Blackout-Gefahren steigen in Frankreich und in Großbritannien

EDF schaltet Atomreaktoren in Frankreich ab, um Brennstoff zu sparen und droht Großbritannien wegen Besteuerung von Zufallsgewinnen mit Blackout. Macron macht sich mit Aussagen zur Klimakrise lächerlich.

Kürzlich hatten wir aufgezeigt, dass auch Großbritannien wegen der Abhängigkeit von französischem Atomstrom der Blackout droht, da Frankreich vom Stromexporteur zum Importeur geworden ist.

Weil Atomstrom sehr teuer und ohne massive Subventionen unrentabel ist, droht der französische Stromriese EDF mit der frühzeitigen Abschaltung von zwei Atomkraftwerken in Großbritannien, sollte die britische Regierung an der Besteuerung von Zufallsgewinnen (windfall profits) auf "kohlenstoffarme" Stromerzeugung festhalten.

Mit der "Windfall Tax" sollen vom "Himmel fallende" Übergewinne besteuert werden, die über das absurde Tarifsystem (merit order) entstehen. Danach bestimmt den Strompreis immer die teuerste Form seiner Erzeugung.

Die EDF hatte vor dem Jahreswechsel erklärt, über die zusätzliche Abgabe werde es erheblich schwerer, die altersschwachen Atomkraftwerke Heysham 1 und Hartlepool weiter in Betrieb zu halten.

Über die neue Steuer werden befristet Zufallsgewinne auf kohlenstoffarme Stromerzeugung seit dem 1. Januar nun mit 45 Prozent besteuert. Heysham 1 und Hartlepool sollen nach bisherigen Plänen der EDF, die alle fünf verbleibenden Atomkraftwerke im Land betreibt, eigentlich erst im kommenden Jahr abgeschaltet werden.

Stromknappheit in Europa

Atomkraft ist auch im britischen Königreich auf dem absteigenden Ast, von einst 45 Reaktoren sind nur noch 11 am Netz.

Abgeschaltet wird nun endlich auch der belgische Riss-Reaktor Tihange 2. Am 31. Januar wird endlich der Stecker gezogen, hat der Betreiber Engie inzwischen bestätigt.

Klar ist, dass sich damit die Stromknappheit in Europa weiter zuspitzt. Vor den Blackout-Szenarien, mit denen der britische Netzbetreiber National Grid schon arbeitet, ist die EDF-Aussage eine nur wenig verdeckte Blackout-Drohung, um die Regierung dazu zu bringen, die Windfall Tax wenigstens zu verringern.

Vorbild Spanien

Dieser Vorgang ist schon aus Spanien bekannt, wo die Atomkraftwerksbetreiber – in typischer spanischer Offenheit – bereits im September mit frühzeitiger Abschaltung von Atommeilern gedroht hatten, sollten die Zufallsgewinne besteuert werden. Denn der große spanische Stromerzeuger Iberdrola hatte schon vor Jahren eingeräumt, dass Atomkraftwerke längst "unwirtschaftlich" sind.

Sollten die vom Himmel fallenden Milliardengewinne nun besteuert werden, führe das zur "wirtschaftlichen und finanziellen Unrentabilität" der Atomanlagen", sprach die spanische Atomlobby und drohte mit Abschaltung (siehe: AKW-Abschaltung ohne garantierte Milliardengewinne?).

In Spanien wirkte die Erpressung wie üblich. Aus der groß angekündigten Übergewinnsteuer für Banken und Energieversorger durch den Ankündigungsmeister Pedro Sánchez wurde nach dem Widerstand der entsprechenden Lobbys eine auf zwei Jahre befristete Mini-Steuer in der Höhe von 4,8 Prozent. Und es ist auch noch offen, ob die Abgabe vor Gericht gekippt wird.

Es sagt viel über die selbsternannte "fortschrittlichste" Regierung der spanischen Geschichte aus, wenn sogar britische Konservative Zufallsgewinne fast zehnmal höher besteuern.

Neben der Windfall Tax auf "kohlenstoffarme" Erzeugung von 45 Prozent – also auch auf Solar- und Windstromerzeugung –, werden nach den Finanzplänen, die Finanzminister Jeremy Hunt im November vorgestellt hatte, die Übergewinnsteuer auch für die Gas- und Ölindustrie auf 35 Prozent erhöht.

Gewinne werden nun insgesamt mit 75 Prozent auf Geschäfte in Großbritannien besteuert. Die Steuer soll bis 2028 eingezogen werden und dem britischen Fiskus mehr als 45 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Man darf gespannt sein, ob die britischen Konservativen wie die spanischen Sozialdemokraten einknicken. Da die Steuer schon in Kraft ist, ist das aber eher unwahrscheinlich.

Es dürfte sich also eher um eine leere Drohung des krisengeschüttelten französischen Atomstromkonzerns EDF handeln, der bekanntlich in der Heimat schwer in der Bredouille ist. Er bringt sogar stark reparaturbedürftige Riss-Reaktoren in der Hoffnung wieder ans Netz, den drohenden Blackout abzuwenden, vor dem der Netzbetreiber RTE schon länger warnt.

Glück mit dem Wetter

Die Regierung in Paris hat Wetterglück. Bedingt durch die Klimakatastrophe ist es auch in Frankreich derzeit viel zu warm. So nahm die EDF über den Jahreswechsel zehn Atomkraftwerke vom Netz, um "Brennstoff zu sparen", wie der spezialisierte Nachrichtendienst Montel gemeldet hatte.

Die Temperaturen lagen zum Jahreswechsel sogar 7,6 °C über dem Normalwert, weshalb die französische Nachfrage mit durchschnittlich 47 GW um 10,2 GW unter dem Normalwert liegen werde, hatte Montel berichtet.

Das ändert aber nichts daran, dass die Stromlücke in Frankreich enorm ist. Sie kann auch über Exporte nicht geschlossen werden, wenn es wirklich so kalt würde, wie es im Winter eigentlich sein sollte. Der Zeitplan, um die altersschwachen Reaktoren wieder anzufahren, ist bekanntlich nicht einzuhalten.

Aber selbst, wenn alle Atomkraftwerke laufen würden, bringen sie nur gut 60 Gigawatt Leistung. Disponibel sind derzeit nur gut 41 Gigawatt, also nur etwa 61 Prozent. In der Spitze verbrauchte in einem kälteren Januar Frankreich aber auch ohne E-Mobilität schon 102 Gigawatt.