"Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in unserem Land"

Lula am Sonntagabend, 30.10.2022. Bild: PT

Rede des gewählten brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Fokus auf wirtschaftlichen Wiederaufbau. Und eine indirekte Ansage an die Industriestaaten.

Meine Freunde!

Wir haben eine der wichtigsten Wahlen in unserer Geschichte hinter uns. Eine Wahl, bei der sich zwei gegensätzliche Projekte für das Land gegenüberstanden und die heute nur einen großen Gewinner hat: das brasilianische Volk.

Dies ist kein Sieg für mich, für die PT (Partei der Arbeiter, Partido dos Trabalhadores, d. Red.) oder für die Parteien, die mich in diesem Wahlkampf unterstützt haben. Es ist der Sieg einer großen demokratischen Bewegung, die sich über politische Parteien, persönliche Interessen und Ideologien hinweg gebildet hat, damit die Demokratie siegen kann.

An diesem historischen 30. Oktober hat die Mehrheit des brasilianischen Volkes deutlich gemacht, dass sie mehr – und nicht weniger – Demokratie anstrebt.

Sie wollen mehr – und nicht weniger – soziale Integration und Chancen für alle. Sie wollen mehr – und nicht weniger – Respekt und Verständnis zwischen den Brasilianern. Kurz gesagt, sie wollen mehr – und nicht weniger – Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in unserem Land.

Das brasilianische Volk hat heute gezeigt, dass es mehr will, als das heilige Recht auszuüben, zu wählen, wer regieren und über sein Leben bestimmen soll. Die Menschen wollen sich aktiv an den Entscheidungen der Regierung beteiligen.

Das brasilianische Volk hat heute gezeigt, dass es mehr will, als nur das Recht, dagegen zu protestieren, dass es Hunger hat, dass es keine Arbeitsplätze gibt, dass der Lohn nicht ausreicht, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, dass es keinen Zugang zu Gesundheit und Bildung hat, dass es kein Dach über dem Kopf hat, unter dem es leben und seine Kinder in Sicherheit großziehen kann, dass es keine Zukunftsperspektiven gibt.

Das brasilianische Volk will gut wohnen, sich gut ernähren, gut leben. Die Menschen wollen einen guten Arbeitsplatz, ein Gehalt, das stets über der Inflationsrate liegt, sie wollen ein gutes Gesundheitswesen und eine gute öffentliche Bildung.

Sie wollen Religionsfreiheit. Sie wollen Bücher anstelle von Waffen. Sie wollen ins Theater gehen, ins Kino, Zugang zu allen Kulturgütern haben, denn Kultur nährt unsere Seele.

Das brasilianische Volk will wieder Hoffnung haben.

Das ist mein Verständnis von Demokratie. Nicht nur als ein schönes Wort, das im Gesetz steht, sondern als etwas Greifbares, das wir spüren und das wir täglich mit aufbauen können.

Diese Demokratie im weitesten Sinne des Wortes hat das brasilianische Volk heute gewählt. Für diese reale und konkrete Demokratie haben wir uns während unserer Kampagne eingesetzt.

Und es ist diese Demokratie, die wir jeden Tag in unserer Regierung aufzubauen versuchen werden. Mit einem Wirtschaftswachstum, das sich auf die gesamte Bevölkerung verteilt, denn so sollte die Wirtschaft funktionieren - als ein Instrument zur Verbesserung des Lebens aller und nicht zur Aufrechterhaltung von Ungleichheiten.

Das Rad der Wirtschaft wird sich wieder drehen, mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, höheren Löhnen und der Neuverhandlung der Schulden von Familien, die ihre Kaufkraft verloren haben.

Das Rad der Wirtschaft wird sich wieder drehen und die Armen werden einen Teil des Haushalts ausmachen. Mit der Unterstützung kleiner und mittlerer ländlicher Erzeuger, die für 70 Prozent der Lebensmittel verantwortlich sind, die auf unseren Tellern landen.

Mit allen möglichen Anreizen für Kleinst- und Kleinunternehmer, damit sie ihr außerordentliches kreatives Potenzial in den Dienst der Entwicklung des Landes stellen können.

Es ist notwendig, voranzuschreiten. Dazu gehört auch eine Verstärkung der Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Gewährleistung, dass Frauen für die Ausübung gleicher Tätigkeiten den gleichen Lohn wie Männer erhalten.

Rassismus, Vorurteilen und Diskriminierung unnachgiebig entgegenzutreten, damit Weiße, Schwarze und Ureinwohner die gleichen Rechte und Chancen haben.

Nur so werden wir in der Lage sein, ein Land für alle aufzubauen. Ein gleichberechtigtes Brasilien, dessen Priorität die Menschen sind, die es am meisten brauchen.

Ein Brasilien mit Frieden, Demokratie und Chancen.

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