Weihnachtsbeleuchtung: Schlägt die Umwelthilfe den Untergang des Abendlandes vor?

Wozu noch echte Eisbären, Rentiere und Wälder, wenn es auch so schön ist? Symbolbild: Michael Schwarzenberger auf Pixabay (Public Domain)

Wegen Energiekrise und Klimakatastrophe zur Adventszeit auf ein Lichtermeer verzichten? Mit diesem Vorschlag hat die Deutsche Umwelthilfe mal wieder in ein Wespennest gestochen.

Bezeichnend ist, dass die Klimakatastrophe alleine wohl nicht oder erst ein paar sommerliche Dürren später gereicht hätte, um in Deutschland den Verzicht auf eine üppige Weihnachtsbeleuchtung auf die Tagesordnung zu setzen. Angesichts der akuten Energiekrise, die der Sanktionspolitik gegenüber Russland geschuldet ist und auch für Privathaushalte viel grundlegendere Dinge in Frage stellt, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aber nun auch das laut und deutlich – und hat damit mal wieder in ein Wespennest gestochen.

"In diesem Winter sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sowohl auf die Weihnachtsbeleuchtung in Städten, wie auch die der Häuser und Wohnungen verzichtet wird", sagte der Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Montag).

Stromverbrauch wie der einer mittleren Großstadt – pro Jahr

"Angesichts des Kriegs in der Ukraine, der Energieknappheit, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir einmal innehalten", erklärte Resch und wies auf den Stromverbrauch hin: "Allein die privaten Beleuchtungsorgien verursachen pro Jahr einen Stromverbrauch von mehr als 600 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr verbraucht." Hinzu kämen die möglichen Einsparungen durch den Verzicht auf die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten und Gemeinden.

"Vielleicht lässt sich dies ja auf jeweils einen beleuchteten Baum pro Gemeinde reduzieren", schlug Resch vor. Hier bewusst zu verzichten, zu sparen und solidarisch zu sein, das könne diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen.

Trotzmodus gegen "Umwälzhilfe"

Not amused dürfte darüber nicht nur die AfD sein. Deren Fraktionsvize im nordrhein-westfälischen Landtag, Sven Tritschler, will es den Ökos mal so richtig zeigen, auch wenn es seine Stromrechnung in die Höhe treibt: "Extra für Euch gibt's dieses Jahr ein Lichtermeer, das man vom All aus sehen kann", schrieb der 40-Jährige an diesem Montag der Umwelthilfe via Twitter ins Stammbuch.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nennt die Organisation in diesem Zusammenhang "Umwälzhilfe" und meint, diese "selbstzerstörerische Ideologie" müsse gestoppt werden – und Unionspolitiker haben schon Anfang September vor dem Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung gewarnt. "Licht bedeutet auch Hoffnung. Und Weihnachten ist das Fest der Hoffnung", sagte der Berliner CDU-Vorsitzende Kai Wegner der Deutschen Presse-Agentur. "Gerade in dieser Zeit brauchen ganz viele Menschen in unserer Stadt Hoffnung."

Angesichts einer Umfrage über die Zukunftsängste junger Menschen im vergangenen Jahr ist es zumindest für diese Generation eine steile These, dass Hoffnung ausgerechnet so entstehe: 59 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 25 Jahren machten sich demnach große oder extreme Sorgen über den menschengemachten Klimawandel.

Auch CSU-Bürgermeister reduzieren zum Teil die Beleuchtung

Allerdings wird auch in von C-Parteien regierten Gemeinden auf die Energiekrise reagiert. So zum Beispiel in Eichstätt, wo es heuer laut einem Bericht des Donaukurier "keine Weihnachtsbeleuchtung" geben wird. Dies habe Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) vor wenigen Tagen gesagt – und sich dabei auf die seit 1. September geltende "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen" berufen.

Allerdings müsse noch geklärt werden, ob es trotzdem "beleuchtete Christbäume" geben werde, die demnach gar nicht zur Weihnachtsbeleuchtung gezählt werden. Denkbar wären etwa solche mit Zeitschaltuhren und sehr begrenzten Leuchtzeiten oder ein Einschalten nur zu festlichen Anlässen, heißt es.