Chinas Eisenbahnindustrie und die neue Seidenstraße

Hochgeschwindigkeitszug CR400AF EMU von CRRC. Bild: N509FZ / CC-BY-SA-4.0

Bahnkonzern CRRC bietet ein umfangreiches Programm für den Gütertransport - technisch ebenbürtig mit westlichen Angeboten, aber billiger

Der chinesische Eisenbahnkonzern CRRC, der inzwischen auch Windkraftanlagen und Mining Dump Trucks produziert, ist in Europa vorwiegend für seine Hochgeschwindigkeitspersonenzüge bekannt. Er liefert jedoch ebenso Omnibusse, die teilweise mit CNG als Kraftstoff betrieben werden, und er ist mittlerweile auch einer der führenden Anbieter von Güterwagen. Die CRRC-Produkte gelten in der Bahnbranche als technisch ebenbürtig, sind aber deutlich günstiger.

Der mit Hauptquartier in Beijing angesiedelte teilstaatliche Konzern CRRC Corporation Limited, bzw. CRRC Group Limited hat etwa 50 Beteiligungen. Sie gehören zu 100 Prozent zum Konzern oder sind zumindest Mehrheitsbeteiligungen. Bei den chinesischen Firmennamen besteht das grundsätzliche Problem, dass im Englischen mehrere unterschiedliche Namen für ein und dasselbe Unternehmen gebraucht werden können. Die Gesamtzahl der Beschäftigten soll bei über 170.000 liegen. Der Güterzugbereich wurde 2018 in der CRRC Qiche Group Co., Ltd. zusammengefasst.

Zu den 100-prozentigen Töchtern im Bereich der Güterwagen zählt die CRRC Shandong Co., LTD., deren Vorläufer im Jahre 1910 gegründet wurde und das damit eines der ersten Eisenbahnausrüstungsunternehmen in China war. Das Unternehmen hat heute mehr als 4.000 Mitarbeiter und eine Fertigungsfläche von über 2.000.000 Quadratmetern. Das Unternehmen in Shandong ist in Europa Lieferant von bis zu 100 Containertragwagen für die schweizerische Hupac SA.

Ein weiterer CRRC-Konzernteil, der sich mit Güterwagen befasst, ist der Waggonbauer CRRC Meishan Co. Ltd., der in Deutschland über sein Kooperationsabkommen mit der RailMaint GmbH in Delitzsch/Sachsen bekannt wurde. Die Standorte gehen teilweise auf ehemalige Ausbesserungswerke der Deutschen Bahn zurück. Sie gelten heute als Deutschlands größtes Instandhaltungsunternehmen im Schienenverkehrsbereich.

Die vom CRRC-Konzern gebauten Güterwagen kommen inzwischen weltweit zum Einsatz. An die DB Cargo lieferte CRRC Shandong 140 Autotransportwagen des Typs Laaers 560.3. Ein anderes Konzernunternehmen startete mit der Lieferung von mehreren Rangierlokomotiven.

Eine deutlich größere Stückzahl an Waggons konnte man im Februar 2022 mit 1.430 Güterwagen an die Tanzania Railways (TRC) für den Einsatz auf der modernen Normalspur-Eisenbahn verkaufen. Auch auf den Strecken der Neuen Seidenstaße kamen chinesische Waggons zum Einsatz.

Eine CRRC Diesel-Lokomotive (SDA1 AC-AC DE) zieht einen Güterzug in Australien. Bild: Jjpryma / CC-BY-SA-4.0

Auswirkungen des Ukraine-Kriegs

Mit dem Krieg in der Ukraine geht der Schienentransport durch Russland jedoch deutlich zurück. Kamen im vergangenen Jahr noch jede Woche rund 60 Containerzüge aus China in Duisburg an, wurde inzwischen die Auslastung deutlich reduziert. Die Züge fahren meist durch Russland, Belarus und Polen. Sie verkehren allerdings auch heute noch weitestgehend planmäßig.

Kunden stellen jedoch verstärkt wieder auf den Seetransport um - aus Sorge vor fehlendem Versicherungsschutz und möglichen Einschränkungen durch Sanktionen, die den Transport mancher Waren und Industriegüter untersagen könnten. Noch haben internationale Speditionen die Chinazüge fest im Programm.

DB Schenker betreut für den Autohersteller BMW etwa den Transport von Autoteilen aus Leipzig nach Shenyang im Nordosten Chinas. Kühne+Nagel wirbt mit seinem KN-Eurasia-Express und auch die Post-Tochter DHL-RailLine vermittelt regelmäßige Abfahrtzeiten von bedeutenden Geschäftszentren in ganz Europa und China.

Kasachstan künftig auch auf der Sanktionsliste?

Der Krieg in der Ukraine könnte das chinesische Projekt der Neuen Seidenstraße, mit dem sich China aus der maritimen Umklammerung durch die USA, die den Seetransport Chinas jederzeit blockieren kann, zumindest teilweise lösen wollte, in durchaus heftige Schwierigkeiten bringen.

Berücksichtigt man dann, dass das vor Kurzem noch als Ersatz für Rohstoffe aus Russland gehandelte Kasachstan sich jetzt ebenso wie Aserbeidschan schon bald auf den westlichen Sanktionslisten finden könnte, sieht man die US-Muskelspiele in Europa noch in einem anderen Licht.