Energiekrise: Kosten für schwimmende LNG-Terminals verdoppeln sich

Symbolfoto: LNG-Terminal auf Malta, Bild: Zlatkaxpatka, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Damit hatte die Bundesregierung nicht gerechnet: Für den Bau der Anlagen muss sie nun rund 3,6 Milliarden Euro zusätzlich zahlen. Aber ohne die Terminals wären wohl relevante Teile der Industrie in Gefahr.

Flüssiggas (LNG) soll Deutschland unabhängig von russischen Exporten machen – und das lässt sich die Bundesregierung einiges kosten. Für die schwimmenden LNG-Terminals, die zum Teil schon in diesem Winter in Betrieb gehen sollen, werden rund 6,56 Milliarden Euro fällig. Die Anlagen werden damit mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich geplant, berichtete der Spiegel am Sonntag.

Ursprünglich waren im Bundeshaushalt für den Bau noch 2,94 Milliarden Euro vorgesehen. Doch kürzlich hatte der Haushaltsausschuss im Bundestag zusätzliches Geld für die Terminals bewilligt. Die Erhöhung sei "aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Situation notwendig", hieß es demnach.

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) begründet den Anstieg der Kosten damit, dass die alte Summe in der ersten Phase der Neuorganisation der Gasversorgung eingestellt worden sei. Absoluten Vorrang habe damals "die schnellstmögliche Charterung" der sehr gefragten schwimmenden Terminals gehabt.

In der Zwischenzeit habe man sich mit "zahlreichen Akteuren" abstimmen können und dabei seien "weitere Kosten bestimmt und zunächst prognostizierte Kosten konkretisiert" worden. Das betreffe etwa Betriebskosten und Kosten für zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen an Land.

Sollten die schwimmenden LNG-Terminals zuerst nur vorübergehenden Charakter haben, so plant die Bundesregierung jetzt offenbar länger mit ihnen. Ursprünglich sollten sie für zehn Jahre gechartert werden, nun sollen zumindest zwei Anlagen bis zu 15 Jahren gebucht werden.

Es gibt zwar die Option, heißt es in dem Bericht, dass der Zeitraum auf zehn Jahre verkürzt werden kann – viel Zeit zum Überlegen bleibt der Bundesregierung allerdings nicht. Im nächsten Jahr muss sie sich schon entscheiden. Statt vier Anlagen sollen jetzt auch sechs zum Einsatz kommen.

Die Mehrkosten rechtfertigt das BMWK damit der Energiesicherheit. "Insbesondere die Reduktion und dann der Wegfall von russischen Gaslieferungen machen" die schwimmenden Terminals "zwingend notwendig". Ohne verlässliche neue Gasversorgung wären relevante Teile der Industrie im nächsten Jahr gefährdet.

Der Haushaltsausschuss hat die zusätzlichen Gelder zwar bewilligt, ihm fehlt allerdings ein "Gesamtkonzept" für die LNG-Terminals. Bis zum Frühjahr soll es die Bundesregierung nachreichen. Dabei sollen genaue Angaben gemacht werden über den Bedarf, die Kosten und die Klimawirkung der Anlagen.

"Kurzfristig ist die Gasversorgung zu sichern", erklärte der Grünen-Haushaltspolitiker Sven Christian Kindler gegenüber dem Spiegel. Aber man müsse aufpassen, "dabei keine fossilen Überkapazitäten für die Zukunft zu schaffen". Deshalb sei mehr Klarheit über Kosten und Risiken notwendig.

Die Kostenexplosion stieß bei der Opposition im Bundestag auf Kritik. "Die Ampelkoalition hat sich mit der alternativlosen Nutzung von LNG-Gas erpressbar gemacht und muss jetzt Milliarden draufzahlen", sagte der Linken-Haushaltspolitiker Victor Perli dem Spiegel. Seiner Meinung nach hätten die deutschen Energiekonzerne in relevantem Umfang an den Kosten beteiligt werden müssen. "RWE und Co. machen mit diesem Geschäft Rekordgewinne", so Perli.

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