Hohe Energiepreise: Chemiekonzern BASF kündigt Stellenabbau an einem Standort an

Steamcracker im BASF-Werk Ludwigshafen, Bild: BASF SE

In Europa schwächelt das Geschäft. In China arbeitet das Unternehmen dagegen enorm profitabel. Konzernchef fordert: Die Deutschen sollen vom China-Bashing wegkommen.

Die hohen Energiepreise in Europa fordern ihren Tribut von BASF, dem nach Umsatz größten Chemiekonzern weltweit. Am Mittwoch kündigte BASF-Chef Martin Brudermüller deshalb ein Sparprogramm an.

"Zum einen wächst der europäische Chemiemarkt seit rund einem Jahrzehnt nur noch schwach", begründete Brudermüller das Vorhaben. Vor allem die stark angestiegenen Strom- und Gaspreise setzten das Unternehmen unter Druck.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 seien an den europäischen BASF-Standorten allein für Erdgas erhebliche Mehrkosten entstanden. Brudermüller bezifferte sie auf rund 2,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Aber auch der Dschungel an geplanten EU-Vorschriften belasten das Geschäft und sorgen für Unsicherheiten. "Diese herausfordernden Rahmenbedingungen in Europa gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produzenten", mahnte der BASF-Chef.

Der Konzernvorstand hatte deshalb jüngst ein drastisches Sparprogramm vorgelegt, das in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden soll. Vor allem am Standort Ludwigshafen sollen die Kosten gedrückt werden.

In Ludwigshafen arbeiten rund 39.000 der weltweit 111.000 BASF-Beschäftigten. Wie viele von ihnen gehen müssen, wurde noch nicht offiziell verkündet. Aber die Ankündigung, Stellen streichen zu wollen, wurde bereits von verschiedener Seite kritisiert.

Es sei "maximal instinkt- und respektlos", tiefe Einschnitte an den heimischen Standorten anzukündigen, schimpfte Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Gewerkschaft IG BCE. Zumal Politik und Sozialpartner einen milliardenschweren Abwehrschirm aufspannten.

Janine Wissler, Vorsitzende der Partei Die Linke, wies auf die Verantwortung hin, die Unternehmen für ihre Beschäftigten hätten. "Dass Unternehmen Milliardengewinne machen und gleichzeitig Stellenabbau ankündigen, ist eine Frechheit", sagte sie.

BASF hatte bereits Mitte Oktober Eckdaten für das dritte Quartal vorgelegt. Auf den ersten Blick waren es gute Zahlen: Der Umsatz konnte um zwölf Prozent auf knapp 22 Milliarden Euro gesteigert werden. Das operative Ergebnis – der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sonderposten – brach allerdings um 28 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro. Ein deutliches Zeichen dafür, dass gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie nur teilweise an die Kunden weitergereicht werden konnten.

Während das Chemiegeschäft in Europa lahmt, baut BASF es in China aus. Man sorge sich zwar darüber, was in der Volksrepublik "politisch geschieht", sagte Brudermüller. Es gebe aber "Realitäten", die zu berücksichtigen seien: "Wir haben geschäftliche Beziehungen, die wichtig sind für die deutsche Wirtschaft". BASF habe "ein enorm profitables China-Geschäft".

Zwischen Januar und September dieses Jahres stieg der Umsatz der BASF in China im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro (9,2 Milliarden US-Dollar), wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Der Gesamtumsatz des Unternehmens stieg um 15,6 Prozent auf 68 Milliarden Euro.

Der Konzern baut gerade für rund zehn Milliarden US-Dollar ein integriertes Werk in Zhanjiang in der südchinesischen Provinz Guangzhou. Im vergangenen Monat wurde dort die erste Anlage eingeweiht. Sie wird jährlich 60.000 Tonnen technische Kunststoffe produzieren, die vorrangig in der chinesischen Automobil- und Elektronikindustrie eingesetzt werden, heißt es bei der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.

Der BASF-Chef forderte am Mittwoch: Die Deutschen sollten "vom China-Bashing wegkommen". Und die deutsche Bundesregierung solle eine umfassendere "Resilienzstrategie" entwickeln. "Wir sollten mehr auf uns selbst schauen, auf unsere Defizite und Schwächen, und wie wir sie anpacken können", so Brudermüller.

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