Alle Jahre wieder: Blackout-Alarm in Frankreich

Verbrauch prüfen in Frankreich. Bild: Ralf Streck

Das Land hat aber viel Glück gehabt, dass die Kältewelle erst im April kam, denn nun können erneuerbare Energien die Stromlücke zum Teil schließen

Wieder einmal steht Frankreich vor einer "angespannten" Situation bei der Stromerzeugung, weshalb der Netzbetreiber RTE erneut zum Stromsparen aufgerufen hat.

So war die Lage zunächst am Montagvormittag kritisch, weshalb RTE daran erinnert, dass die "Haushalte, Unternehmen oder Gemeinden" dazu beitragen können, den "Stromverbrauch zu senken", indem der Verbrauch an den "erwarteten Spitzenverbrauch" angepasst wird. Man solle zum Beispiel "die Nutzung von Haushaltsgeräten eher auf dieses Wochenende als auf Montag" vorverlegen", hieß es in der Pressemitteilung vom Samstag.

Die Franzosen, die oft mit Strom oft schlecht gedämmte Wohnungen beheizen, sollten vor allem am Montag zwischen 6 Uhr und 12 Uhr den Verbrauch trotz der Kältewelle senken. Schon im Winter hatte RTE gewarnt, dass es zu Problemen kommen könnte, wie Telepolis berichtet hatte. Tatsächlich wurde der erwartete Peak von 73 Gigawatt nicht erreicht, sondern gegen 9 Uhr 15 nur gut 71 Gigawatt registriert.

Dabei ist die Lage ist derzeit nicht einmal extrem zugespitzt, obwohl 27 der 56 meist altersschwachen Atomreaktoren nicht verfügbar sind. Der Atompark trägt gerade mit 32 Gigawatt zum Teil nicht einmal zu 50 Prozent zur Stromversorgung bei. Frankreich hatte Glück, dass die Kältewelle nicht im Winter kam, sondern erst im Frühjahr und vermutlich schnell vorbei ist. Die Versorgungslücke ist deshalb nicht ganz so groß wie im Winter. So konnten am Mittag sogar die wenigen Solaranlagen im Land die Stromversorgung mit gut sieben Gigawatt stabilisieren.

Dazu kamen im Atomstromland am noch fast neun Gigawatt aus Wasserkraft und noch einmal gut sechs Gigawatt Windstrom. Zwischenzeitlich hing Frankreich in der Nacht und am Morgen aber massiv am europäischen Tropf und musste gut 10 Gigawatt aus den Nachbarländern importieren. Auch Kohlekraftwerke, die zuvor großmäulig mit der Begründung Klimaschutz vom Netz genommen worden waren, trugen wieder etwas zur Versorgung bei.

Die Lage in Frankreich spitzt sich wegen des altersschwachen Atomparks und des stockenden Ausbaus von erneuerbaren Energien immer dramatischer zu. Hätte es im Winter eine wirkliche Kältewelle gegeben, wie sie eigentlich in einem normalen Winter üblich wären, wären mindestens wieder einmal die Industriebetriebe abgeschaltet worden.

Einen Spitzenverbrauch von 102 Gigawatt wie im Januar vor 10 Jahren hätte sicher zu einem Blackout geführt. Schon damals warteten alle im Land darauf, dass die Lichter im Land ausgehen, obwohl doppelt so viel AKW-Leistung, wie derzeit verfügbar war.

Seit Anfang Dezember warnt RTE deshalb vor Stromausfällen, da die "Verfügbarkeit" der Atomenergie stark gesunken ist. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass sich Wartungsarbeiten bei einigen Meilern weiter verzögert hatten.

Dazu mussten weitere Atomkraftwerke wegen Korrosion an sicherheitsrelevanten Systemen abgeschaltet werden. Diese Korrosionsprobleme wurden zunächst in Civaux festgestellt. Die beiden Reaktoren wurden dort ebenso abgeschaltet wie in Chooz in den Ardennen abgeschaltet. Es folgten Penly, Flamanville, Cattenom, Bugey... "Die Liste der potenziell betroffenen Standorte wurde immer länger", stellen Medien im Land fest.

Abgeschaltet wurde auch das Uralt-Atomkraftwerk in Fessenheim am Oberrhein, aber der Ersatz, der in Flamanville mit dem "neuen" sogenannten "European Pressurized Reactor" (EPR) eigentlich schon vor zehn Jahren ans Netz gehen sollte, verzögert sich immer weiter. Vor 2024 wird der Reaktor, der für Pleiten, Pech und Pannen steht, jedenfalls auch bis 2024 nicht. Er sollte das wegen gravierender Sicherheitsprobleme eigentlich auch nie tun.

Statt endlich die vielen Milliarden, die weiter in Atomruinen versenkt werden und den Stromversorger EDF in die Pleite treiben, in erneuerbare Energien zu stecken, setzt Frankreich weiter auf den irrigen Atom-Kurs, was natürlich mit massiven militärischen Interessen zu tun hat, wie Präsident Macron auch offen einräumt.