhigende Perspektiven

Zwei Jahre nach dem ersten Auftreten von Covid-19 in Deutschland machen die aktuellen Infektionsrekorde deutlich, wie wenig die bisherigen Maßnahmen die Ausbreitung des Virus stoppen konnten. Das Gegenteil wäre auch verwunderlich, schaut man auf die Widersprüchlichkeit dieser Maßnahmen selbst: Bis zum heutigen Tag eine Mixtur aus Zögerlichkeit und Überreaktion, Laxheit und Härte.

Die Unzahl an medizinisch vernünftigen, aber nicht oder erst spät umgesetzten Maßnahmen, wie auf der Gegenseite an medizinisch unbegründeten, dafür unbeirrt durchgedrückten Einschränkungen – jüngstes Beispiel ist die Verkürzung des Genesenen-Schutzes – hat von Anfang an Spekulationen über "tiefere" Motivationen bis hin zu Verschwörungstheorien befeuert.

Auch wenn man diese, wie der Autor, nicht teilt, so ist wohl unbestreitbar, dass bei der Pandemiebekämpfung in Deutschland (und anderswo) neben gesundheitspolitischen ebenso wirtschaftliche und machtpolitische Ziele verfolgt wurden. Infektionsschutz scheint selten an erster Stelle gestanden zu haben.

Und doch ging und geht es im weitesten Sinne um Bevölkerungsschutz. Zugespitzt gesagt, wurde in den sogenannten demokratischen Staaten die Seuche in den Dienst genommen, um die Gesellschaft so umzugestalten, dass sie gegen künftige Seuchen (besser) gewappnet ist.

Das klingt erst mal nicht schlecht, doch es enthält ja die Annahme, dass dieser Pandemie weitere folgen werden. Covid-19 ist nur der Anfang. Doch was ist Besonderes an dieser Pandemie, außer dass sie seit fast 100 Jahren – seit der Spanischen Grippe – die mit Abstand verheerendste ist?

Die Antwort: Mit Covid-19 haben Krankheitserreger ihre Unschuld verloren.

Seit der ersten Entschlüsselung des Gencodes Anfang Januar 2020 wird unter Wissenschaftlern darüber gestritten, ob das Virus natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist. Die Frage, ob Covid-19 nicht doch in einem Labor entstand, vielleicht sogar im Zuge von Biowaffenforschung – meist wird dabei nach Wuhan gezeigt, vereinzelt aber auch auf die USA –, steht seit zwei Jahren wie ein Elefant im Raum und wird immer wieder einmal grell angestrahlt.

Dann aber auch gleich wieder fast übereifrig versteckt. Dieses Virus muss "unschuldig" sein, unberührt von Menschenhand, durch natürliche Mutation dem Tierreich entschlüpft. Niemand trägt Verantwortung. Wäre dem nicht so, wären die politischen Folgen unvorhersehbar, deshalb wird möglicherweise die Herkunftsfrage niemals restlos aufgeklärt werden können.

Es ist für die Sonderstellung der Corona-Seuche aber auch gar nicht von Bedeutung, ob sie menschengemacht ist oder nicht. Von Bedeutung ist: Es besteht die reale Möglichkeit.

Biowaffen sind real

In den Medien spielt das Thema Biowaffen derzeit kaum eine Rolle. Das war vor zwei Jahrzehnten noch anders. Bald nach 9/11 und der Ausrufung des "War on Terror" wurde intensiv über Anschläge mit chemischen und biologischen Waffen diskutiert, befeuert durch die "Anthraxbriefe", die bis heute nicht vollständig aufgeklärte Serie von Umschlägen, die mit dem Milzbranderreger verseucht waren. Sie infizierten 22 Menschen, von denen fünf starben. Der Biowaffen-Experte Erhard Geißler stellte seinem Buch über diese Affäre ein Zitat des damaligen US-Präsidenten voran1:

Bioterrorismus ist eine wirkliche Bedrohung für unser Land. Er ist eine Bedrohung für jede Nation, die die Freiheit liebt. Terroristische Gruppen bemühen sich um den Besitz biologischer Waffen; wir wissen, dass einige Schurkenstaaten bereits über sie verfügen. [...] Biologische Waffen sind die potenziell gefährlichsten Waffen auf der Welt.

George W. Bush, 2002

Im Jahr 2002, kurz vor dem Angriff auf den Irak, war dies natürlich auf dessen angebliche Biowaffen gemünzt, die sich später als bewusst gestreute Fakes herausstellten. Der Irak hatte zwar in den 1980er-Jahren an Biowaffen geforscht und Sprengköpfe und Bomben mit Aflatoxin und Milzbrand- und Botulismus-Erregern befüllt, diese aber (im Gegensatz zu Chemiewaffen) nie eingesetzt und 1991 in Befolgung der UN-Resolution 687 vollständig vernichtet.

Die Gefahr, dass staatliche oder private Akteure an Biowaffen arbeiten, bleibt aber akut. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg blies fast zwei Jahrzehnte nach Bush ins gleiche Horn

Diese Waffen sind genauso wie chemische Waffen völkerrechtlich verboten, aber wir müssen auf ihren Einsatz vorbereitet sein, weil wir wissen, dass es diese Waffen immer noch gibt und dass auch die Gefahr besteht, dass sie eingesetzt werden – auch von staatlichen Akteuren und Terroristen.

Jens Stoltenberg, Dezember 2020

Stoltenberg schloss einen nuklearen Vergeltungsschlag im Falle eines Biowaffenangriffs nicht aus. Marketing-Genie Elon Musk hat da mehr (schwarzen) Humor und eine eher defensive Lösung: Er stattet schon seit 2015 die Luftfilter einiger Tesla-SUVs mit einem Biowaffen-Abwehrmodus aus.