COP27 in Ägypten: Gibt es einen Ausweg aus dem globalen Klima-Versagen?

Klimaaktivist:innen bezeichnen Klimagipfel auch als Tatorte, weil vor allem die USA immer wieder versuchen, den Entwicklungsländern unfaire Klima-Deals aufzuzwingen. Bild: Ehimetalor Akhere Unuabona / Unsplash Licence

Klimagipfel werden von westlichen Medien immer wieder als Schritt in die richtige Richtung präsentiert, während man die eigene Regierung grün wäscht. Doch ein Blick hinter die Kulissen offenbart ein anderes Bild. Wie stehen die Chancen für eine Klimawende? (Teil 2)

Der 27. Klimagipfel in Ägypten hat gestern begonnen. Am Ende werden wir wahrscheinlich wieder zu hören bekommen, dass kleine Schritte besser sind als gar keine, dass China, Indien und so weiter schuld an der Misere sind, dass man mit Klimaschutz einfach keine Wahlen gewinnen kann (und die Bevölkerung nicht überfordern darf) oder dass Wirtschafts- und Energiekrisen andere Prioritäten erfordern.

Vor allem suchen die Journalist:innen insbesondere in den Industrieländern fast nie die Schuld bei der eigenen Regierung. Sie blenden die unangenehmen Tatsachen gerne aus. Aber wie im ersten Teil der Analyse bereits dargelegt, ist die internationale Klimadiplomatie seit den 90er-Jahren insbesondere von den Industriestaaten immer wieder torpediert worden. Auch der allseits umjubelte Klimagipfel in Paris im Jahr 2015 brachte keinesfalls den erwünschten Durchbruch.

Die Treibhausgas-Emissionen stiegen nach dem "historischen Abkommen" daher weiter an, weil weder die Klimaziele der wohlhabenden Länder, noch ihre vagen Versprechen in Hinsicht auf Klimagelder für die armen Ländern, noch die unangemessenen Klimaschutz-Maßnahmen, die sie anboten, daran etwas ändern konnten.

Aber was ist mit dem Klimagipfel in Glasgow letztes Jahr? Hat das Treffen nicht die Hoffnung auf eine Wende am Leben erhalten?

Das kommt darauf an, worauf man sich bezieht. Denn es fanden im letzten Jahr in der schottischen Hauptstadt tatsächlich zwei Klimagipfel statt, wie zuvor in Paris oder Kopenhagen.

Es gab die COP26, die offizielle "Conference of the Partie", bei der sich die staatlichen Delegierten in einem Kongresszentrum trafen, begleitet von Lobbygruppen wie die der fossilen Brennstoffindustrie. Sie stellt faktisch mit über 500 Delegierten die größte Delegation, wenn sie ein Staat wäre.

Dann gab es den von der COP26-Koalition organisierten "Gipfel der Menschen". Im Grunde genommen handelt es sich dabei um ein zivilgesellschaftliches und bewegungsbasiertes Bündnis, das in seinem Kern die Bedürfnisse und Forderungen der Bürger:innen, des Globalen Südens und der indigenen Völker vertritt.

Hunderte von Veranstaltungen und große Demonstrationen fanden in Glasgow statt. 150.000 Menschen aus der ganzen Welt protestierten für einen Green New Deal und Klimagerechtigkeit. Das Treffen war also weitaus größer als das offizielle.

Demonstration am 6. November 2021 in Glasgow auf der COP26, an der über 100.000 Menschen aus der ganzen Welt teilnahmen, trotz Regens und Sturm. Quelle: Kontext TV, David Goeßmann

Zwischen den beiden Gipfeltreffen gibt es jedoch große Unterschiede.

Auf dem ersten Gipfel beschlossen die einflussreichsten Länder, die Welt auf einem Kurs zu halten, der letztendlich den Planeten verbrennen wird – jenseits aller Rhetorik und schönen Reden, die man von den Staats- und Regierungschefs hören konnte. Denn selbst wenn alle Versprechen, die die Regierungen in Glasgow gaben, eingehalten werden, würden wir in diesem Jahrhundert drei Grad Celsius an Temperaturerhöhung oder noch mehr erreichen, wie Klimaexperten wie Kevin Anderson vom Tyndall Center for Climate Change Research feststellen – was das Leben auf der Erde, insbesondere für die menschliche Spezies, katastrophal verändern würde.

Die Premierministerin von Barbados bezeichnete in ihrer Rede die mangelnden Zusagen der Industrieländer in Bezug auf Emissionssenkungen und Klimafinanzierung als "rücksichtslos", "gefährlich", "unmoralisch" und "ungerecht". Greta Thunberg prägte die berühmte Phrase "bla, bla, bla" für das, was in Glasgow geschah und immer noch geschieht: Greenwashing.

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